Monheim Wie Social Media der Pflege helfen soll

Azubis werden dringend gesucht. So wirbt Gudrun Haase-Kolkowski von der VPD-Sozialstation Monheim.

In der Pflege fehlen Azubis. Sie sagen, dabei geht es nicht nur ums Geld.

Haase-Kolkowski: Ich glaube, dass junge Menschen andere Berufe attraktiver finden. Das liegt daran, weil es nicht die nötige Wertschätzung gibt in der Gesellschaft und es aber auch gar nicht bekannt ist, was der Beruf für Chancen und Möglichkeiten bietet.

Welche Konsequenz ziehen Sie persönlich daraus für die Azubi-Suche?

Haase-Kolkowski: Wir haben uns ein Projekt überlegt. Junge Menschen lernen den Pflegeberuf kennen und sollen gleichzeitig mit sozialen Medien arbeiten. Das ist ihnen im Allgemeinen näher als die Pflege und kann vielleicht Vorurteile abbauen. Bei dem Projekt arbeiten sie eng mit den zu Pflegenden zusammen – aber nicht direkt und nur in der Pflege. Sie sind technische Helfer der Menschen und lernen sich darüber kennen. Dadurch, glaube ich, bauen sich Vorurteile ab – und auch eine Hemmschwelle.

Welche Vorteile gibt es denn?

Haase-Kolkowski: Das Problem ist, dass man jemandem bei der Pflege sehr nahe kommt. Das setzt für viele eine Beziehung und Vertrauen voraus. Pflege ist eine sehr anspruchsvolle und personenbezogene Dienstleistung. Den Beruf macht aber mehr aus als die reine Pflege.

Was ist mehr – und was kommt Schönes zurück.

Haase-Kolkowski: Es geht um Beziehungen und Beziehungsgestaltungen. Die Menschen öffnen sich. Man erfährt Geschichten, Biographien, rührende Momente, Herzlichkeit und Wertschätzung. Es wird von den zu Pflegenden auch längst nicht alles als selbstverständlich erachtet.

Wie viele Azubis suchen Sie aktuell?

Haase-Kolkowski: Wir suchen zwei – einen in Monheim und einen in Hilden.

Was lernen die Azubis?

Haase-Kolkowski: Jede Menge. Sie haben viele Stationen. Sie sind bei uns, im Krankenhaus oder in einer stationären Einrichtung oder in Hilden in der Tagespflege, da kommen Menschen tagsüber und gehen abends nach Hause. In der Berufsschule in Mettmann lernen sie die Theorie – da geht es zum Beispiel um Medizinisches, Unterstützung für die Lebensgestaltung, Rechtliches oder um kulturelle und religiöse Themen des Lebens.

Derzeit wird wieder über eine allgemeine Dienstpflicht diskutiert. Jugendliche sollen wieder dienen – zum Beispiel auch in der Pflege. Eine Lösung?

Haase-Kolkowski: Da bin ich sehr zwiegespalten. Eine Freiwilligkeit tut der Pflege gut. Wir sollten das den jungen Menschen nicht überstülpen, weil es passt nicht zu jedem. Auf der anderen Seite brauchen wir unbedingt Leute – und der ein oder andere könnte so eine Affinität zum Beruf bekommen, die er sonst gar nicht bekommen würde.

Sie hatten auch die Spezialisierungen und Chancen angesprochen. Was ist da möglich?

Haase-Kolkowski: Man kann später zum Beispiel ins Management gehen oder in die psychiatrische Pflege, in die Palliativpflege, Wundversorgung oder Intensivpflege.

Wie wird sich die Pflege wohl in der Zukunft entwickeln?

Haase-Kolkowski: Sie wird sicher digitaler werden. Auch deshalb finde ich es gut, wenn sich junge Menschen damit auseinandersetzen, dass es digitale Lösungen gibt und diese Themen in der Pflege ankommen. In Japan gibt es schon Robotiks – Pflegeroboter. Das wird sicher irgendwann auch hier kommen. Die Azubis von heute sind dann vielleicht diejenigen, die das umsetzen oder sogar mitentwickeln.

Sabine Schmitt stellte die Fragen

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