Monheim Wie gesund ist die Verwaltung?

Düsseldorf · Mit einer Fragebogenaktion wurde jetzt die Arbeitsfähigkeit der städtischen Mitarbeiter ergründet, um diese vor allem durch eine bessere Führung möglichst lange zu erhalten. 2021 ist mehr als die Hälfte der Belegschaft über 50.

Schon allein um den Fachkräftemangel zu beheben, rücken ältere Beschäftigte immer mehr in den Blick öffentlicher und privatwirtschaftlicher Personalchefs. Während sie noch in den 90er Jahren vorzugsweise in Ausstiegsmodelle wie Altersteilzeit und Vorruhestand gedrängt wurde, werden die Kompetenzen und das Erfahrungswissen der Generation 55+ zunehmend wertgeschätzt. In Betrieben und Verwaltungen gewinnt daher die Frage an Bedeutung, welche Bedürfnisse diese Klientel in Bezug auf Gesundheitsförderung, Arbeitsorganisation und Weiterbildung hat.

Durchschnittsalter 53

Die Notwendigkeit, sich damit zu befassen, offenbart schon ein Blick auf die Altersstruktur der Monheimer Verwaltung: Das Durchschnittsalter der Belegschaft wird von jetzt 45,84 Jahre in 2021 auf 52,67 Jahre steigen – unter der Annahme, dass jährlich zwei Personen eingestellt werden – , während die Gesamtzahl der Beschäftigten von 545 auf 498 sinkt. "Die Zahl der über-55-Jährigen wird von 112 auf 265 wachsen", erklärt Martin Frömmer, Leiter des Bereichs Zentraler Service. "Deren Arbeitsfähigkeit müssen wir erhalten, um den Schwund an Wissen und Köpfen zu kompensieren."

Deshalb hat er jetzt die Phase 2 des Betrieblichen Gesundheitsmanagements gezündet. Um auf einer möglichst breiten Datenbasis strategische Ziele einer künftigen Gesundheitsvorsorge formulieren zu können, sollten die 537 Mitarbeiter der Stadtverwaltung im März eine persönliche Einschätzung ihrer Arbeitsfähigkeit abgeben. "Die Rücklaufquote war mit 212 abgegebenen Fragebögen sehr gut", so Frömmer. Aus den Ergebnissen dieses WAI (Work Ability Index)-Instruments sollen Maßnahmen abgeleitet werden, die nicht nur die individuelle Gesundheit, Arbeitsinhalte und -umgebung betreffen, sondern vor allem auch Aspekte der Arbeitsorganisation und Führung. "Früher haben wird immer angenommen, dass vor allem der richtige Stuhl und das richtige Licht die Arbeitsfähigkeit beeinflussen, viel wichtiger aber sind die Führungssituation, Motivation und Zusammenarbeit," sagt Frömmer. Auf etwaige Defizite deute die Zunahme an psychischen Erkrankungen – auch im Rathaus. Möglicherweise werde also die Stadt am Ende mehr in Seminare für Gesprächsführung und Konfliktmanagement investieren müssen.

Arbeitszeitverkürzung

Schonräume für weniger belastbare Mitarbeiter gebe es angesichts eines fortschreitenden Personalabbaus schon lange nicht mehr. Zur Entlastung der über-60-jährigen Mitarbeiter, die ihre Angehörigen pflegten, gebe es die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit von 39 auf 34/32 Stunden zu reduzieren. "Sie können das durch ihr Mehr an Routine wettmachen."

Neben der Arbeitszeitflexibilisierung trägt auch die selbstverständliche Einbeziehung der älteren Mitarbeiter in Weiterbildungsangebote zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit bei. Während die Investition in die Bildung älterer Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft oft als "nicht mehr lohnend" angesehen wird, ist in der Verwaltung das "lebenslange Lernen" längst Prinzip. Frömmer: "Bis zum Ausscheiden aus dem Dienst fördern wir den Erwerb fachlicher und sozialer Kompetenzen. Dass man mit 45 ausgelernt hat, gilt heute nicht mehr."

(RP)
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