Langenfeld Wie aus Arbeitslosen Facharbeiter werden

Langenfeld · Ein Sonderprogramm der Arbeitsagentur macht aus Arbeitslosen mit geringer Qualifikation und schwierigen Lebensläufen gut geschulte Fachkräfte – und die werden in den Unternehmen dringend benötigt.

 Nach zwei abgebrochenen Lehren und einer Umschulung ist Tobias Bach jetzt Industriemechaniker bei Geberit Mapress.

Nach zwei abgebrochenen Lehren und einer Umschulung ist Tobias Bach jetzt Industriemechaniker bei Geberit Mapress.

Foto: Matzerath

Ein Sonderprogramm der Arbeitsagentur macht aus Arbeitslosen mit geringer Qualifikation und schwierigen Lebensläufen gut geschulte Fachkräfte — und die werden in den Unternehmen dringend benötigt.

Es rappelt, zischt und poltert in Fertigungshalle 137. Es riecht nach Metall und Maschinenöl. Tausende Rohrfittings für Gas- und Wärmeleitungen stellt das Unternehmen Geberit Mapress täglich her. Die Maßarbeit aus Langenfeld ist weltweit gefragt. Beliefert werden Kunden in fast allen Winkeln der Erde. Entsprechend gut ist die Auftragslage. Die Maschinen arbeiten auf Hochtouren. Mittendrin ist Tobias Bach. Der 32-Jährige hat sich in einem Schulungsprogramm der Bundesagentur für Arbeit zum Industriemechaniker ausbilden lassen. "Initiative zur Flankierung des Strukturwandels" lautet der etwas sperrige Name der Maßnahme. Die Vorsitzende der Arbeitsagentur Mettmann, Ute Ackerschott, spricht daher lieber vom "Iflas-Programm", mit dem die Qualifizierung von Arbeitslosen gelingen soll.

"Wir wollen Menschen mit geringer Qualifikation eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt verschaffen", erklärt Ackerschott, die darin eine "Win-Win-Situation" sieht: "Die Leute finden eine gute Beschäftigung mit Perspektive und die Betriebe können dem Fachkräftemangel entgegen wirken." Bundesweit gibt es 20 000 Plätze in dem Programm, von denen alleine 5800 NRW zur Verfügung stehen. Im Kreis Mettmann können sich 200 Arbeitslose entsprechend ihrer Talente und Neigungen fortbilden.

Einer von ihnen war Tobias Bach. Nach dem Wehrdienst brach der heute 32-Jährige zwei Ausbildungen ab. Danach versuchte er sein Glück in einer Druckerei, die jedoch nach ein paar Jahren insolvent war. "Nach diesem Rückschlag wollte ich meine Zukunft auf ein vernünftiges Fundament stellen", sagt Bach, "also habe ich an dem Programm teilgenommen." Zwei Jahre dauert die staatlich geförderte Ausbildung zum Industriemechaniker. Einen Großteil der Zeit hat der Familienvater bereits bei Geberit Mapress gearbeitet. "Wir haben ihn sofort übernommen, weil wir qualifizierte Mitarbeiter brauchen", sagt Friedrich Krämer, Personalleiter des Unternehmens mit rund 700 Mitarbeitern. "In bestimmten Bereichen gibt es einen hohen Bedarf an Facharbeitern."

Auf die Arbeitsmarktdaten hat das allerdings kaum einen nennenswerten Einfluss. "Es gibt weniger Entlassungen und eine gleichbleibende Zahl von Einstellungen", sagt Ackerschott. "Es wird deutlich, dass der Boom der vergangenen Jahre vorbei ist." Trotzdem gebe es im Kreis Mettmann keinen Grund für Pessimismus. Besonders in metallverarbeitenden Betrieben würden demnach viele neue Stellen geschaffen — ebenso wie in der Logistik- und Transportbranche. Fast schon klassischerweise unterbesetzt sind die sozialen Berufe in den Bereichen Pflege und Gesundheit.

Die Agentur für Arbeit in Langenfeld, die auch Monheim abdeckt, vermeldete einen leichten Rückgang der Arbeitslosenquote — um 0,1 auf 6,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen sank um 40 auf 3380 in beiden Städten, wobei in Langenfeld 1607 Arbeitslose leben, und in Monheim 1773. Insgesamt wurden im Mai 165 Stellen im Agenturbezirk neu gemeldet. Damit stehen 392 Stellen in beiden Städten zur Bewerbung offen. "Der Arbeitsmarkt plätschert im Moment eher so vor sich hin", meint Ackschott, "aber die Entwicklung im Kreis Mettmann ist insgesamt positiv."

(dora)
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