Langenfeld WFB meistert Krise

Düsseldorf · Die Werkstätten für Behinderte konnten sich in 2009 dank Zertifizierung, hoher Kundenzufriedenheit und Kontinuität behaupten. Erwartete hatte die Geschäftsleitung Einbrüche von bis zu 30 Prozent.

Die Prognosen für das Wirtschaftskrisenjahr 2009 verhießen nichts Gutes: Fachberichte sagten den Werkstätten für Behinderte dramatische Umsatz-Einbrüche von 30 Prozent voraus. Entsprechend vorsichtig setzte die Geschäftsleitung ihre Zahlen und Prognosen im Wirtschaftsplan ein.

Ein Jahr später fällt das Fazit nahezu euphorisch aus: "Der Umsatz lag mit 2,922 Millionen Euro nur 4,5 Prozent unter dem des Vorjahres. Das ist ein sehr gutes Ergebnis", erklärt Reinhard Ockel, Aufsichtsratsvorsitzender der WFB Werkstätten des Kreises Mettmann GmbH. Davon profitierten auch die behinderten Mitarbeiter, deren monatliche Entgelte sich auf durchschnittlich 193 Euro ('08: 177 Euro) erhöhten. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den sechs Werkstätten an den drei Standorten Langenfeld, Velbert und Ratingen stieg auf 1064, die Überbelegung der nur 1050 Plätze habe der Landschaftsverband Rheinland als Kostenträger abgesegnet.

Zertifizierung unabdingbar

Das Ergebnis 2009 sei gerade vor dem Hintergrund, dass man in einem stärkeren Wettbewerb stehe und dazu besondere Ansprüche an die Arbeitsplätze erfüllen müsse, "eine tolle Leistung", findet Geschäftsführer Heinrich Feilhauer. Im Krisenjahr habe sich die Zertifizierung als entscheidend für die Auftragslage erwiesen. Bei einer Kundenbefragung im Herbst gaben 73 Prozent der Unternehmen sie als "unabdingbar" an. 93 Prozent der Befragten erklärten sich mit der Leistung der Werkstätten "zufrieden" bis "sehr zufrieden", wobei sie insbesondere die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit hervorhoben. "Durch Mitleid allein kriegt man keine Aufträge", weiß Feilhauer.

Für 2010 hat sich die Geschäftsführung vorgenommen, das Ergebnis von 2008 (3,057 Mio Euro) wieder zu erreichen. Grundlage für den Bestand und die Weiterentwicklung des Unternehmens WFB sei die Kontinuität nach außen und innen. Mit der Hälfte ihrer Kunden arbeiten die Werkstätten schon mehr als zehn Jahre zusammen. Mit dem Kinderroller- und Fahrradhersteller Puky aus Wülfrath bestehen schon seit 30 Jahren Geschäftsbeziehungen. "Exklusiv" ist auch die Fertigung der 10 000 Babyschalenspiegel jährlich, die auch während der Autofahrt einen Blickkontakt mit dem Säugling zulassen. Die Personalfluktuation sei mit 1,5 Prozent sehr niedrig, 118 Mitarbeiter gehörten bereits seit zehn Jahren dem Betrieb an.

Große Landbau-Maschinen

Während der Landschaftsverband die Personalkosten trägt, müssen die Werkstätten alles, was mit der Produktion zu tun hat, selber erwirtschaften. 700 000 Euro will die Geschäftsleitung 2010 investieren, unter anderem für Geräte zur Bearbeitung großer Flächen im Landschaftsbau. Neueste Errungenschaft ist eine Hurco VMX 42 t für eine spezialisierte metallverarbeitende Werkstatt in Velbert. 150 000 Euro sollen in Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen fließen.

Die Flexibilität seines Unternehmens sei die Chance, die nach chinesischer Lesart einer jeden Krise innewohnt, sagt Feilhauer: "Wir können viele unserer 2000 Hände schnell einsetzen, um Spitzen abzubauen."

frage des tages

(RP)
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