RP-Serie Tiere in der Stadt (1) Wenn das Wild in die "Zivilisation" umzieht

Langenfeld · Marder, Waschbären und Füchse erreichen die Städte. Im Vorjahr wurden im Kreisgebiet 100 Wildschweine geschossen.

In unseren Städten wird es wild. Immer mehr Tiere aus Wald und Feld wandern in Vorgärten ein und suchen sich auf Dachböden ein neues Zuhause. Fuchs, Marder, Waschbär und Wildschwein verlassen ihren bisherigen Lebensraum und lassen sich in der Nachbarschaft nieder. "Das beobachten wir bereits seit einigen Jahren. Denn wir Menschen bieten diesen Tieren ein hervorragendes Nahrungsspektrum. Besonders Allesfresser finden in Mülltonnen und Komposthaufen einen reich gedeckten Tisch", sagt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Gerd Spiecker.

Marder und Waschbär belassen es jedoch häufig nicht bei Streifzügen durch die Zivilisation, sondern richten sich dort auch gleich häuslich ein. Dachböden sind bei diesen Vierbeinern auf Wohnungssuche beliebt. "Dem Marder genügt bereits ein kleines Loch. Er nistet sich auch in die Isolierung ein, frisst sie auf", weiß Spiecker. Gleichzeitig raubt das nachtaktive Tier den Bewohnern den Schlaf und hinterlässt einen bestialischen Gestank.

"Meine Frau saß neulich auf der Toilette, und der Marder schaute durchs Fenster rein", erzählt Reinhardt Weniger. Der Kreisjagdberater und Vorsitzende des Hegerings Wülfrath rät dazu, kräftig dagegen zu stinken, um den Marder aus dem Haus zu treiben. "Am besten den Dachboden mit billigem Parfüm ausspritzen und dann das Loch suchen und schließen, bevor der Marder zurückkommt." Anschließend sollten auch alle Klettermöglichkeiten wie Spaliere oder überhängende Äste verschwinden, die Dachrinne muss eine Kralle bekommen, denn sonst ist der Marder nach ein paar Tagen wieder da.

Ähnliches gilt für den Waschbär, der auch gerne den Schornstein nutzt, um es sich im Haus gemütlich zu machen. Diese auf den ersten Blick putzigen Tierchen sind keine angenehmen Mitbewohner. "Sie können sehr aggressiv reagieren", warnt Reinhardt Weniger. "Mit ihren Pfoten sind sie außerdem überaus geschickt und öffnen dreist Dosen und Deckel", ergänzt Gerd Spiecker. Die Größe der Population sei schwer zu schätzen, da die Tiere in der Stadt vor den Jägern sicher sind. Ein "Gefährte" des Menschen ist inzwischen auch der Fuchs.

In Gärten und Parks sucht er nicht nur nach Futter, sondern zieht dort auch seine Jungen groß. "In Düsseldorf und im Kreis Mettmann hatten wir im vorigen Jahr mehr als 1500 Füchse gehabt", berichtet Spiecker. Er legt auch auf die roten Vierbeiner an, denn obwohl die Tollwut inzwischen weitgehend ausgerottet sei, könnten sie noch andere Seuchen übertragen. Reinhardt Weniger warnt besonders vor dem Fuchsbandwurm, der auch den Menschen befalle. "Er verursacht unter anderem Leberschäden. Die Ursache erkennen die Ärzte oft zu spät. Das kann tödliche Folgen haben."

Für den Verkehr sind allerdings die Wildschweine, die inzwischen ebenfalls in den Kreis eingewandert sind, die größte Gefahr. Sie fühlen sich in Hilden und Langenfeld besonders wohl. "Im Jagdjahr 2012/2013 haben wir mehr als 100 Wildschweine erlegt", berichtet Weniger. "Wir haben schon häufiger Anrufe von Anwohnern der Ohligser Straße bekommen, wo die Tiere den Vorgarten umgegraben hatten." Der vermehrte Maisanbau lockt die Tiere an, und in den Feldern finden sie Deckung. Wenn sie abgeerntet sind, ziehen sie auf der Suche nach Leckerbissen weiter in die Vorgärten. Wer den schützen möchte, muss den Zaun mindestens 30 Zentimeter in die Erde eingraben und einen Meter in die Höhe ziehen, sonst ist er für die Tiere kein Hindernis.

Nächste Folge: Wildtieren ein Zuhause geben

(RP)
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