Übergewicht und Allergien beispielsweise sind gesundheitliche Beeinträchtigungen, die bei vielen Kindern erst mit dem Schulalter festgestellt werden. Umso alarmierender sind die Zahlen, die die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) jetzt vorlegt. Demnach sinkt die Bereitschaft der Eltern mit dem Schuleintritt ihrer Kinder, diese zu den vorgeschriebenen Vorsorgeuntersuchungen zu schicken. Lediglich 15 Prozent der Versicherten in der entsprechenden Altersgruppe beanspruchten die Untersuchungen U 10 für Sieben- bis Achtjährige und J 1 (Zwölf- bis 14-Jährige). Zur U 11 (Neun- bis Zehnjährige) gingen laut KKH 13 Prozent. Diesen Trend bestätigt Kinderärztin Dr. Paula Menzel aus Baumberg. "Zur U 10 und U 11 kommen nicht einmal 20 Prozent der Kinder", sagt sie. "Das liegt wohl auch daran, dass nicht alle Krankenkassen die Untersuchung bezahlen." Der Langenfelder Kinderarzt Dr. Holger Muscheid macht andere Erfahrungen. "Die Zahlen sind regional sehr unterschiedlich." Er räumt aber ein, dass das Interesse an den Vorsorgeuntersuchungen mit dem Schuleintritt abnehme. Werden zur U 8 und U 9 noch rund 80 Prozent der Mädchen und Jungen vorgestellt, sind es in Langenfeld bei der U 10 und der U 11 nur noch 50 bis 60 Prozent. Die Vorsorgemüdigkeit könne gesundheitliche Folgen haben, warnt der niedergelassene Arzt. Weil sich Kinder im Grundschulalter in der Wachstumsphase befinden, können bei den regelmäßigen Checks Wirbelsäulenerkrankungen frühzeitig erkannt werden. Übergewicht und die Folgen zeigen sich bei Kindern meist erst nach dem Grundschulalter. "Deshalb spreche ich mit meinen Patienten nicht nur über Schulprobleme und ihren Medienkonsum, sondern auch darüber, wie wichtige Bewegung ist, und wie sie sich richtig ernähren können."

Seine Monheimer Kollegin Dr. Paula Menzel würde es deshalb begrüßen, wenn mehr Kinder den Check wahrnehmen. Bessere Zahlen meldet Dr. Muscheid bei der J 1. Rund 70 Prozent der Jugendlichen ließen sich untersuchen. Im Bundesdurchschnitt sind es 40 Prozent, so der Arzt. "Das liegt auch mit daran, dass das Kreisgesundheitsamt in Mettmann die Mädchen und Jungen gezielt anschreibt und sie an diesen Termin erinnert." Besonders für Mädchen sei er wichtig, weil es dabei auch um die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs gehe. Seit kurzem könne diese Impfung sogar schon bei der U 11 gemacht werden, informiert Dr. Claudia Niederer, Leiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes im Kreis Mettmann. Außerdem würden Fragen der Verhütung besprochen. "Heutzutage kommen Mädchen bereits mit zehn Jahren in die Pubertät; Jungen sind etwas später, mit zwölf oder dreizehn soweit", weiß Dr. Muscheid. Die Checks in den ersten beiden Lebensjahren und auch noch bis zum Schuleintritt werden in rund 90 Prozent der Fälle wahrgenommen. "Das hängt damit zusammen, dass es für Kinderärzte eine Meldepflicht gibt", erläutert der Mediziner. Die Daten würden an die Landesgesundheitszentrale weitergeleitet. Dr. Niederer ergänzt die Zahlen mit Angaben für den Kreis. So legten zur jüngsten Schuleingangsuntersuchung vor den Sommerferien 2014 rund 97,1 Prozent der Eltern das gelbe Heft vor. Die U 7 war darin bei 88 Prozent der Kinder vermerkt. Die U 8 bei 97 Prozent (2005: 94 Prozent), die U 9 bei 94 Prozent (2005: 85 Prozent).