Monheim Weihbischof besucht Flüchtlingsheim

Monheim · Für Selami und Tevide Mustafi war es kein leichter Weg nach Deutschland, aber er war dringend notwendig, um das Leben ihrer Tochter zu retten. Die Zehnjährige leidet seit ihrer Geburt an einem schweren Hüftfehler, der ihr Wachstum behindert. Immer wieder muss das Mädchen operiert werden. Der letzte Eingriff war vor knapp drei Jahren in einer Klinik in Belgien. In ihrer Heimat Mazedonien gibt es nur eine unzureichende medizinische Versorgung, die für Menschen aus einfachen Verhältnissen im Grunde unbezahlbar ist. Auf der Suche nach Heilung für das Kind sind die Mustafis nach Deutschland gekommen - als Asylbewerber. Zur Zeit leben sie im Übergangswohnheim an der Niederstraße.

 Pfarrer Burkhard Hoffmann (re.) begleitet Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (Mitte) in die Unterkunft an der Niederstraße.

Pfarrer Burkhard Hoffmann (re.) begleitet Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (Mitte) in die Unterkunft an der Niederstraße.

Foto: MATZERATH

Im Rahmen seiner zweitägigen Visite in der Monheimer Gemeinde, besuchte der Kölner Weihbischhof Dr. Dominikus Schwaderlapp diese Unterkunft. "Das war für mich eine einprägsame Erfahrung", meinte der 47-Jährige anschließend. "Die Arbeit dort ist ein Segen und macht deutlich, dass Asyl nicht nur eine politische Frage ist, sondern vor allem eine menschliche." Es handele sich bei den Flüchtlingen um Einzelschicksale völlig unterschiedlicher Art. "Das hohe Engagement, das die Mitarbeiter in den Einrichtungen zeigen, ist beeindruckend", bekennt Schwaderlapp.

Gemeint ist damit unter anderem Slavica Dahmen, die für den Katholischen Verein für soziale Dienste (SKFM) Flüchtlinge betreut - unter anderem hilft sie auch der Familie Mustafi. Über verschiedene Hilfsorganisationen sind die Mazedonier nach Deutschland gekommen. Sie haben insgesamt drei Kinder. Tochter Seijma hat den schweren Hüftfehler, der nun im Juni an der Universitätsklinik Düsseldorf behoben werden soll. Der komplizierte Eingriff kann nur von Experten durchgeführt werden. "Es gibt nicht nur Menschen, die wegen Krieg, politischer Verfolgung oder Armut aus ihrer Heimat flüchten", sagt Dahmen. "Ein großer Teil kommt auch aus medizinischen Gründen nach Deutschland."

In Monheim leben derzeit 187 Flüchtlinge aus allen Winkeln der Erde, darunter 70 Kinder. Sie sind in den Wohnheimen an der Nieder- und Rhenaniastraße untergebracht. Slavica Dahmen hilft den Asylbewerbern bei nahezu allen Fragen. Dabei arbeitet sie mit Fachwissen - und sehr viel Herz. Als eine andere Familie mit dem Weihbischhof über ihre Geschichte reden will, bricht die Mutter spontan in Tränen aus und will sich nicht weiter äußern. Dahmen ist sofort zur Stelle, nimmt die Roma in den Arm und gibt ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Auch das gehört dazu", sagt sie. Es gehe trotz aller Probleme schließlich um Menschlichkeit.

Es sind durchaus eindrucksvolle Erlebnisse, die Schwaderlapp von der Visite in Monheim mitnimmt. Am Dienstag hatte er bereits die Tafel des SKFM besucht und sich ein Bild gemacht. Außerdem zelebrierte er einen Gottesdienst für Frauen an St. Dionysius und nahm sich Zeit für ein ausführliches Gespräch mit den Seelsorgern vor Ort. Die Asylproblematik treibt auch den Weihbischof um - vor allem mit Blick auf den nach wie vor tobenden Bürgerkrieg in Syrien. "Die katholische Kirche und auch viele andere Akteure bieten im Kreis Mettmann einige Anlaufstellen und Hilfen für Flüchtlinge", sagt der Kölner. "Wichtig ist, dass im konkreten Einzelfall geholfen wird - auch wenn die politischen und gesellschaftlichen Fragen in Sachen Asyl nicht von jetzt auf gleich gelöst werden können."

Familie Mustafi ist jedenfalls sehr dankbar. Sobald ihre Tochter wieder gesund ist, wollen sie wieder zurück nach Mazedonien. Selami Mustafi ist gelernter Elektriker und will wieder in seinem Beruf arbeiten. "Es war ein weiter und komplizierter Weg bis nach Monheim", sagt er. "Aber jetzt sind wir einfach nur glücklich, dass unserem Kind geholfen wird."

(RP)
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