Monheim/Langenfeld Neue Firma verwertet Klärschlamm

Monheim/Langenfeld · Düsseldorf, Münster, Aggerverband, Bergisch-Rheinischer Wasserverband und Wupperverband tun sich zusammen.

 Im Monheimer Klärwerk prüfen Betriebsstellenleiter Volker Kaiser (l.) und BRW-Fachbereichsleiter Markus Koch den Zustand des Wassers, das nach drei mechanischen Reinigungsstufen nun im so genannten Belebungsbecken biologisch gesäubert wird.

Im Monheimer Klärwerk prüfen Betriebsstellenleiter Volker Kaiser (l.) und BRW-Fachbereichsleiter Markus Koch den Zustand des Wassers, das nach drei mechanischen Reinigungsstufen nun im so genannten Belebungsbecken biologisch gesäubert wird.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Im Monheimer Klärwerk an der Niederstraße säubert der Bergisch-Rheinische   Wasserverband (BRW) das Abwasser aus Monheim und  aus Langenfeld.  „Es muss glasklar sein, bis es von hier aus an der Baumberger Deichstraße in den Rhein geleitet wird“, sagt BRW-Fachbereichsleiter Markus Koch. Dazu durchläuft das Schmutzwasser aus Toiletten und Waschbecken in mehreren Stufen diverse Becken mit Rechenanlagen und Sandfang, bei dem Feststoffe und Schlamm herausgeholt werden. Danach reinigen Bakterien die vorgeklärte Brühe biologisch und am Ende wird dem Wasser noch auf physikalisch-chemische Weise Stickstoff und Phosphor entzogen. Dazu fällt neben Sand und Gas jede Menge Klärschlamm an, den es zu entsorgen gilt.

Mit der Unterzeichnung eines Gesellschaftsvertrags haben jetzt in Wuppertal der BRW, zwei weitere Wasserverbände und zwei kommunale Stadtentwässerungsbetriebe aus Nordrhein-Westfalen den Grundstein für eine zukünftige gemeinsame Klärschlammentsorgung gelegt: BRW, Aggerverband,  Wupperverband sowie  die Entwässerungsbetriebe  aus Düsseldorf und Münster. Die neue Gesellschaft trägt den Namen Klärschlammverwertung Buchenhofen GmbH. Die fünf Partner planen, künftig am Wuppertaler Standort Buchenhofen ihre Klärschlämme gemeinsam in einer neuen Verbrennungsanlage zu entsorgen.

Die neu gegründete GmbH wird nun mit der Planung für dieses Vorhaben beginnen. Ingo Noppen, Technischer Betriebsleiter des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf, erklärt: „In einer großen Anlage kann der Klärschlamm deutlich günstiger verbrannt werden als jeder Partner dieses einzeln leisten könnte. Gleichzeitig wird es einfacher, die gesetzlich vorgeschriebene Rückgewinnungspflicht des im Klärschlamm enthaltenen Phosphors zu erfüllen.“

     Der im Monheimer Klärwerk des BRW durch Hochleistungszentrifugen entwässerte und nach dem Faulprozess in Silos und Turm fast geruchlose Schlamm wird nach nochmaliger Entwässerung in Zentrifugen auf Lkw verladen und zur Verbrennungsanlage gebracht.

Der im Monheimer Klärwerk des BRW durch Hochleistungszentrifugen entwässerte und nach dem Faulprozess in Silos und Turm fast geruchlose Schlamm wird nach nochmaliger Entwässerung in Zentrifugen auf Lkw verladen und zur Verbrennungsanlage gebracht.

Foto: Rheinische Post/Stephan Meisel (mei)

Die neue Schlammverbrennungsanlage entsteht auf dem Standort Buchenhofen des Wupperverbandes. Hier betreibt der Verband seine größte Kläranlage und bereits seit 1977 eine Schlammverbrennungsanlage. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlage wird der Wupperverband die vorhandene Anlage weiter zur Verbrennung eigener und externer Klärschlämme nutzen.

Die neue Anlage soll mit einer Kapazität von insgesamt 36.000 Tonnen etwas mehr als die jetzige Anlage des Wupperverbandes am gleichen Standort leisten, deren Kapazität bei 32.000 Tonnen liegt. Sie bietet zudem technisch und wirtschaftlich gute Voraussetzungen für die gesetzlich ab 2029 geforderte Rückgewinnung von Phosphor, der zu einem erheblichen Anteil in der Verbrennungsasche enthalten ist. Dieser für den Menschen überlebenswichtige Rohstoff ist in der Natur endlich. Daher soll er künftig zurückgewonnen werden.

So können die Partner durch die Gründung der GmbH und den gemeinsamen Neubau einer modernen Schlammverbrennungsanlage gleich drei Pluspunkte erzielen: Entsorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und die Umsetzung zukünftiger gesetzlicher Anforderungen.

Hintergrund: Schon heute wird laut Umweltbundesamt der überwiegende Teil der rund 1,8 Millionen Tonnen kommunaler Klärschlämme in Deutschland nicht mehr landwirtschaftlich eingesetzt, sondern thermisch in Mono- und Mitverbrennungsanlagen behandelt. Mit der novellierten Klärschlammverordnung, die am 3. Oktober 2017 in Kraft getreten ist, soll nach einer Übergangsfrist bis zum Jahresanfang 2029, beziehungsweise 2032 die direkte bodenbezogene Verwertung von Klärschlamm aus Kläranlagen für größere Städte eingestellt werden. Laut aktuellem Kenntnisstand  kann die Finanzierung der Phosphorrückgewinnung in Kläranlagen auf die Abwassergebühr umgelegt werden. Damit ist eine Finanzierung auf kommunaler Ebene gesichert. Es wird geschätzt, dass sich die zu erwartenden Mehrkosten für Verbraucher die Abwassergebühren nur geringfügig erhöhen (geschätzt etwa drei bis elf Euro pro Einwohner im Jahr).

Der Bergisch-Rheinische Wasserverband mit Sitz in Haan hat 2017 50,75 Millionen Kubikmeter Schmutz- und Niederschlagswasser von knapp 520.000 Menschen in 22 Klärwerken gereinigt. Dabei fielen rund 34.510 Kubikmeter Klärschlamm an. Davon wurden 21.000 Kubikmeter in der Klärschlammverbrennungsanlage Buchenhofen verbrannt und 13.000 Kubikmeter in verschiedenen Kraftwerken.

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