Langenfeld Was für Freaks: Per Twike durch die Stadt

Langenfeld · Wenn Herbert Küppers und Hildegard Meyer mit ihrem knallgelben Gefährt durch Langenfeld flitzen, ziehen sie schnell alle Blicke auf sich: Sie fahren Twike - ein dreirädriges Elektro-Mobil.

Langenfeld: Was für Freaks: Per Twike durch die Stadt
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

So ist es auch diesmal. Kaum ist das Liegefahrrad mit Elektromotor auf dem Langenfelder Marktplatz abgestellt, da öffnet sich die Tür des benachbarten Eiscafés und das Gefährt wird gründlich unter die Lupe genommen. "Das Twike ist auch ein kleiner Ego-Trip", sagt Fahrer Herbert Küppers. "Die Leute schauen, machen Fotos, man kommt schnell ins Gespräch." Und wie auf Bestellung zückt eine Passantin ihr Handy und lichtet das ungewöhnliche Fortbewegungsmittel ab.

Seit drei Jahren sind Herbert Küppers und Hildegard Meyer mit ihrem Twike unterwegs. Herbert Küppers liegt Radfahren im Blut. "Ich bin viele Jahre Rennrad gefahren, hatte aber immer schon die Idee, mich mit Pedalkraft, aber durch eine Kabine geschützt, fortzubewegen." Die Wunscherfüllung ließ lange auf sich warten: "Ein reines Liege-Fahrrad war nichts für mich. Damit erreicht man gerade mal 20 Stundenkilometer und ist schnell körperlich kaputt. Das macht keinen Spaß." Also gönnte sich Herbert Küppers zusätzlich einen Elektroantrieb.

Damit ist ihm kein Weg zu weit. Regelmäßig pendelt er mit seinem Twike zwischen Köln und Langenfeld. Die weiteste Reise führte ihn nach Berlin. "Nach 300 Kilometern tut einem schon der Hintern weh", gibt er zu. Auf langen Touren wird der Beifahrersitz durch eine Pritsche ersetzt, auf der Herbert Küppers auch schlafen kann: "Das kleinste Wohnmobil der Welt." Die Abenteuerlust liegt dem leidenschaftlichen Radfahrer wohl auch im Blut - lernt er doch bei seiner Suche nach Steckdosen stets neue Leute kennen.

Eins kann Herbert Küppers auch mit einer guten Portion Enthusiasmus nicht abstellen: "Man ist verletzlich." Bergauf, mit einem Lastwagen im Nacken, kann einem schon mal mulmig werden. Beifahrerin Hildegard Meyer sieht es gelassen: "Ich fühle mich immer sicher mit dem Twike." So weit die Theorie. Jetzt will ich wissen, wie es ist, halb liegend, den Allerwertesten knapp 30 Zentimeter über dem Asphalt, die Welt zu erkunden. Der Pilot scannt mich kurz ein: "Ab 1,90 Meter Körpergröße wird es ungemütlich." Bis dahin fehlen mir 25 Zentimeter - trotzdem ist schon das Einsteigen eine Herausforderung. "Das linke Bein auf das Stahlrohr in der Mitte, rechts abstützen und heruntersinken lassen." Etwas ungelenk nehme ich Platz. Die wichtigste Anweisung folgt auf dem Fuße: "Wenn ich aufhöre zu treten, hören Sie auch auf", lerne ich. "Dann muss ich schalten." Anschnallen und los geht's. Herbert Küppers steuert mit einem Joy-Stick. Zügig nehmen wir Fahrt auf. Wendig schlängelt sich das Twike über den Marktplatz. "Ich muss ein bisschen vorsichtig sein. Wir machen keine Geräusche. Fußgänger und Radfahrer hören uns nicht", so Herbert Küppers. Und in der Tat staunt ein Radfahrer nicht schlecht, als er von uns überholt wird.

Die Überraschung ist ganz auf meiner Seite, als der Pilot auf die Autobahn abbiegt: "Das schaffen wir." Also treten wir fleißig in die Pedale. "81, 82, 83, 85 - mehr geht nicht." Ich muss Hildegard Meyer Recht geben. Ich fühle mich ungewohnt, aber nicht unsicher.

Amüsierte Blicke folgen dem knallgelben Gefährt. Der ein oder andere Autofahrer überlässt uns sogar wohlwollend die Vorfahrt, nur um noch einen Blick zu erhaschen. Kaum habe ich mich an das Fortbewegungsmittel gewöhnt, sind wir auch schon wieder in der Innenstadt. Da ich sonst eher Sportmuffel bin, rechne ich beim Aussteigen mit zittrigen Oberschenkeln. Aber der kleine Ausflug hat keine Spuren hinterlassen. Bis auf eine: Ein Lächeln - bei Herbert Küppers, bei den Passanten und bei mir.

(bind)
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