Langenfeld Warten auf Stolpersteine

Düsseldorf · Vor mehr als fünf Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, den Künstler Gunter Demnig 14 Messingtäfelchen mit Namen jüdischer Opfer der NS-Zeit verlegen zu lassen. Doch bislang wurden erst sechs davon platziert.

Ein Mensch sei erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Mit diesem Denkansatz erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig an Opfer des Nationalsozialismus, indem er vor deren letztem Wohnhaus ein Messingtäfelchen mit Namen und Lebensdaten als so genannten Stolperstein in den Boden einlässt. Im März 2005 hatte der Stadtrat 14 solcher Stolpersteine für ehemalige Langenfelder beschlossen, die als Juden beim Holocaust ihr Leben verloren hatten. Indes sind am heutigen 72. Jahrestag der Reichspogromnacht, in der auch die Langenfelder Synagoge zerstört wurde, und fünfeinhalb Jahre nach besagtem Ratsbeschluss gerade mal sechs dieser 14 Mahnzeichen zu finden. Die Stadtverwaltung scheint das Projekt nur halbherzig zu verfolgen.

Kaufmannsfamilie Meyer

Auf Nachfrage der RP blieb der zuständige städtische Fachbereichsleiter Manfred Rommel gestern eine schlüssige Antwort auf die Frage schuldig, warum die beschlossenen Stolpersteine noch nicht verlegt sind. 60 Jahre nach Kriegsende hatte Demnig am 8. Mai 2005 vor der Stadthalle die ersten fünf Messingtäfelchen in Erinnerung an die große jüdische Kaufmannsfamilie Meyer in den Boden eingelassen. Emmy, Bernhard, Helga, Edith und Rosa Rebekka Meyer wohnten einst an der Hauptstraße 133. Die jüngste war Helga, die im Alter von zehn Jahren nach Riga deportiert und ermordet wurde. Im Februar 2007 verlegte Demnig vor dem Amtsgericht einen Stolperstein für Karl Meyer, der am 2. März 1944 im KZ Buchenwald starb.

Die Verlegung von vier vom Rat beschlossenen Stolpersteinen an der Ganspohler-, Grenz- und Berghausener Straße scheiterte bislang am Einspruch von Bürgern. Rommel zufolge sperren sich hiergegen Eigentümer der angrenzenden Grundstücke, die den Wert ihrer Immobilie hierdurch beeinträchtigt sähen. Nach einer Klausel im Ratsbeschluss von 2005 war das Einverständnis der Anlieger indes Voraussetzung für die Messingtäfelchen auf dem Gehweg.

Im Falle eines Hauses an der Bahnstraße, in dem nach Angaben des Heimathistorikers Günter Schmitz einst Mitglieder der Familie Salomon gewohnt hatten, gibt es solch einen Einspruch nicht. Schmitz, der seit langem die Geschichte der Juden in Langenfeld erforscht und dabei Einzelschicksalen nachspürt, bezeichnete es gestern als "sehr enttäuschend und unverständlich, dass die Verlegung der Stolpersteine nicht weitergeht".

Dabei hatte im Dezember 2008 der damalige Bürgermeister Magnus Staehler im Rat versichert, dass die vier Steine für die Bahnstraße bestellt seien und "demnächst verlegt werden". Auf eine schriftlich bei Günter Demnig erfolgte Bestellung vom 8. März 2005 verwies gestern auch Fachbereichsleiter Rommel. "Seither warten wir, dass der in ganz Deutschland und auch anderen Ländern sehr beschäftigte Künstler uns hierfür einen Termin mitteilt. 2007 haben wir noch einmal nachgehakt, aber bislang ergebnislos".

Nicht auf der Warteliste

Auf Anfrage der RP verneinte indes die Berlinerin Uta Franke, die für Demnig das Stolperstein-Projekt koordiniert, solch eine noch ausstehende Bestellung. "Die liegt mir nicht vor. Wenn Langenfeld weitere Stolpersteine haben möchten, dann muss sich von dort jemand melden und einen Termin vereinbaren."

"Das irritiert mich jetzt aber", wunderte sich Rommel ob dieser von der RP mitgeteilten Aussage. Er versprach, den Kontakt zu der Koordinatorin aufzunehmen, um das Projekt voranzutreiben.

frage des tages

(RP)
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