Langenfeld/Monheim Wahlwerbung auf der Resterampe

Langenfeld/Monheim · Zehn Tage nach der Bundestagswahl hängen noch Wahlplakate. Betroffene Parteien bekommen Post aus dem Rathaus.

 Vergessenes Plakat an der Theodor-Heuss-Straße in Langenfeld.

Vergessenes Plakat an der Theodor-Heuss-Straße in Langenfeld.

Foto: RALPH MATZERATH

Zehn Tage nach der Bundestagswahl hängen noch Wahlplakate. Betroffene Parteien bekommen Post aus dem Rathaus.

So richtig zuversichtlich auf den FDP-Wahlplakaten hat Direktkandidat Moritz Körner schon vor dem 22. September nicht ausgeschaut. Jetzt hängt der 23-Jährige immer noch, zum Beispiel an der B 8 oder am Sändchen in Langenfeld — und mit jedem Tag scheint der Jungliberale trauriger dreinzublicken angesichts der zwei Prozent Stimmen für ihn persönlich und dem Rauswurf seiner Partei aus dem Bundestag. Zehn Tage ist die Wahl nun her, und noch immer ist an manchen Ecken plakatiert, vor allem für FDP und Linke. "Spätestens eine Woche nach dem Urnengang müssen die Plakate eigentlich weg", sagt Heike Müller, stellvertretende Ordnungsamtschefin im Langenfelder Rathaus. "Sollten wir bei unseren bevorstehenden Kontrollgängen noch auf welche stoßen, werden wir die zuständigen Ortsparteien anschreiben und das Abhängen anmahnen."

In Monheim ist es ähnlich geregelt. "Wir rufen die Parteien nach Ablauf der Sondernutzungsfrist, falls nötig, an", sagt Hans-Helmut Heinig von der zuständigen Verkehrsüberwachung im Rathaus. Theoretisch droht Ortsverbänden, die ihre Plakate nicht wieder beseitigen, ein Zwangsgeld. Aber das war nach der Erinnerung beider Behördenmitarbeiter noch nie nötig. Spätestens nach der ersten Anmahnung verschwänden die Wahlplakate in aller Regel aus dem Straßenbild. "Es muss ja auch nicht immer Nachlässigkeit im Spiel sein; einige Plakate werden wohl glatt vergessen", sagt Heike Müller. Ihr Monheimer Kollege Heinig hat zudem den Eindruck, dass "die meiste Wahlwerbung zügiger als sonst weggeräumt wurde".

Am schnellsten waren diesmal CDU und SPD — was daran liegen könnte, dass die großflächigen Tafeln von einer Spezialfirma (siehe Infobox) angebracht und auch wieder entfernt werden. Und die beiden großen Parteien hatten schlicht mehr große Werbetafeln als die Kleineren. Deshalb durfte man sich, zumindest in Langenfeld, über den gemütlichen Kleingartenrentner und andere altbackene Motive, die sich nach dem dritten Hingucken als Reklame für die Grünen entpuppten, noch ein paar Tage länger amüsieren. Inzwischen schreit nur noch die "Linke" die Verkehrsteilnehmer großflächig an. "Revolution?" fragt sie zum Beispiel an der Theodor-Heuss-Straße in Langenfeld.

FDP-Kandidat Körner hat für solche Sprüche nur seinen Vor-der-Wahl-ist-nach-der-Wahl-Gesichtsausdruck übrig. Dass der Student immer noch hängt, liegt nach Auskunft seines Wahlkampfmanagers Yannick Hoppe schlichtweg an den personellen Möglichkeiten der Freidemokraten: "Während die großen Parteien zum Teil auch Firmen beauftragen, sind bei uns, von den Großplakaten abgesehen, nur Ehrenamtler im Einsatz."

Bei der Langenfelder FDP sind es nach Angaben ihres Vorsitzenden Frank Noack genau zwei: er und sein Ratsfraktionskollege Hans-Peter Büttgenbach. "Wir machen die Parteiarbeit nebenher, neben Beruf und Familie. Bei fast 50 Plakaten im Stadtgebiet kann es daher vorkommen, dass einzelne Plakate ein paar Tage länger hängen als üblich." Mit Faulheit oder gar Schockstarre nach dem Debakel vom 22. September habe dies nichts zu tun: "Wäre es eine Kommunalwahl gewesen, dann wäre ich vermutlich jetzt noch frustriert. Aber das Desaster bei der Bundestagswahl, das haben andere zu verantworten, nicht wir, die Plakatkleber in den Ortsvereinen."

Einer von ihnen war übrigens krank. Der Kreisverband der Grünen hatte diesmal ebenfalls plakatiert, und Kreisgeschäftsführer Dirk Kapell ist zuständig fürs Abhängen. Allerdings war er beim Aufhängen nicht dabei und weiß daher auch nicht, wo überall noch Plakate hängen könnten: Sollte er das eine oder andere übersehen, gilt für genervte Anwohner: "Bitte beim Ortsverband melden. Wir kommen vorbei", so Kapell.

Rigoroser handhabt es übrigens die Kreisstadt Erkrath. Dort ist von heute an Wahlwerbung verboten, alle Reste von Plakaten müssen bis zum Abend verschwunden sein. Muss die Stadt tätig werden, um zum Beispiel Plakate mit einem Hubsteiger aus den Bäumen zu holen, kann es teuer für die Parteien werden.

www.rp-online.de/langenfeld

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort