Langenfeld Vorleser machen Bücher zu Freunden

Langenfeld · Seit zehn Jahren lesen Bürger in der Stadtbibliothek Langenfeld Kindern samstags etwas vor.

 Die Vorlesepaten treffen sich regelmäßig in der Stadtbibliothek Langenfeld und gehen auch in Kindertagesstätten. Die Auswahl der Bücher treffen sie individuell.

Die Vorlesepaten treffen sich regelmäßig in der Stadtbibliothek Langenfeld und gehen auch in Kindertagesstätten. Die Auswahl der Bücher treffen sie individuell.

Foto: Ralph matzerath

Wenn es gut läuft, ist es mucksmäuschenstill, immerhin eine gute Dreiviertelstunde lang. Langsam rutschen alle immer enger zusammen. Denn dann kann man auch die Bilder zur Geschichte sehen. Und manchmal fängt ein Kind selber an zu erzählen: "Da ist mir gestern etwas ganz Ähnliches passiert..." Einmal hat ein schon etwas älteres Mädchen einer Vorleserin das Buch aus der Hand genommen mit den Worten: "So, jetzt lese ich Dir mal ein paar Seiten vor..." Jeder hier am Tisch hat solche Erinnerungen und jeder freut sich, wenn die Kurzen nach dem Happy End "Danke fürs Vorlesen" sagen. Seit 2005 gibt es in der Stadtbibliothek die ehrenamtlichen Vorlesepaten. Heute sind es gut ein Dutzend und sie haben in dieser Zeit mehr als 5000 Kindern vorgelesen.

Jede Stunde ist wie eine Wundertüte - immer voller Überraschungen. Zwischen 11 und 12 Uhr sitzen die Vorschulkinder im Halbkreis vor den Vorlesern. Anschließend - von 12 bis 13 Uhr - kommen die Grundschulkinder. Jede Vorlesepatin, jeder Pate hat so seinen eigenen Stil. Birgit Richter sucht jeweils nach fröhlichen, positiven Geschichten, "denn ich weiß ja nicht, wer da vor mir sitzt und möchte nicht plötzlich von Problemen vorlesen, die ein Kind zu Hause selbst erlebt." Lesen und Vorlesen soll Spaß machen.

Gisela Bender versucht es demgegenüber schon mal mit Geschichten aus dem echten Alltag. "Ich möchte vermitteln, dass ein Buch ein guter Freund sein kann." Klaus Klinkers ist gemeinsam mit seiner Ehefrau von Anfang an dabei: "Damals habe ich gesagt, dass Karl May mein Lieblingsautor ist", lacht er. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass die Prärie-Abenteuer zu opulent sind, um in 45 Minuten vorgelesen werden zu können: "Das Wichtigste ist, dass man die Geschichte zu Ende bringt. Deshalb lese ich mir die zu Hause erst einmal selbst vor, um die Länge besser abschätzen zu können."

Die Idee für die Vorlesepaten stammt aus dem Jahr 2004. Damals gab es Märchenwochen in Langenfeld. Die damalige Bibliotheksleiterin Kristina Töcht suchte Vorleserinnen und Vorleser. Daraus entstand die Idee, das Lesen und Erzählen in der Stadtbibliothek zu einer ständigen Aufgabe zu machen. Der Bibliotheksförderverein unterstützte den Plan. Und schon im ersten Jahr, 2005, gab es 13 Vorlesetermine. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 89 Vorlesestunden. Also jeder Samstag außerhalb der großen Ferien. Die meisten Kinder kamen 2006 - 638 Mädchen und Jungen. "Über all die Jahre ist es uns gelungen, das Interesse wach zu halten, denn im Schnitt kamen pro Jahr 555 Kinder zu uns", sagt Bibliotheksleiterin Martina Seuser, die die Zahlen zusammengetragen hat.

Der Geschichtenfundus der Stadtbibliothek ist schier endlos: Rund 250 Vorlesebücher und bis zu 4000 Bilderbücher stehen bereit. Unterstützt wird die Teilnahme an der Vorleserunde durch bunte Anwesenheitskarten mit neun Feldern. Sind die abgestempelt, darf sich das Kind ein kleines Geschenk aussuchen. Und die nächste Karte beginnen.

Eine Vorleserin sagt: "Ich schaue mir zunächst an, welche Kinder vor mir sitzen und entscheide dann spontan, welche Geschichte zu der Runde passt." Andere bringen eigene Geschichten von zu Hause mit. Viele haben in der Stadtbibliothek Gefallen am Vorlesen gefunden und besuchen nun Kindergärten oder sind zusätzlich im offenen Ganztag im Einsatz.

Auf ihr Jubiläum stießen die Vorlesepaten kurz miteinander an. Und beugten sich anschließend über die Planung für die kommenden Wochen.

(dne)
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