Langenfeld Weinhändler spürt weltweit Raritäten auf

Langenfeld · Michael Winter eröffnet im Langenfelder Gewerbegebiet an der Hansastraße am kommenden Freitag seine Vinothek „Wine Trader“.

 Weinhändler Michael Winter beziffert den Wert dieses Portweins von 1863 mit rund 25.000 Euro.

Weinhändler Michael Winter beziffert den Wert dieses Portweins von 1863 mit rund 25.000 Euro.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es sind Juwelen in der Flasche, die Michael Winter seit kurzem versteckt im Gewerbegebiet an der Hansastraße verkauft. 20.000 Schätze hütet der Weinhändler in seinem Laden „Wine Trader“ auf 850 Quadratmetern. Den Gesamtwert kann man kaum beziffern. Die einzelnen Flaschen kosten zwischen 5,50 und zig Tausend Euro. Die Teuersten werden an Japaner, Chinesen und Amerikaner versteigert. Ein Portwein von 1863 vom Weingut Niepoort aus Portugal bringt es auf satte 25.000 Euro. Drei Flaschen Chateau Petrus Rotweine kosten den Kenner rund 10.000 Euro.

Michael Winter spürt erlesene Weine in aller Welt auf, übernimmt sie aus Insolvenzen – wie nach dem Pleitegang der Nobel-Lokale von Kunsthändler Helge Achenbach in Düsseldorf. Oder aus Geschäftsaufgaben, nach Sterbefällen von Sammlern oder er kauft Überbestände auf. Die Trauben, Anbaugebiete und Winzernamen lassen dem Kenner das Wasser im Mund zusammenlaufen: Bordeaux von Chateau Petrus, Süßweine von Château d`Yquem aus den 80ern, Eisweine und Trockenbeerauslesen, Große Gewächse, Lafleur Pomerol, Sassicaia von Tenuta San Guido und und und.

„Kürzlich“, erzählt Winter stolz, habe er die Schatzkammer vom Weingut Reinhartshausen im Rheingau erstanden. 900 Flaschen edelsten Weines aus den Jahren 1884 bis 2000. Die alten Tropfen seien noch trinkbar, versichert er. „Die Wertvollsten werden vom Kellermeister ständig kontrolliert, entkorkt, neu aufgefüllt und wieder verschlossen“, sagt er. Und in der Tat weist keine der betagten Flaschen einen Flüssigkeitsverlust durch Verdunsten auf.

Durch die Räume des Weinhändlers, der von Urdenbach nach Langenfeld umgezogen ist, zu schlendern, ist wie ein Gang durchs Schlaraffenland. Schon die Etiketten faszinieren. Ob es die knallrote Flasche mit 1.FC-Köln-Emblem ist oder das Etikett mit Max-und-Moritz-Spruch: „Er hebt das Glas und schlürft den Rest, weil er nicht gern was übrig lässt.“

Winter strahlt, wenn er seine größten Raritäten vorzeigt: 150 Magnum-Flaschen mit feinstem Inhalt von der 18-Liter-Veuve-Cliquot-Flasche bis zur Riesenportwein-Flasche von 2005 oder Maxi-Bocksbeuteln aus Franken. „Hier wird nichts verkauft, allenfalls mal mit sehr guten Freunden geöffnet“, sagt er.

Doch es gibt vor allem auch eine Vinothek mit bezahlbaren Rebensäften von fünf bis 35 Euro. Der Schwerpunkt liegt auf deutschen Produkten. Sogar zwei eigene Weine vertreibt Winter in der schicken Vinothek: Linus, einen fruchtigen Sauvignon Blanc aus der Pfalz mit schönem Kunst-Etikett vom Weingut Michael Schroth und einen Grauburgunder, der unter dem Namen Düsseldorf Grauburgunder vertrieben wird. Beides sind Sommerweine, gut gekühlt auf der Terrasse zu genießen.

Michael Winter handelt nach eigenen Angaben seit 30 Jahren mit Wein. Die Vorliebe für das Rebengetränk hegt er bereits seit der Studienzeit, sagt er. „Wenn meine Kommilitonen Bier tranken, griff ich zum Wein. Das passte auch besser zu meinem Hobby, dem Kochen. Ich hatte dann schon früh meinen eigenen Weinbestand und besuchte Winzer in aller Welt“, erzählt er.

Sein neues Domizil an der Hansastraße wird nicht nur Vertrieb und Ankaufzentrale für Weine aus aller Welt sein, er wird vor allem auch regelmäßig Gäste zu Verkostungen mit Winzern empfangen, zu Weinlehrgängen und Events mit kalter Küche, Käse, Schinken, Oliven, selbst gebackenem Brot. Und mit Jahrgangssardinen aus Portugal, einer ganz besonderen Delikatesse, wie Winter versichert. Der Chef selbst schenkt aus und berät. Winter bietet darüber auch Firmen-Veranstaltungen an und Edel-Verkostungen zu besonderen Anlässen.

Übrigens hat der Weinkenner selbst einen bezahlbaren Favoriten als Tipp: einen deutschen Spätburgunder von Stefan Bietighöfer aus der Pfalz, der unter zehn Euro kostet.

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