Langenfeld Verkehr: Gutachter widerlegt Bürgerkritik

Langenfeld · Im Fachausschuss stellte Ralf Kaulen eine Untersuchung für Wiescheid vor. Danach belastet Durchgangsverkehr den Ortsteil nur geringfügig.

 Die Wiescheiderin Gabriele Klotz wohnt an der Tiefenbruchstraße weit von einer Bushaltestelle entfernt. Es gibt dort nur einen Stopp für Schulbusse (Bild). Ihr Vorschlag eines öffentlichen Kleinbusses wird nun im Rathaus geprüft.

Die Wiescheiderin Gabriele Klotz wohnt an der Tiefenbruchstraße weit von einer Bushaltestelle entfernt. Es gibt dort nur einen Stopp für Schulbusse (Bild). Ihr Vorschlag eines öffentlichen Kleinbusses wird nun im Rathaus geprüft.

Foto: rm-

Alles halb so wild - so beschreibt, salopp ausgedrückt, ein neues Gutachten die Verkehrsbelastung von Wiescheid. Etliche Bewohner aus dem Ortsteil waren in den Bau- und Verkehrsausschuss gekommen, wo Dr. Ralf Kaulen (Aachen) seine Untersuchung vorlegte. Und sie klagten eingangs der öffentlichen Sitzung über Schleichverkehr am Feldhauser Weg und Lastwagen, die Durchfahrtsverbote ignorierten. Doch Kaulen belegte anhand von gezählten Autos und Hochrechnungen, dass die Fahrten weit überwiegend in Wiescheid starten oder enden. "Der Durchgangsverkehr ist mit etwa 21 Prozent sehr gering."

Dies gilt nach Kaulens Angaben auch für den Schwerlastverkehr. Bei zeitgleichen Zählungen an sieben relevanten Zufahrtstraßen hätten von insgesamt 30 schweren Lkw nur sechs den Ortsteil als Abkürzung genutzt. Die anderen 24 sollen in Wiescheid etwas auf- oder abgeladen haben.

"Weitere Lkw-Verbote oder ein Leitsystem bringen nichts", befand der Gutachter. Auch von Verengungen für breite Lkw riet Kaulen mit Hinweis auf die nur geringe Zahl von Verstößen ab. "Außerdem würden hierdurch ja auch Feuerwehr-Fahrzeuge beeinträchtigt." Auch weitere Einbahnregelungen machten in Wiescheid keinen Sinn, "da sie den Verkehr nur von der einen in die andere Wohnstraße verlagern".

Weil es im Gutachten allein um die Belastung des Ortsteils ging, wurden die Verkehrsströme auf der Elberfelder- und Ohligser Straße nicht erfasst. Die meisten Fahrzeuge waren am Tag der Zählung somit auf Kirchstraße (1900), Winkelsweg (1500) und Parkstraße (1100) unterwegs. Um diese Zahlen zu senken, so Kaulen, sollten die Wiescheider "selber entscheiden, ob sie wirklich immer mit dem Auto fahren müssen oder nicht auch vieles mit dem Rad oder zu Fuß erreichen könnten".

Ausdrücklich befürwortete der Experte einen von der Wiescheiderin Gabriele Klotz vorgeschlagenen Kleinbus. "In Rheinbach gibt es unter dem Namen Stadthüpfer so ein Angebot für Wohngegenden, die von den Haltestellen der Linienbusse weit entfernt sind", sagte die pensionierte Schulleiterin, die an der Tiefenbruchstraße wohnt. "Für ältere und gehbehinderte Wiescheider wäre so eine Busverbindung in die Innenstadt und zu den S-Bahnhöfen toll. In einem Rundkurs könnte er auch Reusrath anfahren." Der städtische Verkehrsplaner Franz Frank versprach, die Möglichkeiten dafür auszuloten.

Die Stadtpolitiker hakten das Gutachten wegen der vergleichsweise geringen Verkehrsströme schnell ab. "Wir nehmen die Hinweise auf", meinte Dirk Schwickrath (CDU). Johannes Spieth (Grüne) merkte indes süffisant an, "dass in der Diskussion um die B229n doch immer mit einem unerträglichen Schleichverkehr durch Wiescheid argumentiert wurde. Endlich haben wir hierzu mal fundierte Werte."

(mei)
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