Unterwegs in Reusrath Ein Dorf rüstet sich für die Zukunft

Langenfeld · Der Ortsteil hat eine lange Geschichte. Erste urkundliche Erwähnung fand 904 die Siedlung Neurath. 1281 wurde Reusrath als „Ruzerode“ schriftlich genannt. Es wird zurzeit viel gebaut.

 Reusrath aus der Vogelperspektive: links im Bild die katholische Kirche St. Barbara.

Reusrath aus der Vogelperspektive: links im Bild die katholische Kirche St. Barbara.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Ländlich ist Reusrath kurz vor der Autobahn 3, dort gibt es Gemüsefelder und Gärtnereien. Idyllisch muten die Ansiedlung Hapelrath mit ihren Fachwerkhäuschen und das Naturschutzgebiet Further Moor  an. Hingegen entwickelt sich am anderen Ende von Reusrath langsam der Gewerbepark Nord-West. Dazwischen liegen viele Neubaugebiete mit Ein- und Zweifamilienhäusern sowie Doppelhaushälften. 6500 Menschen wohnen im südlichen Langenfelder Stadtteil.

Reusrath-Mitte Auf dem Reusrather Platz, der vor einigen Jahren aufwändig saniert worden ist, parken Autos. Nur wenn die Schützen dort feiern oder an den Karnevalstagen ist der Platz bisher voller Leben gewesen. Seit September 2019 hat sich das mit dem neuen Bistro „Kunterbunt“ von Sandra Brücker-Materlik etwas geändert. Die Reusratherin, die wie viele ihrer Nachbarn eine Möglichkeit zur Begegnung und einen Treffpunkt vermisste, entschloss sich auf dem zentralen Platz ein kleines Lokal für alle Altersgruppen zu eröffnen. „Es wird gut angenommen“, sagt sie. „Die Leute kommen gerne.“ Dominique Markgraf würde sich sehr freuen, wenn außerdem auf dem Platz einmal in der Woche ein kleiner Markt beispielsweise mit Stoffen, einem Bäcker, einem Gemüse- und einem Fischhändler abgehalten werden könnte. „Verbunden mit dem Café wäre der Ort dann ein idealer Treffpunkt“, sagt die Anwohnerin. Mona Ende, Stadtteilkoordinatorin im Rathaus, kann da wenig Hoffnung machen. Man habe bereits vergeblich versucht, Marktbeschicker für Reusrath zu gewinnen, doch für sie lohne sich der Standort nicht.

 Karl-Wilhelm Bergfeld, Vorsitzender des BUND. 

Karl-Wilhelm Bergfeld, Vorsitzender des BUND. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Hapelrath Karl-Wilhelm Bergfeld wohnt in Hapelrath „wunderschön im Grünen“. Er ist vor 37 Jahren in das 1825 errichtete Fachwerkhaus seiner Vorfahren eingezogen und hat das Gebäude restauriert. Es steht unter Denkmalschutz. Der BUND-Vorsitzende liebt die Natur und nimmt dafür Nachteile wie die schwierige Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr in Kauf. „Es sind eineinhalb Kilometer bis zur nächsten Bushaltestelle. Wer hier wohnt, braucht ein Auto.“ Und das sind 13 Menschen, überwiegend zwischen 60 und 80 Jahren. „Ich wünsche mir einen Bürgerbus, der unsere Häuser anbindet.“ Ein Anliegen, das Andreas Menzel (BGL-Ratsherr) unterstützt. Er wohnt seit 17 Jahren in Reusrath und kritisiert, dass die Busse in die Innenstadt ab dem frühen Abend nur stündlich fahren. Ganz extrem sei die Situation in Gieslenberg und Mehlbruch. „Von dort gibt es keinen Busverkehr mehr in die Stadt.“

 Blühstreifen nahe der Dückeburg in Langenfeld.

Blühstreifen nahe der Dückeburg in Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Locher Wiesen Rund um das kleine Feuchtbiotop auf den Locher Wiesen, die von der Offenlandstiftung gepflegt werden, entstehen gerade rund 100 Wohneinheiten. Überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser, berichtet Stadtplaner Stephan Anhalt. Auch an der Sandstraße laufe die Erschließung von 50 Einheiten, davon sind 20 als Sozialwohnungen geplant. Auf dem Gelände zwischen Opladener Straße und Angerweg sind ebenfalls Wohnhäuser geplant. Nicht alle Reusrather haben für die rege Bautätigkeit im Ortsteil Verständnis. Zwar sei es richtig, Baulücken zu schließen, doch „Grünflächen zu opfern“ sei „nicht okay“, findet Bergfeld. Außerdem sei die Verkehrsbelastung auf der Opladener Straße morgens und abends „sehr hoch“, berichtet Andres Menzel. Er kritisiert, die Infrastruktur sei der Bebauung nicht angepasst worden.

 Sandra Brücker-Materlik betreibt das Bistro „Kunterbunt“.

Sandra Brücker-Materlik betreibt das Bistro „Kunterbunt“.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Gewerbegebiet Nord-West Langsam wächst der seit rund fünf Jahren erschlossene, zehn Hektar große Gewerbepark Nord-West. Erst wenige Firmen haben dort trotz direkter Autobahnanbindung (A542) ihren Sitz: LBM Techno Gas, Herbertz Sicherheitstechnik und Huckauf Ingenieure weist das Schild an der Einfahrt aus. Von der Büronutzung bis zu Gewerbeansiedlung sei dort alles möglich, sagt Anhalt. „Die Art der Nutzung ist nicht festgelegt.“ Warum sich bisher so wenig getan hat, erklärt der Stadtplaner damit, dass die Stadt die Grundstücke nur an Firmen veräußern wolle, die viele Arbeitsplätze böten und lukrative Gewerbesteuerzahler seien. „Wir müssen mit unseren Flächen haushalten.“

 In dem vor rund fünf Jahren angelegten Gewerbegebiet Robert-Koch-Straße ist noch jede Menge Platz.

In dem vor rund fünf Jahren angelegten Gewerbegebiet Robert-Koch-Straße ist noch jede Menge Platz.

Foto: RP/Petra Czyperek
 Überwiegend Ein- bis Zweifamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser,  werden gerade an den Locher Wiesen gebaut.

Überwiegend Ein- bis Zweifamilienhäuser, aber auch Mehrfamilienhäuser,  werden gerade an den Locher Wiesen gebaut.

Foto: RP/Petra Czyperek

Windräder Zwei 99,5 Meter große Windkraftanlagen stehen  im südlichen Reusrath. Dem Bau mit der vorgeschriebenen 100-Meter-Höhengrenze war eine jahrelange Diskussion vorangegangen, begleitet vom Protest einer Bürgerinitiative. Ein kleineres, drittes (50 Meter) steht auf dem Gelände des „Reusrather Blumenhof“. Sorgten sich einige Anwohner, ihre Grundstücke würden durch die Anlagen an Wert verlieren, sagt beispielsweise Bergfeld, der BUND hätte sich „effektivere“ – sprich höhere – Windräder gewünscht.

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