Kreis Mettmann Unternehmer fürchten Handelskrieg

Kreis Mettmann · Strafzölle, verhängt von den USA und Europa, führen zu Rohstoff-Verknappung und Preissteigerungen.

 Michael Kleinbongartz zeigt einen einstellbaren Schraubenschlüssel. Produkt seiner Firma. Er heißt bezeichnenderweise "Europäer".

Michael Kleinbongartz zeigt einen einstellbaren Schraubenschlüssel. Produkt seiner Firma. Er heißt bezeichnenderweise "Europäer".

Foto: Nico Hertgen

Ob Erdnussbutter, Jeanshosen oder Orangensaft - seit Freitag werden auf bestimmte US-Produkte Strafzölle der Europäischen Union fällig. Das heißt, die Einfuhr dieser Produkte wird teurer, wenn Amerikaner sie in die EU-Mitgliedsstaaten einführen. Damit reagiert Europa auf US-Zölle für Stahl und Aluminium, die auch europäische Unternehmen zahlen müssen.

Die Unternehmer im Kreis Mettmann sehen diese Entwicklung mit Sorge. "Da es gerade im Kreis Mettmann viele Unternehmen gibt, die Metallprodukte herstellen, müssen wir von einer relativ großen Betroffenheit ausgehen", sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der auch für den Kreis Mettmann zuständigen Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf.

"Wir erleben Preissteigerungen, die auch in unsere Herstellkosten mit einfließen", berichtet Bernd Schäfer, Geschäftsführer der Monheimer Firma APT Alu Products. In seiner Firma machen sich besonders die Sanktionen der USA gegen russische Unternehmen bemerkbar, die zu einer zeitweisen Einschränkung der Belieferung mit Tonerde geführt hat. Sie ist wichtig für die Metallverarbeitung. "Dieser Verknappungseffekt hat Auswirkungen auf der Metallpreisseite gezeigt", sagt Schäfer.

Dass die Europäische Union nun ihrerseits mit Strafzöllen auf die amerikanischen Maßnahmen reagiert, stößt bei den Unternehmern auf Unverständnis. "Drohungen, Kettenrasseln und Rache scheinen an dem amtierenden Präsidenten abzuprallen beziehungsweise ihn noch zu weiteren Maßnahmen zu ermuntern", glaubt Carla Schmees von der Edelstahlwerke Schmees GmbH in Langenfeld. Wichtig sei daher vor allem, "dass die EU in sich geschlossen auftritt und einzelne Länder sich nicht ausspielen lassen". Leider werde die EU jedoch weltweit nicht als Einheit wahrgenommen, so Schmees. Nach heutiger Ausgangslage könne man "einen Handelskrieg leider nicht ausschließen" fürchtet sie. Damit ist sie nicht alleine: "Mit seiner erneuten Drohung in Richtung China hat US-Präsident Trump einen Teufelskreis in Gang gesetzt. Wenn erst einmal der erste Schuss gefallen ist, lässt sich eine weitere Eskalation kaum noch vermeiden. Das ist in Handelskriegen nicht anders als bei militärischen Konflikten. Viele Ökonomen warnen vor wachsenden Risiken für die Weltwirtschaft und nehmen ihre Wachstumsprognosen zurück", sagt Ralf Kronenberg.

Auch Alexandra Stampfer, geschäftsführende Gesellschafterin der Haaner Anlagenbau Stampfer GmbH, befürchtet steigende Preise. "Über den Jahreswechsel wird es sicherlich interessant werden, da die Importe aus Russland und China seitens der Europäischen Union bereits durch Quoten geregelt werden - zumindest was den Stahlmarkt betrifft. Hier kann es zu Verteuerungen kommen, wenn die Quoten einen größeren Import verhindern, aber die Nachfrage steigt", glaubt die Unternehmerin.

Auch Michael Kleinbongartz, Inhaber der Hildener Kukko Werkzeugfabrik, beobachtet eine Verknappung von Rohstoffen. "Ihre Preise sind durch die EU verteuert. Denn die hat 2017 entschieden, dass einige chinesische Stähle zu günstig in der EU angeboten werden und daher Zölle auf Importe heraufgesetzt, um die europäischen Hersteller zu schützen. Leider gibt es nicht mehr alle benötigten Stahlsorten aus europäischer Produktion. Das verteuert zum Beispiel unser Produkt Spannzwingen."

(arue)
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