Langenfeld Umsatzstark und konjunkturanfällig"Umsatzsteuer halbieren"

Düsseldorf · Die Lage ist verzwickt: Immer wieder kommen aus der Wirtschaft neue Hiobsbotschaften. Pleiten, Absatzkrisen und Massenentlassungen haben die Industrie voll im Griff. Die Krise ist aber inzwischen in nahezu jeder Branche spürbar. Die allgemeine Verunsicherung drückt auf die Konsumlaune des Bürgers und das sorgt für eine weitere Verschärfung der Lage. Nicht auszudenken, wenn mit dem Gastgewerbe eine der arbeitskraftintensivsten Branchen in eine existenzbedrohende Krise rutschen sollte. Die Folge wären viele weitere Arbeitslose und massive Steuerausfälle. Andererseits hat sich die Gastro-Branche in jeder Krise noch sehr flexibel gezeigt. Und vom anschließenden Aufschwung oft gut profitiert. dora

LANGENFELD/MONHEIM Als Erste Vorsitzende der Kreisgruppe Mettmann des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) kennt Brigitte Taschke (64) die Probleme der Branche in der Region. RP-Mitarbeiter Dorian Audersch sprach mit der gelernten Hotelfachfrau über die derzeitige Situation im Gastronomiegewerbe.

Wie wirkt sich die momentane Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Hotel- und Gastronomiebranche aus?

Taschke Eigentlich war das erste Halbjahr 2008 vielversprechend, aber seit Oktober sind die Auswirkungen der Krise deutlich zu spüren. Es werden weniger Geschäftsreisen unternommen, und die Branchen, die von Tagungen und Geschäftsreisen abhängig sind, leiden im Moment besonders stark. Die wirtschaftliche Lage der gastronomischen Betriebe hat sich insgesamt verschlechtert.

Der Dehoga fordert bereits seit längerer Zeit einen reduzierten Mehrwertsteuer-Satz für die Branche. Ist das der Weg aus der Krise?

Taschke Auf europäischer Ebene wurde vor kurzem auf Initiative des französischen Staatspräsidenten Sarkozy beschlossen, dass ein reduzierter Mehrwertsteuer-Satz von sieben Prozent für die Branche eingeführt werden kann. 22 der insgesamt 27 EU-Staaten haben das bereits umgesetzt. Leider gehört Deutschland noch nicht dazu, weil der Finanzminister dies gegenwärtig noch ablehnt. Ein entsprechender Beschluss würde für einen Aufwind sorgen und daher viele Arbeitsplätze sichern, was wiederum die Steuerausfälle kompensieren würde. Das wird sicherlich auch ein Thema im kommenden Bundestagswahlkampf werden.

Wie sehen die Zukunftsaussichten in der Branche aus?

Taschke Gute und weniger gute Zeiten hat es immer schon gegeben. Pessimismus hilft in der gegenwärtigen Situation nicht weiter. Daher schaue ich optimistisch nach vorne und hoffe auf die Einsicht der Bundesregierung, dass ein reduzierter Mehrwertsteuersatz in naher Zukunft eingeführt wird. Dann würde sich die Lage deutlich verbessern.

(RP)
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