Langenfeld UCB-Pharma betreut Doktorandin

Langenfeld · Im Zuge einer Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität promoviert Carina Schäfer bei dem Monheimer Unternehmen. Die 25-Jährige befasst sich mit der Frage, wie der Körper mit Arznei-Wirkstoffen umgeht.

 Nicht in der Uni, sondern im Arbeitsleben promoviert sie: Doktorandin Carina Schäfer mit Willi Cawello, ihrem Doktorvater bei UCB in Monheim.

Nicht in der Uni, sondern im Arbeitsleben promoviert sie: Doktorandin Carina Schäfer mit Willi Cawello, ihrem Doktorvater bei UCB in Monheim.

Foto: Matzerath

Pharmakokinetik gehört nicht unbedingt zu den geläufigsten Begriffen. Für Carina Schäfer ist das Alltag. Im Rahmen eines Forschungskooperationsvertrages zwischen der UCB Biosciences GmbH und der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität arbeitet die 25-Jährige bei dem Monheimer Pharma-Unternehmen an ihrer Promotion.

Studiert hat sie Pharmazie an der Hochschule in der Landeshauptstadt. Die Entscheidung, noch einen Doktor zu machen, sei ihr nicht schwer gefallen. Anders als viele Kommilitonen entschied sie sich, nicht an der Uni zu promovieren, sondern in einem Unternehmen. "Ich habe mich direkt an UCB gewand und angefragt, ob das möglich sei", erzählt Schäfer.

"Ich wurde angesprochen, ob ich nicht etwas für die Förderung junger Wissenschaftler tun könnte", erinnert sich Willi Cawello (60). Der Mathematiker arbeitet seit 40 Jahren bei UCB. Doktorvater war er aber noch nie. Er habe eine Liste mit verschiedenen Fragen zusammengestellt, über die er sich eine Doktorarbeit vorstellen konnte. "Das waren natürlich Fragen, die mich und damit auch UCB in unserer Arbeit weiterbringen", meint Cawello. Sie hätten natürlich noch viele offene Fragen, die sie nicht beantworten können. "Aber genau das will ein Doktorand ja machen, Fragen beantworten." Das Thema haben Doktorandin und Doktorvater dann gemeinsam ausgesucht.

Jetzt arbeitet Schäfer im Bereich der Pharmakokinetik, in dem es besonders darum geht, wie der Körper mit Wirkstoffen umgeht. Dazu gehört die Aufnahme, die Verbreitung und Auswirkung auf den Körper und die Ausscheidung. Wenn die Doktorandin weiß, wie ein Medikament wirkt, kann sie es in eine Formel schreiben. So kann dann für jeden Patienten individuell herausgefunden werden, wie er ein Präparat einzunehmen hat. "Auch die Wirkung auf Kinder kann man damit simulieren", erläutert Fachmann Willi Cawello.

"Mir war klar, dass ich in die Wirtschaft will", fährt Schäfer fort. Die Arbeit im Unternehmen beurteilt sie durchweg positiv. Schön sei vor allem, dass man die Abläufe kennenlerne. "Ich kann hier mit ganz anderen Möglichkeiten arbeiten", findet Schäfer. Außerdem lerne sie ja nicht nur für ihr Doktorandenprojekt. "Ich bekomme ja auch mit, was sonst so um mich herum passiert, da nimmt man einfach viel mehr mit als an der Uni."

In einem Unternehmen zu promovieren ist eher die Ausnahme. Als Grund für die wenigen Promotionen in der freien Wirtschaft führen beide die übermäßige Bürokratie an. "Das liegt aber vor allem am Gesetz und der Promotionsordnung", sagt Cawello. Die Universitäten wollten nicht, dass der akademische Nachwuchs auf Staatskosten für die Industrie forscht. Angestellt ist Schäfer deswegen weiter bei der Heine-Uni, die auch ihr Gehalt zahlt. UCB wiederum entschädigt die Universität. Als Vorteil empfindet die Pharmazeutin auch die zeitliche Begrenzung der Promotion. "Hier weiß ich, dass ich in drei Jahren fertig bin, wenn ich gut arbeite. An der Uni kann es auch mal fünf oder sechs Jahre dauern. Das muss man mögen." Wenn die Industrie mehr Gelegenheiten zur Vor-Ort-Promotion anböte, würden diese auch mehr Doktoranden wahrnehmen, ist sie sich sicher.

Die Zusammenarbeit mit Doktorvater Cawello läuft problemlos, über den Aufwand der Kooperation sei er aber überrascht gewesen. "Es ist doch etwas zeitintensiver, eine Doktorandin zu betreuen, als ich zunächst vermutet habe."

Nach der Promotion hofft Carina Schäfer, von UCB in Monheim übernommen zu werden. "Es wäre natürlich schön, da ich jetzt alle Strukturen hier kenne. Nach drei Jahren hat man dann auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem Unternehmen." Das findet auch Willi Cawello. Andere Bewerber kenne er vielleicht nur aus ein paar Bewerbungsgesprächen. Wenn man über Jahre hinweg zusammenarbeite und forsche, sei das eine ganz andere Basis. "In der Hinsicht ist diese Betreuung ein großes Vorstellungsgespräch."

(jim)
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