Monheim Traditionspaar hat festen Platz im Karneval

Monheim · Der Heimatbund brachte 1955 die Gänseliesel mit dem Spielmann zusammen und führte das Paar in das Winterrauchtum ein.

 Der Spielmann – hier Sebastian Wadenpohl – kommt immer im Spätsommer über den Rhein.

Der Spielmann – hier Sebastian Wadenpohl – kommt immer im Spätsommer über den Rhein.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Geschichte des geigenden Spielmanns, der bei niedrigem Wasserstand durch den Rhein watete, um zur Kirmes nach Monheim zu kommen, kennt in der Gemeinde sicher jedes Kind. Und, dass er am Ufer vom zornigen Dominikaner-Pater Servaz empfangen wurde, der in ihm einen Diener des Teufels sah, und er nur durch das beherzte Durchgreifen des Amtmanns Heinrich von Lohhausen, der darauf bestand, dass die Angelegenheit nicht der geistlichen, sondern der weltlichen Justiz zufalle, vor der Folter und dem Tod gerettet wurde. Zwar kam der Spielmann nach seiner Haft nicht mehr nach Monheim, aber seine Geschichte hat sich in die Herzen der Bürger eingeprägt. Es war der Heimatbund, der 1955 die Gänseliesel mit dem Spielmann zusammenbrachte und in das Karnevalsbrauchtum einführte. „Obwohl sich die beiden nie begegnet sind“, meint Moritz Peters von der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka).

Doch im Karneval herrscht das Gesetz: Einmal ist gut, zweimal ist Tradition und dreimal ist Brauchtum. Von daher ist das Paar längst Brauchtum und aus dem Monheimer Karneval nicht mehr wegzudenken. „Inzwischen sind wir selbst nicht mehr sicher, ob die beiden sich nicht vielleicht doch kannten“, meint Peters schmunzelnd. Die Gänseliesel, die nicht nur einen Brunnen ziert, sondern auch das Dienstsiegel des ab 1695 tätigen Vogts Johann Peter Aschenbroich, lebt auf dem Monheimer Stadtwappen fort.

Sie hebt den Finger an die Lippen, um das Federvieh zum Schweigen zu bringen. So sagt sie, gemeinsam mit der Siegelinschrift klar und deutlich: Geschwätz schadet! Seit 1979 sorgt die Gromoka jedes Jahr für das Traditionspaar Gänseliesel und Spielmann. Die Repräsentanten werden gemeinsam mit dem Prinzenpaar ausgewählt. „Das ist unser Identifikationspaar – neben dem Prinzenpaar“, erklärt Moritz Peters. Außerdem verkürze es die Wartezeit, da der Spielmann im September mit großem Hallo über den Rhein setzt. „Da können die Karnevalsfreunde einen kurzen Zwischenstopp einlegen und sich wieder treffen“, sagt Peters.

Wie jedes Monheimer Kind, ist auch Bettina Schröder mit dem Traditionspaar aufgewachsen. Sie ist die Gänseliesel dieser Session. „Ich bin sehr traditionsbewusst und mit Leib und Seele Monheimerin“, sagt sie. „Es ist mir eine Ehre, die Gänseliesel zu sein.“ Bettina Schröder macht das zum ersten Mal. „Zusammen mit meinem besten Freund.“ Das ist Sebastian Wadenpohl. Und er ist schon ein erfahrener Spielmann, verkörpert er diese Figur doch bereits zum vierten Mal. „Der Spielmann gehört zur Monheimer Geschichte dazu“, sagt er, „deshalb ist es schön, ihn zu verkörpern.“

Doch bei aller Tradition darf natürlich eines nicht fehlen, wie Sebastian Wadenpohl erklärt: „Es macht einfach Spaß, mit dem Prinzenpaar auf der Bühne zu stehen.“ Und damit der Nachwuchs sich schon einmal auf die Rolle des Traditionspaares vorbereiten kann, kann er mit der Kindertanzgarde der Gromoka, den „Gänselieschen und Spielmännern“, schon einmal ganz fleißig üben.

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