Langenfeld Teuflisches Theater in Langenfeld

Langenfeld · Zum Mottojahr brachte das Stadttheater ein kroatisches Märchen auf die Bühne - über Unterweltsfürsten und andere Satansbraten.

 "Der rasierte Teufel" heißt das Stück, das die Hobby-Schauspieler jetzt im Freiherr-vom-Stein-Haus aufführten.

"Der rasierte Teufel" heißt das Stück, das die Hobby-Schauspieler jetzt im Freiherr-vom-Stein-Haus aufführten.

Foto: rm-

Höllenfürsten, die Angst vor den Menschen haben - wo gibt es das denn? - Beim Stadttheater Langenfeld! Mit "Der rasierte Teufel" lieferte das Ensemble unter der bewährten Regie von Constantin Marinescu mit Inspiration, Schwung und viel augenzwinkerndem Humor einen gelungenen Beitrag zu Langenfelds Europaprojekt 2015, in dessen Mittelpunkt Kroatien steht.

Die Wände im kleinen Theatersaal, der eine dichte Atmosphäre für Kammerspiele liefert, sind schwarz verhängt. Auf pechschwarzen Stühlen thronen Puppen in Satansgestalt, mit goldenen Gefäßen, wie für Opfergaben geschaffen. Vor der höllischen Kulisse treten Satane vor die Teufelsherrschaft und klagen, wie schlecht es ihnen auf Erden ergangen sei: Die Menschen seien noch schlimmer als sie. Die Geschichten stammen aus acht kroatischen Märchen, ausgewählt von Marinescu.

Die Idee, die Perspektive umzudrehen, hatte Diplom-Theatermacherin Donna Dragné, die Bühnenbild und Kostüme lieferte: Statt der Menschen erzählen hier Teufel von der Begegnung zwischen Mensch und Satan. Doch die Unterweltsfürsten machen dabei eine ziemlich klägliche Figur, denn die Menschen, an die sie geraten, erweisen sich als wahre Satansbraten. Sie sind so durchtrieben, dass sie selbst die Unterwelt in Angst und Schrecken versetzen.

Da ist etwa der Schmied Koren, der einen Teufel auf einem Stuhl mit Pech festkleben lässt, einen anderen in einen Blasebalg sperrt und einen dritten auf einen Baum lockt und dort mit Weihrauch ausräuchert; alle Höllenknechte bekommen bei ihm ordentlich Prügel. Mehrere Märchen drehen sich um einen Pakt mit dem Teufel. Hier sind es oft findige Frauen, die Luzifers Abgesandte vor unlösbare Aufgaben stellen, so dass die Hölle ihren Teil des Paktes nicht erfüllen kann.

Elke Rohde, Jürgen Reichert, Dorothea Tietz, Jana Franzke und Ingeborg Jansen lesen und spielen die Szenen in schwarzen Teufelsroben lebendig, gewitzt und mit einem gehörigen Schuss Ironie. Verbindendes Element zwischen den Geschichten sind musikalische Zitate aus den Carmina Burana von Carl Orff, kroatische Gesänge und ein stets wiederkehrendes Goethe-Zitat: Faust fragt "Nun gut, wer bist du denn?", und Mephisto antwortet: "Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft." In der Art, wie die fünf Teufel es vortragen, schwingt manchmal die Stimmung des vorigen Märchens nach, und manchmal wird das nächste atmosphärisch eingeleitet.

Bei der Premiere im vollbesetzten Theatersaal des Freiherr vom Stein-Hauses ließ sich das Publikum vom Charme der Märchen und der einfallsreichen Inszenierung bezaubern. Mit Liebe zum Detail bewies das Ensemble einmal mehr seine Klasse und setzte feine Pointen, zum hörbaren Vergnügen der Zuschauer.

(dgn)
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