Langenfeld Tesa-Tochter Labtec investiert eine Mio. Euro

Langenfeld · Das am Fuhrkamp in Berghausen ansässige Unternehmen entwickelt Wirkstoffpflaster und Folien, die auf der Zunge zergehen.

Der Chemiker Dr. Sebastian Braun setzt die Beschichtungsmaschine in Gang und präsentiert die Vorzüge dieser neuen, eigens für die Firma Labtec entwickelten Anlage. Knapp eine Million Euro hat die Labtec GmbH, eine 100-prozentige Tesa-Tochter, im Gewerbepark Fuhrkamp investiert, um die Entwicklung von Wirkstoffpflastern voranzutreiben. "Ein Bekenntnis zum Standort", kommentiert Geschäftsführer Dr. Ingo Lehrke.

Im Viertelstundentakt erläutert Braun die stahlglänzende, hochmoderne Maschine, die hauchdünne und glatte Filme für Pflaster herstellt. Seine Zuhörer sind Vertreter von Pharma-Unternehmen, die sich an der Raiffeisenstraße zu einem Symposium getroffen haben. Sie sind potenzielle Kunden. Denn Anwendung finden Wirkstoffpflaster in der Medizin. Krebs-, Schmerz- oder Parkinsonpatienten sind unter anderem die Gruppe, die damit behandelt wird.

"Der Wirkstoff in den Pflastern dringt direkt ins Gewebe und in die Blutgefäße ein", erläutert Lehrke. Nebenwirkungen könnten so verringert werden. Außerdem gehe nicht so viel vom Wirkstoff verloren wie etwa bei der Gabe von Tabletten. Deren Inhalte würden zum Teil schon in der Leber abgebaut. Darüber hinaus lasse sich die Häufigkeit der Medikamentengabe durch die Verwendung von Ein- oder Mehrtagespflastern verringern. "Das vermeidet auch, dass Senioren ihre Tabletten vergessen können, was häufig geschieht", sagt Lehrke.

Der Spezialist für Wirkstoff-Pflaster und orale Filme bewegt sich auf einem Zukunftsmarkt mit zweistelligen Wachstumsraten. Schwerpunkt am Langenfelder Standort ist die Entwicklung von Pflastern und Folien. "Bislang haben wir die Muster manuell hergestellt", erläutert Lehrke. Das habe zu Problemen in der Produktion geführt. "Jetzt läuft auch die Prozessentwicklung hier", erläutert Lehrke. "Sie kann anschließend auf die großen Produktinsanlagen in Hamburg übertragen werden", beschreibt er den Vorteil der neuen "LabFactory", zu der auch eine Schneid- und Verpackungsanlage gehört. Am Ende kommen steril verpackte Pflaster mit Schutzfolie heraus. "Wir haben die Anlage bei einem deutschen Hersteller für uns fertigen lassen", lobt der das Know How im eigenen Land. Die Anlage schließe ein Lücke zwischen händischer Herstellung im kleinen Maßstab für klinische und Stabilitätsstudien und der Produktion im Großmaßstab.

50 Mitarbeiter beschäftigt Labtec in Langenfeld auf 1600 Quadratmetern. 50 weitere Mitarbeiter gibt es am Standort Hamburg. Gegründet wurde Labtec 1990 von Günter Cordes, Forschungsvorstand von Schwarz Pharma Monheim (heute UCB). Auch dort werden immer noch medizinische Pflaster entwickelt, die hauptsächlich bei der Behandlung von Parkinson-Patienten zum Einsatz kommen.

2008 wurde Labtec von Tesa übernommen. 2011 zog das Unternehmen nach Langenfeld in den Gewerbepark Fuhrkamp. An Marie-Curie- und Raiffeisenstraße siedeln neun weitere Unternehmen. "Unsere Grundstücke hier sind alle vergeben", sagt Langenfelds Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder, die über die positive Entwicklung dieses Gewerbegebiets erfreut ist.

International hat die neue "LabFactory" große Aufmerksamkeit erhalten. Neben Professoren aus Düsseldorf und England ließen sich Vertreter großer Pharmakonzerne wie Bayer, Glaxo Smith Kline und Grünenthal die neue Anlage erklären.

(RP)
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