Langenfeld/Monheim Öffentliche Telefone – es gibt Restexemplare

Langenfeld/Monheim · Es gibt in beiden Städten noch eine Handvoll Münzfernsprecher an Säulen. Das Handy macht sie für die meisten Menschen überflüssig.

 Die Telefonsäule vor der Kirche St. Josef in Langenfeld testete RP-Redakteurin Heike Schoog.

Die Telefonsäule vor der Kirche St. Josef in Langenfeld testete RP-Redakteurin Heike Schoog.

Foto: RP/Stephan Meisel (mei)

Ob er sich noch daran erinnere, wann er das letzte Mal eine Telefonzelle benutzt hat?“ „Klar, 1986 als ich bei der Bundeswehr war“, sagt Felix Krause (50). „Da habe ich von Hamburg ins Rheinland mit der Freundin telefoniert. Und das war sehr teuer. Die fünf Mark waren schnell weg.“ Andrea Simon hat seit 1988 keinen öffentlichen Telefonhörer mehr in der Hand gehabt. „Da bekam ich nämlich aus beruflichen Gründen das erste portable Telefon“, sagt sie. „Von so einer grauen Stele aus habe ich noch nie angerufen.“

Dennoch: Es gibt sie nach wie vor vereinzelt – die grauen Telefonsäulen der Telekom; in Langenfeld etwa in Nähe des Rathauses und vor der Kirche St. Josef. Indes können weder die Monheimer noch die Langenfelder Stadtverwaltung sagen, wie viele es sind. Und die Telekom selbst schwieg sich auf Anfrage über „regionale Zahlen“ aus. Bundesweit gebe es noch 20.000 Fernsprecher der Telekom, sagt Pressesprecher André Hofmann. Da können es für Langenfeld und Monheim nicht viel mehr als ein Dutzend sein. Vermisst werden die Relikte, die in den 70ern und 80ern Hochkonjunktur hatten, indes kaum. Denn statistisch gesehen besitzt jeder Deutsche ein Handy.

Kinder und Jugendliche kennen Telefonzellen fast nicht mehr. „Häh, was soll das denn sein?“, sagt der 14-jährige Lars und holt sein Smartphone raus, um schnell mal zu googeln. Zumindest kann er sich erklären, wie der Fernsprecher am Rathaus funktionieren könnte. „Ich glaube, man muss irgendwo Münzen reinwerfen. Ähnlich wie in die Tanksäulen in Frankreich.“ Selbst die älteren Mitbürger ziehen das eigene Telefon vor. „Die Säulen sind doch eh meist defekt“, sagt Ilse Lehmann, die von ihrer Enkelin ein Handy bekommen hat, um jederzeit erreichbar zu sein.

„Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet die Telekom Geld, etwa für Strom, Standortmiete und Wartung“, sagt Andre Hofmann. „Mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände wurde deshalb vereinbart: Wir dürfen Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro pro Monat stehen.“ Gemäß der Empfehlung des Deutschen Städtetages sollte auch heute noch eine Grundversorgung mit Telefonzellen  gewährleitet sein. Die Säulen sollen fußläufig gut erreichbar sein und nicht mehr als 2,5 Kilometer von einander entfernt stehen. Auch wenn das auf Langenfeld und Monheim nicht zutreffen sollte, Beschwerden gab es  wohl noch nie.

Die populäre gelbe Telefonzelle, in der man vor Regen und Wind geschützt stand beim Telefonieren, gibt es schon seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr. Heute finden wir sie noch als öffentliche Bücherschränke wie vor dem Langenfelder Awo-Haus an der Solinger Straße, mancherorts auch als Tauschboxen für kleine Geschenke oder als entfremdetes Kunstwerk. „Wer möchte, kann sich eine alte Telefonzelle kaufen“, sagt Hofmann.  Preise und Konditionen sind schriftlich zu erfragen unter info@telekom.de. Ansonsten würden alte Telefonstationen fachgerecht entsorgt oder als Ersatzteile verwendet.

 Sowohl mit Telefonkarte als auch Geldmünzen kann man bezahlen.

Sowohl mit Telefonkarte als auch Geldmünzen kann man bezahlen.

Foto: RP/Stephan Meisel (mei)

Die erste Telefonzelle, damals noch Fernsprechkiosk genannt, ging übrigens 1881 in Berlin an den Start. Ab 1899 gab es Münzfernsprecher.  Vorher wurden Telephon-Billets verkauft. Ab 1946 war einheitliches Gelb vorgeschrieben. Mitte der 1990er Jahre wurde die Farbgebung auf Weiß-Grau-Magenta der Telekom umgestellt, auch bei rollstuhlgerechten Zellen.

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