Langenfeld/Monheim Taxis in der Kostenfalle

Düsseldorf · Die Branche, die von der Personenbeförderung lebt, steckt in der Zwickmühle. Steigende Diesel- und Lohnkosten legen eine Tariferhöhung nahe. Doch manche Unternehmer schrecken aus Angst vor Kundenverlusten davor zurück.

Drastische Diesel-Preise, steigende Lohn- und andere Nebenkosten, von den Kassen messerscharf kalkulierte Pauschalen für Krankentransporte: Der Druck auf das Taxi- und Fahrdienst-Gewerbe ist in den vergangenen Wochen rasant gestiegen. "Es sieht zurzeit sehr schlecht aus. Wir müssen etwas tun. Eine Anpassung der Tarife um zehn bis 15 Prozent halte ich für notwendig und für vertretbar", sagt Mustafa Yücel von der Taxi-Ruf-Zentrale Langenfeld/Monheim. Rund 35 Wagen gehören zum örtlichen Branchenführer, der sicher ist, "dass es ohne eine Erhöhung nicht mehr geht." Bei zehn Prozent hieße das: Ab dem sechsten gefahrenen Kilometer müssten Kunden dann 1,43 Euro statt bislang 1,30 Euro (siehe Infokasten) berappen.

Anders als in den Großstädten

Doch soweit ist es noch lange nicht. Denn anders als in Düsseldorf oder Solingen, wo die großen Genossenschaften und ihre Generalversammlungen den Ton angeben, ist die Meinungsbildung im Kreis Mettmann deutlich komplexer. 134 Einzel-Unternehmen mit insgesamt 276 gemeldeten Fahrzeugen gibt es zwischen Velbert und Monheim. "Davon kann jeder einen Antrag auf Tarifanpassung stellen", sagt Arno Klünner, beim Kreis zuständig für Personenbeförderung. Finden sich mehrere größere Taxi-Zentralen unter den Antragstellern leiten Klünner und seine Kollegen einen Meinungsbildungsprozess ein. "Wir schreiben alle 134 Taxi-Unternehmen, darunter auch eine Reihe Ein-Mann-Betriebe, an und bitten um Mitteilung, ob und in welcher Höhe der Tarif steigen soll."

Erst wenn die eingehenden Antworten auf eine relative Mehrheit für den Preissprung schließen lassen, gelangt der Vorschlag in die Politik. "Die Ausschüsse beraten, am Ende entscheidet der Kreistag", erklärt Klünner das Verfahren und fügt an: "Bislang ist noch kein Antrag auf meinem Tisch gelandet."

Für diese angesichts von 1,30 Euro pro Liter Diesel eher überraschende Zurückhaltung gibt es gute Gründe. "Eine Erhöhung ist unseren eh schon nörgelnden Kunden nicht vermittelbar. Wenn wir mehr Geld verlangen, treiben wir allenfalls die Standzeiten unserer Wagen nach oben", sagt Erkan Kerte vom Shuttle-Service Langenfeld. Das Unternehmen, bei dem 80 Menschen auf 50 Wagen arbeiten, gehört zum Limousinen-Service Rhein-Wupper in Leverkusen. Freilich räumt Kerte ein, dass auch sein Betrieb "sehr sehr knapp kalkulieren muss." Um die Lage zu verbessern, gehen ihm freilich andere Ideen durch den Kopf. "70 oder 80 Prozent des Dieselpreises sind Steuern, ein entsprechender Nachlass für das Transport-Gewerbe wäre sinnvoll."

Keine Angst

Angst vor Kundenschwund hat dagegen Mustafa Yücel von der Taxi-Ruf-Zentrale selbst bei steigenden Preisen nicht. Zum einen versucht er mit Hilfe der neu gegründeten Holding "Transfer Service Rheinland (TSR)" die Angebotspalette zu verbreitern (Wagen mit Chauffeur, 24-Stunden-Service), zum anderen glaubt er an die Belastbarkeit der Stammkunden. "Werktags fahren hauptsächlich Geschäftsleute und Senioren, die dringende Erledigungen oder Arztbesuche absolvieren, am Wochenende sind Kneipengänger und Nachtschwärmer die Hauptklientel. Ich glaube nicht, dass diese Gruppen wegen zehn oder zwölf Cent pro Kliometer einen Rückzieher machen." KOMMENTAR

(RP)
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