Monheim So klingt es bald in der Kulturraffinerie

MONHEIM · Intendant Martin Witkowski hatte zum Tag der offenen Tür mit Programm in die ehemalige Shell-Halle eingeladen, die zur Kulturraffinerie K 714 wird.

 Auch Musikpädagoge Achim Tang trug beim Tag der offenen Tür in der künftigen Kulturraffinerie K 714 zum Programm bei.

Auch Musikpädagoge Achim Tang trug beim Tag der offenen Tür in der künftigen Kulturraffinerie K 714 zum Programm bei.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Viele wollten eigentlich nur mal hinter die 100 Jahre alte Fassade der ehemaligen Shell-Fassabfüllanlage gucken. „Die Immobilie hat mich schon immer interessiert“, sagt Jutta Stoscheck aus Neuss. Deshalb hat sie sich ins Auto gesetzt und ist zum Tag der offenen Tür in die künftige Kulturraffinerie K714 gekommen. Für sie wird es wahrscheinlich das letzte Mal sein, dass sie die historische Immobilie im ursprünglichen Zustand sieht. Denn bald wird sich die Gewerbehalle in einen außergewöhnlichen Kulturtempel am Rhein verwandeln.

Für den Sonntag hatte Hausherr Martin Witkowski eine Wandelveranstaltung inszeniert. Zehn Minuten Kultur an fünf Stationen. Quasi ein Kultur-to-go-Erlebnis für Jung und Alt. 20 Künstler bieten in der wunderschönen alten Halle Musik, Klanginstallationen, Tanz und Figurentheater – ziemlich modern und großstädtisch. „Heute kann man schon einmal erahnen, was hier später nach dem Umbau sein wird“, sagt Sebastian Kautz von der Bühne Cipolla, der mit seinem Figuren-Theater aus Bremen und Musiker Gero John zu Gast ist. Der morbide Charme der Halle hat es ihm angetan, die alten Säulen und Sheddächer. „Das passt gut zu unserer Vorstellung, die ja auch so ein bisschen surreal ist“, sagt er. Über das, was da kommen soll, hat er sich informiert wie auch die meisten Besucher am Sonntag. „Das wird großartig“, ist er überzeugt.

Wenn er in seine wunderbaren Handpuppen schlüpft, wird es still. Die Kinder sitzen fasziniert auf dem Boden und vergessen, dass die Charakterpuppen von Menschenhand geführt werden. Die Erwachsenen lauschen der Präsentation der Gedichte von Eugen Roth, die sich prima für einen kurzen Auftritt am Sonntag eignen.

Der einsame Violinist Paul Bremen spielt auf seiner Bühne aus Johann Sebastian Bachs Solo-Repertoire. Das schafft er ganz ohne Noten und Schnickschnack. Ein kleiner, schmaler Musiker in einer weitläufigen Halle, an deren Wänden noch die Spuren ehemaliger Regale zu sehen sind. Der Klang ist erstaunlich gut. Das Publikum hört andächtig zu. Die Atmosphäre stimmt, sind sich die Besucher einig.

Begeisterten Applaus erntet Robozee vs. Sacre mit seinem „Tanz ohne Ende“. Der junge Tänzer bewegt sich in schlangenhafter Wendigkeit zwischen Street Dance, Pantomime und modernem Tanztheater zu sphärischen Klängen. Das Publikum applaudiert der ausdrucksstarken Performance heftig. Dass die Uraufführung im Schauspielhaus Bochum stattfand, spricht für die Qualität. Auch lokale Kräfte treten auf. Residenz-Künstler Achim Tang hat in einem Workshop mit Schülern ein sehr experimentelles Stück für die Kulturraffinerie erarbeitet.

Viele der Besucher betrachten das Geschehen am Sonntag als Kostprobe auf ein Programm, mit dem Intendant und Geschäftsführer Martin Witkowski sie in Zukunft erfreuen wird. „Ich bin überzeugt, das wird super hier“, sagt Petra Beuer aus Erkrath. Sie ist eigentlich eher zufällig bei einem Ausflug an den Rhein auf die geöffnete Kulturraffinerie gestoßen. „Natürlich kommen wir auch nach Monheim, wenn etwas los ist“, versichert sie. Die 19 Kilometer lange Fahrt von Erkrath „ist doch gar nichts“, sagt sie.

Aber auch die neugierigen Einheimischen sind da. Martina und Nikolaos Skamagas wandeln von Station zu Station. Martina Skamagas ist sehr interessiert. Sie war auch bei der Bürgeranhörung zu den Umbauplänen der Halle dabei. „Das wird gut“, sagt sie. „Ich finde es sehr schön, dass heute alle Kultur-Bereiche gezeigt werden, die später hier stattfinden sollen: Tanz, Musik, Theater.“ Sie und ihr Mann sind gespannt und voller Vorfreude. Allerdings auch ein bisschen skeptisch, was den zukünftigen Kultur-Verkehr anbetrifft. „Wir wohnen an der Niederstraße“, sagt sie. „So ruhig wird es sicher in Zukunft nicht mehr sein.“

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