Serie Mein Job am Wasser (1) Hannes hat die stehende Welle im Griff

LANGENFELD · Sportwissenschaftler Hannes Schrot kümmert sich auf der Wasserski-Anlage in Langenfeld-Berghausen um die 2018 in Betrieb genommene Attraktion: die stehende Welle.

 Surfcoach Hannes Schrot gibt dem zwölfjährigen Jonas am Beckenrand Tipps zur Fußstellung auf dem Brett.

Surfcoach Hannes Schrot gibt dem zwölfjährigen Jonas am Beckenrand Tipps zur Fußstellung auf dem Brett.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Jonas (12) sitzt am Beckenrand und kann es kaum erwarten. Sein Surfbrett ist schon im Wasser. „Hierhin musst du deinen linken Fuß stellen, hierhin den rechten“, sagt Hannes Schrot (35), der neben Jonas  kniet und das Seil des Bretts  hält. „Und los!“ Beherzt richtet sich der Junge auf der wackligen Unterlage auf, stößt sich ab, gleitet erst auf, dann über die Welle, purzelt nach wenigen Sekunden kopfüber in den Wasserstrudel und taucht gleich darauf grinsend wieder auf. Am vierten Tag des Ferienkurses klappt das doch schon prima.

Surfcoach Schrot hat Jonas zugesehen, nickt ihm anerkennend zu. Auf der Wasserskianlage in Langenfeld ist vor allem der 35-Jährige für die im Frühjahr 2018 in Betrieb genommene stehende Welle zuständig – die weltweit erste auf einem See. Das halboffene, 28 mal 12 Meter breite Becken schwimmt auf einem der Seen, zwölf Pumpen erzeugen die acht Meter breite und bis zu 1,60 Meter hohe Welle.

An diesem Arbeitsplatz lässt es sich aushalten: Sonne, See, gut gelaunte Menschen ringsum. Ein Traumjob? Der studierte Sportwissenschaftler Schrot, der im Auslandssemester auf der Insel Bali das Surfen im Meer ausgiebig genossen hat, muss nach dieser Frage nicht lange überlegen: „Für mich ganz sicher!“ An der Uni Köln lag sein Schwerpunkt neben Sport auf Ökonomie und Management. Mit diesem Fachwissen bekam der gebürtige Paderborner 2015 eine Festanstellung auf der Berghausener Wasserskianlage. „Zunächst war ich  nur im Vertrieb und Shopbereich tätig. Als in Zusammenarbeit mit der Unit Parktech AG dann hier die Welle gebaut wurde, ist sie zu meinem Hauptjob geworden.“

In punkto Welle ist Schrot seither der Mann für alle Fälle. In seinem Büro kümmert er sich um die Buchung,  stellt Kurse zusammen, plant Personal und Leihmaterial ein, sorgt für gute Auslastung. Als Surfcoach am Beckenrand hilft er  Anfängern beim Wellenritt und gibt  Fortgeschrittenen Tipps. „Für die Balance am besten den Kopf ausschalten und nicht groß nachdenken! Wichtig ist auch eine gute Position auf dem Brett. Fehler bei der Fußstellung können wir  von außen korrigieren.“  Immer zwei Surfcoachs kümmern sich um  Gruppen mit maximal zwölf Teilnehmern, die je nach Fußstellung am linken oder rechten Beckenrand starten.

Bei schönem Wetter ist draußen die Badehose Schrots Arbeitskluft, sonst der Neoprenanzug. Er leitet Kurse und bildet neue Kollegen aus. Dabei sind  Eigeninitiative und Improvisationstalent gefragt. „Der Deutsche Wellenreitverband hat zwar für Surflehrer im Meer eine strukturierte Ausbildung mit verschiedenen Levels und Unterrichtsmaterial, für künstliche Wellen gibt es so etwas aber nicht.“

Seniorchef Johannes Sühs ist froh, dass Schrot von der befreundeten Wasserski-Anlage in Paderborn nach Langenfeld gewechselt ist. „2015 brauchten wir jemand mit Sportsachverstand für den Verkauf. Dann kam die Welle und Hannes hat sich richtig in dieses Thema reingefressen. Aber das macht ja auch Spaß, quasi als Bandleader etwas Neues aufzubauen.“ Und aus dem Prototyp wurde eine Erfolgswelle. „Das bundesweite Medienecho war schon gigantisch“, sagt Sühs. „Vergleichbares hatten wir nur, als wir 1976 unsere Wasserski-Seilbahn eröffneten – die erste in NRW und weltweit siebte Anlage dieser Art.“

 Paul (12) hat es geschafft.

Paul (12) hat es geschafft.

Foto: Rheinische Post/Stephan Meisel (mei)
 Das Wellenbecken schwimmt im See.

Das Wellenbecken schwimmt im See.

Foto: Rheinische Post/Stephan Meisel (mei)
  Hannes Schrot regelt die Höhe.

 Hannes Schrot regelt die Höhe.

Foto: Rheinische Post/Stephan Meisel (mei)

Wichtig sei aus Betreibersicht auch die Wirtschaftlichkeit der Welle. Die ökonomische Sichtweise von Schrot sei ein Glücksfall, so Sühs. „In Anbetracht der hohen Stromkosten muss eine Mindestauslastung gegeben sein. Die Nachfrage beim Wellenreiten ist tendenziell groß, aber eben auch wetterabhängig. Das ist anders als beim Wasserski und Wakeboarden, wo Gruppen die Bahnen frühzeitig buchen und dann gegebenenfalls Regen an diesem Termin in Kauf nehmen müssen.“

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