Kreis Mettmann Städte begrüßen ein Hospiz für Muslime

Kreis Mettmann · Immer mehr Menschen muslimischen Glaubens möchten im Hospiz sterben. Das Hochdahler Franziskus-Hospiz stellt sich auf die damit verbundenen Anforderungen an Pflege und Begleitung ein.

 Leiter Robert Bosch will das Franziskus-Hospiz in Hochdahl auch für Muslime öffnen.

Leiter Robert Bosch will das Franziskus-Hospiz in Hochdahl auch für Muslime öffnen.

Foto: Dietrich Janicki

Für Außenstehende ist es ein Stück gelebte Integration. Für das Hochdahler Franziskus-Hospiz ist es eine Selbstverständlichkeit. Immer häufiger werden dort auch Sterbende muslimischen Glaubens begleitet. "Der Bedarf ist da und nimmt stetig zu", weiß Hospizleiter Robert Bosch. Dabei stehe man den Herausforderungen, die diese Entwicklung mit sich bringt, keineswegs unvorbereitet gegenüber. Im Gegenteil, seit Monaten werden nicht nur hauptamtliche, sondern auch ehrenamtliche Mitarbeiter geschult und auf die speziellen Anforderungen einer "kultursensiblen Pflege" vorbereitet.

Letzteres sieht auch Hans-Peter Anstatt aus dem Monheimer Integrationsbüro als Herausforderung. Über die Einrichtung einer Hospiz für Muslime denke man in der Rheingemeinde aber bisher nicht nach - trotz der mehr als rund 2500 Muslime, die im Stadtgebiet leben.

"Wir beschäftigen uns im Moment eher mit dem Thema Pflege und wie wir ambulante sowie stationäre Einrichtungen zunehmend auch für Menschen aus anderen Kulturkreisen öffnen können", sagt Anstatt.

"Die Erfahrung zeigt allerdings auch, dass gerade muslimische Familien ihre Angehörigen so lange es möglich ist zuhause pflegen wollen." Dem sensiblen Thema Sterbebegleitung für Muslime habe man sich indes noch nicht konkret gewidmet.

"Es gibt natürlich eine gewisse Hemmschwelle seites der betroffenen Familien", sagt Robert Bosch über die Schwierigkeiten in der Praxis. Schließlich sei der Umgang mit dem Sterben beim Islam ein anderer. "Wir selbst sind frei von religiösen Symbolen und in unserer christlichen Grundhaltung offen für alle", macht er deutlich, dass sich das Franziskus-Hospiz als offenes Haus versteht.

Und nicht nur das: Auch mit den speziellen Anforderungen an eine kultursensible Begleitung in den Tod habe man sich intensiv befasst. So sei es beispielsweise so, dass das Essen nach religiösen Vorschriften zubereitet werden müsse. "Darauf stellen wir uns ein. Die Angehörigen können auch gern selbst kochen." Hinzu komme zudem, dass ein Kranker nur von einer Person des gleichen Geschlechts gepflegt werden dürfe. "Da gibt es natürlich organisatorische Grenzen", weiß Robert Bosch.

Allerdings sei es so, dass ein Imam diese Vorschrift auflösen könne. "Es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn muslimische Bewohnerinnen auch die Pflege durch einen männlichen Mitarbeiter annehmen können", so der Hospizleiter. Die Verpflichtung, fünfmal am Tag zu festgelegten Zeiten zu beten, stelle ebenso kein großes Problem dar: "Das ist auch im Bett ohne Gebetsraum möglich."

Grundsätzlich sei man sehr darum bemüht, die Hemmschwelle möglichst niedrig zu halten. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Bedarf nach einer Sterbebegleitung im Hospiz auch bei muslimischen Familien zunehme. "Viele leben mittlerweile schon in der dritten Generation hier und die traditionellen familiären Strukturen lösen sich teilweise auf", sucht Bosch nach Gründen für diese Entwicklung.

Trotzdem sieht Marion Prell, Erste Beigeordnete in Langenfeld, keine Notwendigkeit für eine ähnliche Einrichtung in ihrer Stadt. "Wir pflegen seit Jahren einen intensiven Kontakt zum Hospizverein und prüfen immer wieder, ob weitere Angebote in diesem Bereich nötig sind", sagt Prell. "Bisher hat sich für uns kein besonderer Bedarf ergeben." Die vorhandenen Einrichtungen in der Region seien ausreichend - und die neue Hospiz in Erkrath begrüßenswert. "Natürlich gibt es kulturelle und religiöse Unterschiede, die gerade in diesem sensiblen Bereich beachtet werden müssen."

(RP)
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