Langenfeld Stadtwerke holen Energie aus Eisspeicher

Langenfeld · Am neuen Standort von Stadtwerken und Verbandswasserwerk an der Elisabeth-Selbert-Straße ist jetzt alles fertig. Dort sind neue Techniken zu besichtigen, die sich für Wohn- und Geschäftsgebäude eignen.

 Eisspeicher wie der an der Elisabeth-Selbert-Straße eignen sich laut Vera Benning und Kersten Kerl für Gebäude aller Art.

Eisspeicher wie der an der Elisabeth-Selbert-Straße eignen sich laut Vera Benning und Kersten Kerl für Gebäude aller Art.

Foto: RALPH MATZERATH

Zwar müssen die Mustermann-Schilder an der Türklingel noch ausgetauscht und einige Umzugskartons ausgepackt werden — ansonsten ist am neuen Standort von Stadtwerken (SW) und Verbandswasserwerk (VWW) alles fertig. "Unser altes Grundstück an der Langforter Straße haben wir bereits übergeben", sagt Geschäftsführer Kersten Kerl. An der Elisabeth-Selbert-Straße 2 im Gewerbegebiet Fuhrkamp sind jetzt nicht nur Verwaltung, Werkstatt, Lagerhallen und Fuhrpark untergebracht. "Wir probieren hier auch Techniken aus, die wir unseren Kunden empfehlen und die sie sich hier ansehen können."

Dazu gehört ein in den Boden eingebauter Eisspeicher, der Energie erzeugt, indem er einem 800 Kubikmeter großen Becken Wasser die Wärme entzieht. "Damit lassen sich Gebäude im Winter heizen und im Sommer kühlen", sagt SW-Sprecherin Vera Benning. "Das ist hier ein Anschauungsobjekt für alle Langenfelder und Monheimer", merkt Kerl an. "Ich hoffe, dass in nächster Zeit viele Bürger diese Möglichkeit nutzen und sich diese moderne Technologie schnell ausbreitet."

Eisspeicher in Verbindung mit Wärmepumpen eigneten sich für Wohn- und Geschäftshäuser aller Art. "Ein 100 bis 150 Kubikmeter großer Eisspeicher kann auf dem Grundstück eines normalen Reihenhauses eingebaut werden."

Mit 5000 bis 7000 Euro Investitionskosten sind Eisspeicher nach Kerls Angaben preisgünstiger als Geothermie-Anlagen mit Erdspieß, die in Trinkwasser-Schutzzonen zudem riskant seien. "Da spreche ich jetzt aus Sicht des Verbandswasserwerks." Aus diesem Grund hatten er und seine Mitarbeiter auch die Firma Ecolab entsprechend beraten, bevor sie sich 2012 im Monheimer Rheinpark ansiedelte. "Im Boden wurde der weltweit größte Eisspeicher eingebaut." Ursprünglich hatte das Unternehmen Erdwärme durch eine Geothermie-Anlage nutzen wollen, was Risiken für das Grundwasser mit sich gebracht hätte.

Auch LED-Beleuchtung verschiedener Art für Büros und Betriebshallen präsentieren die Stadtwerke am neuen Standort. Im Kundenzentrum ("Kunze") an der Solinger Straße 41 gibt es nähere Informationen und lassen sich Besichtigungstermine arrangieren. "Demnächst zeigen wir hier auch verschiedene Möglichkeiten zur Straßenbeleuchtung", kündigt Kerl an. "Zum 1. Januar 2015 werden wir das Stromnetz in Langenfeld betreiben."

Mit der jetzigen Betreiberin Westnetz GmbH, die zum RWE-Konzern gehört, teilen sich SW und VWW jetzt das Gebäude an der Elisabeth-Selbert-Straße. Weil der Raumbedarf von Westnetz geschrumpft war, hatte sich die Möglichkeit des Umzugs ergeben. Die Stadt erwarb das Gebäude von der Firma Goldbeck, Westnetz ist Mieterin. Rund 1,8 Millionen Euro wurden Kerl zufolge investiert, um das zehn Jahre alte Gebäude zu renovieren und das Gelände für die eigenen Zwecke umzugestalten. "62 unserer 96 Beschäftigten arbeiten jetzt an der Elisabeth-Selbert-Straße."

Unter anderem wurde eine Unterstellhalle für die 26 eigenen Fahrzeuge errichtet. "Alle sind erdgasbetrieben", sagt Ralf Rozek, der sich um den Fuhrpark kümmert. Auch eine Lagerhalle für Rohrleitungen, Gerätschaften und Material kam neu hinzu. Photovoltaikanlage und Stromspeicher dienen eigenen Zwecken und sind wie der Eisspeicher zugleich Anschauungsobjekte für potenzielle Kunden.

Der bisherige Standort von SW und VWW ist bereits verplant. Zusammen mit dem Nachbargrundstück der ehemaligen Feuerwache In den Griesen wird in bester Citylage und in städtischem Eigentum eine 1,6 Hektar große Fläche frei, auf der Eigenheime und Etagenwohnungen für etwa 100 Familien errichtet werden sollen. Zurzeit arbeiten fünf Investoren und Architekten eines Teilnahmewettbewerbs ihre Unterlagen im Detail aus, so dass der Stadtrat beschließen kann.

(RP)
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