Langenfeld Stadtgeschichte als Teamarbeit

Langenfeld · Unter Leitung von Dr. Hella-Sabrina Lange kümmert im Freiherr-vom-Stein-Haus ein fast komplett neues Team um Stadtarchiv, Kunstausstellungen und die lokalhistorische Dauerschau, die ab März umgestaltet wird.

 Diese um 1870 entstandene Aufnahme ist die älteste aus dem Bestand des

Diese um 1870 entstandene Aufnahme ist die älteste aus dem Bestand des

Foto: die nicht mehr erhaltene Posthalterei, dahinter das noch bestehende (heute: Restaurant Krügers) Gebäude mit Bürgermeisteramt und Wohnung des Bürgermeisters. Hinter dem Schlagbaum und vor dem nicht mehr existierenden Fachwerkhaus ein Wegestundenstein. Foto: Stadtarchiv

Alte Posthalterei, Schlagbaum, Fachwerkhaus, Wegestundenstein für Postkutschen,... Die gut 140 Jahre alte Aufnahme rechts zeigt, wie der Berliner Platz mit dem einzig noch vorhandenen Wirtshaus Krügers dereinst ausgesehen hat. Sie gilt als ältestes von insgesamt etwa 10 000 Fotos im Bestand des Stadtarchivs. Zusammen mit mehr als 50 000 Schriften, Akten, Büchern, Plänen, Karten und Schaustücken dokumentieren sie im Freiherr-vom-Stein-Haus die Geschichte Langenfelds. Ein nahezu komplett neues Team (siehe Infokasten) kümmert sich in dem früheren Schulgebäude um Archiv, Stadtmuseum und Wechselausstellungen. Leiterin Dr. Hella-Sabrina Lange (32) kündigte die Vorhaben der nächsten Zeit an. "Im Mittelpunkt steht der Umbau der im ersten Stockwerk untergebrachten Dauerausstellung zur Stadtgeschichte."

 Das Team des Kulturellen Forums in der hauseigenen Bibliothek (v.l.): Bedri Deliu, Dr. Hella-Sabrina Lange, Marco Klatt, Eckart Heske und Alexandra Hinke.

Das Team des Kulturellen Forums in der hauseigenen Bibliothek (v.l.): Bedri Deliu, Dr. Hella-Sabrina Lange, Marco Klatt, Eckart Heske und Alexandra Hinke.

Foto: MATZERATH

Museumsumbau in zwei Etappen

Die heute recht bieder und angestaubt wirkende Präsentation soll nach der von drei Designern entworfenen Umgestaltung deutlich ansprechender erscheinen. So werden künftig Besucher auf den Bildschirmen von Computerterminals zusätzliche Erklärungen und Filme abrufen können. Nach Angaben von Museumsleiterin Lange werden die Arbeiten starten, "sobald der Stadtrat am 20. März den Haushaltsentwurf beschlossen hat". Wie die RP berichtete, sind darin 120 000 Euro eingeplant, um im Freiherr-vom-Stein-Haus unter anderem die bislang ausgeklammerten Kapitel Jüdisches Leben, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg zu dokumentieren. Der mit 175 000 Euro veranschlagte zweite Teil des dann komplettierten Museumsumbaus ist für 2013 vorgesehen. "Und das alles bei laufendem Betrieb ohne Schließung", weist Langes Stellvertreter Eckart Heske (45) auf die nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen hin.

Archivar Marco Klatt (37) war seit seinem Amtsantritt vor allem mit der Digitalisierung von Unterlagen des Langenfelder Standesamts beschäftigt. Nach dem seit 2009 geltenden Personenstandsgesetz ist das Stadtarchiv nach seinen Worten "nunmehr mit der Pflege und Betreuung von Heirats-, Geburts- und Sterberegistern ab dem Jahre 1810 betraut". Damit die Einträge von Interessierten nutzbar sind, seien zusätzlich zu den eingescannten Dokumenten auch Namensverzeichnisse abgeschrieben worden. "Das ist sehr aufwändig, aber eine sehr wertvolle Grundlage für weitere Recherchen."

Nicht nur das runde Dutzend Mitglieder eines unlängst gegründeten Arbeitskreises Ahnenforschung schätzt bei seinen regelmäßigen Treffen am ersten Mittwoch eines Monats (ab 17 Uhr) diese Zugriffsmöglichkeit am PC. Lange sieht auch in der 2011 gegenüber dem Vorjahr von etwa 80 auf 180 gestiegenen Zahl der Besucher einen Beleg für wachsendes Interesse an stadtgeschichtlichen und personenbezogenen Dokumenten. Sie bezeichnete es als erfreulich, dass das Kulturelle Forum immer wieder bei Haushaltsauflösungen mit Schätzchen für die Dauerausstellung oder das Museumsdepot an der Kölner Straße bedacht werde. "Zuletzt haben wir eine Jugendstil-Lampe und ein Sofa als Wohnkultur-Exponate entgegengenommen. Oder auch ein Telefon mit Wählscheibe, das viele Jugendliche gar nicht mehr in Gebrauch kennen."

Ab morgen Gemälde aus Nidden

Die erste Kunstausstellung des Jahres im Freiherr-vom-Stein-Haus startet morgen . Unter dem Titel "In den Bann dieses Zaubers geschlagen" werden bis zum 20. Mai 40 Werke von Malern der Künstlerkolonie Nidden auf der Kurischen Nehrung (heute Litauen) aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu sehen sein; eine Besprechung folgt in der RP-Montagsausgabe. Begleitet wird diese Ausstellung von mehreren Vorträgen und Führungen. Auch Kinder und Jugendliche will das Museumsteam verstärkt ansprechen, sei es durch einen geschichtlichen Osterferien-Workshop oder kreative Geburtstagsfeiern im Freiherr-vom-Stein-Haus.

frage des tages

(RP)
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