Monheim Stadt will Heizkosten im Berliner Viertel senken

Monheim · Ein Gutachterbüro hat Bausubstanz und Wärmeversorgung untersucht. Aus der Bilanz soll ein Verbesserungskatalog entstehen.

 Die Häuser an der Friedrichstraße mit ihrer Eternitverkleidung sind laut Gutachter nicht nur optisch in einem "mangelhaften Zustand".

Die Häuser an der Friedrichstraße mit ihrer Eternitverkleidung sind laut Gutachter nicht nur optisch in einem "mangelhaften Zustand".

Foto: ralph Matzerath

Das Berliner Viertel mit seinen 3500 Wohnungen macht ein Viertel des Wohnraums in Monheim aus und ist damit eine Größe, die "wir als Stadt nicht außer acht lassen können". Deshalb hat Stadtplaner Thomas Waters das Dortmunder Büro für Stadtentwicklung Steg mit einem energetischen Quartierskonzept beauftragt. Am Mittwochabend stellte Geschäftsführer Jens Cüppers die Ergebnisse der Analyse vor, wobei die Datenerhebung wegen der mangelnden Kooperationsbereitschaft von LEG und RWE als Wärmeversorger "einer Detektivarbeit" glich, so Klimaschutzmanager Georg Kruhl.

Bausubstanz Das Positive vorweg: Die Plattenbauten aus den Jahren 1965 bis 1974 weisen keine gravierenden baulichen Mängel, wie Feuchtigkeitsschäden oder Setzrisse, auf. Auch der Zuschnitt der Wohnungen sei durchaus marktgängig, immerhin verfügten diese alle über Balkone oder Loggien. Aber sowohl die Fassaden als auch die Keller- und Dachgeschossdecken sind nur geringfügig gedämmt. Die Fassaden - Waschbeton und Eternitverkleidung - seien nicht nur optisch "in einem mangelhaften Zustand", urteilen die Gutachter.

Auch wenn die meisten Fenster in den 80er Jahren erneuert wurden, seien zum Teil noch Original-Holzfenster vorhanden. Abgesehen von den durchweg neuen Haustüren hätten die Eingangsbereiche einen "hohen Gestaltungsbedarf". Als großen Schwachpunkt haben die Gutachter die mangelnde Barrierefreiheit ausgemacht: "Im Eingang ist oft eine Trittschwelle zu überwinden, die Aufzüge sind - wenn überhaupt vorhanden - nur über das Hochparterre zu erreichen", so Cüppers.

 Stadtplaner Robert Ullrich (l.) erklärt interessierten Bürgern die Sanierungspläne für das Berliner Viertel.

Stadtplaner Robert Ullrich (l.) erklärt interessierten Bürgern die Sanierungspläne für das Berliner Viertel.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Fernwärme Das größte, auch von den Zuhörern angemahnte Problem, sind die Heizkosten. Laut Steg liegen diese im Viertel mit 1,96 Euro pro Quadratmeter 80 Prozent über dem Landesdurchschnitt (1,10 Euro/qm). Über die Ursachen lasse sich bisher nur spekulieren, so Cüppers: "Ist das Gas zu teuer? Sind es etwaige Verluste im Fernwärmenetz? Entweicht zu viel Wärme durch ungedämmte Wände?" "Das wollen wir auch als Stadt wissen!", betonte Stadtplaner Thomas Waters. Da die Stadt inzwischen mehr als 60 LEG-Wohnungen angemietet habe, habe sie nun auch Zugang zu den Verbrauchsdaten. Eine von der Stadt initiierte Fragebogenaktion soll helfen, Informationen über die Wohnqualität, das Wohnumfeld und etwaige energetische Mängel (Schimmelbildung, Zugigkeit) zu erhalten.

Wohnumfeld/Versorgung Pluspunkte des Viertels sind der hohe Anteil an Grünflächen, die 200 Mietergärten, die vielen Parkplätze, die gute Nahversorgung und die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Sehr lobend äußerten sich die Gutachter auch über die "hervorragende soziale Infrastruktur".

(RP)
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