Langenfeld Stadt widerspricht Kritik an Kreisverkehr

Langenfeld · Muss beim Kreisel Richrather/Bahnstraße ein halbes Jahr nach Eröffnung nachgebessert werden? Einzelne Bürger meinen: Ja. Tiefbauamtschef Wolfgang Honskamp hingegen ist überzeugt: "Der Kreisverkehr funktioniert super."

Fast hätte es in dem neuen Kreisverkehr gekracht, und das auch noch vor den Augen seiner Planungsväter aus dem städtischen Tiefbauamt. Just da am Dienstag am Kreisel Richrather/Bahn-/Querstraße die Pflanzung dreier Bäume feierlich begangen wurde, fuhr eine Kleinwagenfahrerin in das Rund hinein, halb über die gepflasterte Mittelinsel, und kam erst kurz vor einem ihr entgegenkommenden Gelenkbus der Rheinbahn zum Stehen, der ebenfalls in den Kreisverkehr hineingefahren war. "Die Frau hatte einen aggressiven Fahrstil und zeigte dem Busfahrer auch noch den Stinkefinger, was er sich nicht bieten lassen wollte. Und dann gab ein Wort das andere", erzählt Roswitha Zedler aus Langfort, die Zeugin des Vorfalls wurde. Ihre Schlussfolgerung: "Offenbar ist es nicht für jeden ersichtlich, dass es sich um einen Kreisverkehr handelt: Manche fahren einfach geradeaus durch ihn hindurch."

Das sollten sie bloß sein lassen, mahnt der städtische Verkehrsplaner Wolfgang Honskamp, der den Streit ebenfalls kopfschüttelnd beobachten durfte: "Die Insel ist fünf Zentimeter hoch. Wer mit einem Pkw ungebremst da drüberbrettert, bekommt einen ganz schönen Schlag mit." Das Überqueren der Insel sei vielmehr eine Option für größere Fahrzeuge, die sonst nicht durch den Kreisverkehr kämen. Wie bei "Mini-Kreiseln" üblich, müsse aber in der Regel auf der Hauptspur gefahren werden, betont Honskamp. Ein Übersehen des Kreisverkehrs hält der Amtschef bei regelkonformer Fahrweise für ausgeschlossen: "Egal aus welcher Richtung: Man hat die Vorfahrt derjenigen zu achten, die sich bereits im Kreisel befinden. Das ist durch Vorfahrt-achten-Zeichen auch klar ausgeschildert. Das blaue Kreisverkehrschild reicht da heute nicht mehr." Die Kleinwagen-Fahrerin hätte also gar nicht so stürmisch in das Rund hineinbrausen dürfen. Kritik aus Radfahrer-Sicht an dem im Mai eröffneten Kreisel übt Hans Kregeloh: "Die weißen Kanten an den Fußgänger-Überwegen sind kaum zu erkennen. Da rutscht noch jemand mit dem Reifen ab, fällt auf den Kopf und ist tot — wie bei dem tragischen Fall vor zweieinhalb Jahren an der Lindberghstraße", befürchtet der Rentner.

Die Überwege seien nach den Vorgaben des Landesbetriebs Straßen angelegt, widerspricht Honskamp. Die Teilung der Bürgersteig-Randstücke in eine schwellenlose Hälfte und eine mit einer mehrere Zentimeter hohen Kante solle möglichst vielen Menschen die eigenständige Querung ermöglichen: Rollstuhl- und Rollator-Fahrern ebenso wie Sehbehinderten, die auf eine Kante zum Abtasten mit einem Stock angewiesen sind. "Und die Radfahrer sollen ja auf der Straße, also im Kreisverkehr, fahren. Diese Verkehrsführung werden wir bald noch mit einem Radfahrstreifen auf der Richrather Straße unterstreichen", sagt der Amtschef. Seine Bilanz der ersten sechs Monate: "Mit der Kreuzung ist auch die Unfallhäufigkeitsstelle weg. Und wer von der Bahnstraße in die Richrather Straße will, muss nicht mehr so lange warten. Der Kreisverkehr funktioniert super!"

(RP/ac)
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