Langenfeld Stadt versteigert 45 Fahrräder

Langenfeld · Auktionatorin Nina Oberfranc hat den Job von ihrem Vater gelernt.

 Mit langenfeld-grünem Schal und etwas erkälteter Stimme leitete Nina Oberfranc vom Fundbüro die Fahrradversteigerung am Samstag vor dem Rathaus.

Mit langenfeld-grünem Schal und etwas erkälteter Stimme leitete Nina Oberfranc vom Fundbüro die Fahrradversteigerung am Samstag vor dem Rathaus.

Foto: Ralph Matzerath

Eine halbe Stunde haben die Leute vorm Langenfelder Rathaus Zeit, die 45 Fahrräder zu begutachten. Schrottmühlen sind nicht darunter, doch oft ist irgendwas kaputt - Rücklicht, Gangschaltung, Bremszüge. Doch dieses rote Damenrad sticht heraus, das wirkt makellos. Bei der Versteigerung ist es eines der ersten, die Nina Oberfranc aufruft. "Mit drei Körben!", wirbt die 36-Jährige.

Wie ihre Kollegen vom städtischen Fundbüro trägt Oberfranc einen langenfeld-grünen Schal. So erkennt man sie gut. An diesem kalten Samstag braucht die Erkältete ihn aber ohnehin. Bei dem roten Damenrad ist sie schnell bei 50 Euro angelangt. "Hier werden 60 Euro geboten. 60 zum ersten . . ." - "70", ruft da eine Frauenstimme, die nicht lockerlässt. "75 Euro", hält ein Mittvierziger in Outdoor-Jacke dagegen. "77 Euro", schalt es wieder aus dem Pulk der gut 80 Anwesenden heraus.

Ein- oder zweimal im Jahr versteigert die Stadt Langenfeld Fundfahrräder - herrenlose, "echte" Fundstücke, aber auch von der Polizei sichergestellte Drahtesel, die "keiner Straftat zugeordnet werden können", wie es offiziell heißt. "Wir bewahren jedes dieser Fahrräder mindestens sechs Monate auf. Wenn sich kein Eigentümer meldet und der Finder seinen Finderanspruch nicht geltend macht, kommt das betreffende Stück unter den Hammer", erklärt Nina Oberfranc.

Bei der Auktion kommt die junge Frau mit der großen Brille freilich ohne Hammer aus. "Mein Vater hatte noch einen", erzählt sie. Ihm, dem Solinger Gerichtsvollzieher, habe sie schon als Sechsjährige bei Versteigerungen zugeschaut. "Wenn er mit dem Hammer aufs Pult schlug, habe ich, zu seinen Füßen sitzend, ihm mit der Faust auf den Fuß geklopft." Seit sechs Jahren ist es nun hin und wieder ihr eigener Job - und der macht der Leiterin des Langenfelder Bürgerbüros sichtlich Freude. Charmant nimmt sie die Gebote aus der Menge entgegen. Darunter auch ein paar Profis in Arbeitsklamotten, die es auf Schnäppchen abgesehen haben, die sich nach Reparatur mit lohnendem Aufschlag weiterverkaufen lassen.

"In meiner Heimatstadt Solingen werden keine Fahrräder versteigert, dafür ist es zu bergig dort. Die versteigern statt dessen alles, was in Bus und Bahn so liegenbleibt, Schmuck zum Beispiel", sagt Oberfranc. In Langenfeld wiederum kommen nur Fahrräder unter den Hammer. "Alles andere lohnt sich nicht", sagt die Auktionatorin. "Und Handys gehen leider nicht - Datenschutz." Am Ende dieses Samstagsmittags haben alle Fundräder einen neuen Besitzer, für Beträge zwischen 10 und 83 Euro. "An den Rekord vom vorigen Mal - gut 400 Euro für ein super Fahrrad - sind wir diesmal leider längst nicht herangekommen", sagt Oberfranc.

Das rote Damenrad geht für 77 Euro weg. Den Zuschlag erhält die hartnäckige Frau aus dem Pulk. Stolz schiebt ihre Tochter Sarah (9) es in Richtung Stadtgalerie. "Rot ist eine meiner Lieblingsfarben", freut sich das Mädchen: "Jetzt habe ich ein richtiges großes Fahrrad!"

(gut)
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