Monheim Sportfreunde träumen vom FC Bayern

Monheim · Monheim steht kopf: Fußball-Oberligist SF Baumberg erreichte sensationell die erste Hauptrunde des DFB-Pokals.

Die Gänselieselstadt hat zurzeit — um es mal sportlich auszudrücken — einen Lauf. Eben noch stand Monheim das Wasser bis zum Hals, jetzt feiert die Stadt dank üppig sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen am 9. Juni die Schuldenfreiheit, blickt mit einem erwarteten Haushaltsüberschuss von 124 Millionen Euro obendrein glänzenden Zeiten entgegen.

Und nun taucht Monheim auch noch ganz plötzlich auf der Landkarte von Fußball-Deutschland auf: Oberligist Sportfreunde Baumberg steht dank des 1:0-Siegs im Finale des Niederrheinpokals beim höherklassigen Ex-Bundesligisten Rot-Weiß Oberhausen in der ersten Runde des DFB-Pokals. Schon reifen Träume von einem möglichen Heimspiel gegen Champions-League-Sieger Bayern München.

Bürgermeister Daniel Zimmermann würde solch ein Aufeinandertreffen des Baumberger Davids mit dem bajuwarischen Goliath mächtig freuen, sagte er im Gespräch mit der RP. "Beim Spiel in Oberhausen konnte ich aus terminlichen Gründen leider nicht mit dabei sein." Ob er sich durch die Zulosung eines namhaften Bundesligisten und einen möglichen Sensationssieg à la Vestenbergsgreuth Renommee für Monheim verspreche?

"Wir wollen das mal lieber ganz entspannt sehen. Allein die Teilnahme an der ersten Runde im DFB-Pokal ist schon ein toller Erfolg, mit dem nicht zu rechnen war." Für den Klub freue er sich allein schon wegen dessen guter Jugendarbeit.

Wie die Stadt haben auch die Sportfreunde schlechtere Zeiten hinter sich. Als der Verein im Jahr 2007 in der Affäre um seinen verhafteten Schatzmeister Ralph Wagner unterzugehen drohte, war Jürgen Schick als 2. Vorsitzender im Amt. Von über 200 000 Euro Verbindlichkeiten war damals die Rede und nicht wenige sahen das Aus des Vereins gekommen. "Wir sind nicht insolvent", hatte Jürgen Schick bereits damals immer wieder betont.

Ein Jahr später lebten die Sportfreunde immer noch, mussten aber den Abstieg in die Landesliga verkraften — was angesichts der drohenden Katastrophe immer noch ein hinnehmbares Schicksal war. Zwei Jahre später stieg die erste Mannschaft in die Niederrheinliga auf und qualifizierte sich dann als Elfter für die neu eingerichtete Oberliga. Dort schaffte Baumberg jetzt unter der Regie von Trainer David Moreno als Zwölfter verblüffend sicher den Klassenerhalt. Was dann am Mittwoch geschah, sah Schick nicht mal im Ansatz kommen. Und er war auch über weite Strecken sehr gelassen. A

ls es kurz vor Schluss 0:0 hieß, lief alles auf eine Verlängerung hinaus. "Das wäre ja für uns schon ein Erfolg gewesen", findet der SFB-Chef, "und dann war der Ball plötzlich drin." Das späte Freistoß-Tor von Nils Esslinger traf die Hausherren bis ins Mark und war für die Sportfreunde ein paar Minuten später mal eben 100 000 Euro wert. Den Scheck über die Garantiesumme für das Erreichen des DFB-Pokals bekamen die Verantwortlichen am selben Abend überreicht. Schick: "Ganz begreifen kann ich es immer noch nicht. Das kommt aber bestimmt in ein paar Tagen."

Ganz konkrete Überlegungen für eine sinnvolle Verwendung der starken finanziellen Spritze gibt es natürlich trotzdem längst. "Wir haben in den vergangenen Jahren jeden Euro dreimal umgedreht und gut gewirtschaftet", betont Schick, "und wir werden jetzt weiter die Schulden abbauen." Zudem bekomme das Team eine verdiente Siegprämie.

Natürlich hofft der Vereins-Vorsitzende auf einen möglichst attraktiven Gegner — am besten München oder Dortmund. "Es kann aber auch Fortuna Düsseldorf sein", scherzt Schick. Das hätte allerdings den Haken, dass dann das Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich in Düsseldorf nicht als Ausweich-Spielstätte möglich wäre.

(RP/rl)
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