Motorsport Zwischen Triumph und Trauer
Lokalsport · Der Langenfelder Motorsportler Jörg Bergmeister durchlitt beim Rennen in Mosport ein Wechselbad der Gefühle. Sein spektakulärer Sieg mit hauchdünnem Vorsprung war plötzlich nichts mehr wert, weil der Porsche 911 GT 3 RSR die technische Nach-Prüfung nicht bestanden hatte.
Am liebsten hätte Jörg Bergmeister wahrscheinlich irgendwas gegen eine Wand geworfen. Dabei sah der fünfte Lauf der American Le Mans Series (ALMS) in Kanada für den Langenfelder zuerst nach einer einzigen Triumph-Fahrt aus. Der fünfmalige Meister hatte den Porsche 911 GT 3 RSR des Teams Flying Lizard Motorsports (Sonoma/Kalifornien) dank einer famosen Leistung in einem spannenden Rennen vor der Konkurrenz von Ferrari und Corvette als Erster über die Ziellinie des Mosport International Raceway gesteuert. Anschließend durften sich Bergmeister und Patrick Long bei der Siegerehrung feiern lassen und in der obligatorischen Pressekonferenz erläutern, wie denn draußen alles gewesen sei. Fast jeder war auf eine Feier eingestellt. Unmittelbar danach kam aber der Schlag ins Gesicht. Weil der Lizards-Porsche die technische Kontrolle nach dem Rennen nicht bestand, fällten die Regelhüter ein drastisches Urteil: Disqualifikation. Bergmeister, der völlig entgeistert war, bemühte die Untertreibung des Jahres: "Da war meine Laune auf einmal nicht mehr ganz so gut."
Verfrühte Siegesfeier
Während der Langenfelder Sekt versprühte, den Pokal für den Sieg entgegennahm und anschließend den Journalisten Rede und Antwort stand, befand sich der siegreiche Dienstwagen in der Prüfung — und fiel durch. Hier wird der Restriktor (Luftmengen-Begrenzer), der die Motorleistung maßgeblich beeeinflusst, bewusst verdeckt und das Antriebs-Aggregat müsste demnach mangels Luftzufuhr seinen Dienst einstellen. Der Porsche zog jedoch Fremdluft — was nicht hätte sein dürfen. Hektische Aktivitäten bei den Lizards konnten am Ende den Absturz in die Disqualifikation nicht verhindern. Fahrer und Team verließen Kanada letztlich ohne Punkte im Gepäck.
Was die Daten-Auswertung ergab: Die nicht den Regeln entsprechende Luft scheint wohl erst bei der Kontrolle vorgekommen zu sein und dürfte dort unter dem Strich einer Mehrleistung von drei PS entsprochen haben. Dass der sofort eingelegte Protest gegen die Disqualifikation ins Leere stieß, kam für Jörg Bergmeister dennoch nicht überraschend. "Die Entscheidung ist in Ordnung", bestätigte der fünfmalige ALMS-Meister, "der Motor muss bei diesem Test ausgehen. Im Endeffekt hat das Team einen Fehler gemacht.
Der Patzer war richtig teuer, weil dafür die Fahrer um den Lohn für eine großartige Leistung gebracht wurden. Aus dem fünften Startplatz nach dem Qualifying wurde bald mehr — auch weil die Taktik und die Team-Arbeit bei den Boxentopps reibungslos funktionierten. Startfahrer Patrick Long brachte den Porsche auf Platz zwei und übergab den Renner beim vorgezogenen Fahrerwechsel an Jörg Bergmeister, der sich fortan für rund zwei Stunden gegen Hitze und ständig drängende Verfolger wehren musste.
Hauchdünner Vorsprung
"Jörg hat einen phänomenalen Job gemacht", fand Long, während sich der derart Gelobte fast bescheiden gab: "Ich wusste, dass ich es schaffe, vorne zu bleiben, wenn ich keinen Fehler mache." Die Verfolger saßen dem Langenfelder manchmal so dicht im Nacken, dass er sich sogar den Blick in den Rückspiegel sparen konnte, weil ihm der Däne Jan Magnussen in der Corvette und der Kalifornier Johannes van Overbeek im Ferrari beinahe auf der Stoßstange folgten.
Rund eine Stunde lang sorgte das Trio für atemberaubende Unterhaltung und Motorsport auf höchstem Niveau, bis Bergmeister schließlich mit 0,3 Sekunden Vorsprung die Zielflagge sah. Nach dem spektakulären Sieg durfte er erst zur Siegerehrung und zur Pressekonferenz. Kurze Zeit später folgte dann der unerwartete Schlag ins Gesicht — und Jörg Bergmeister hätte wahrscheinlich am liebsten etwas gegen die Wand geworfen.