Vorgespult Wo das Thema Aufstieg eine Tabu-Zone ist

Langenfeld · Stell dir vor, es ist Aufstieg. Und keiner geht hin. Darauf werden es die Beteiligten in einem Fall der Fälle wohl nicht ankommen lassen. Bei den Sportfreunden Baumberg (SFB) ist es sogar ganz sicher so, dass die umgehende Korrektur des Abstiegs aus der Fußball-Oberliga wie Balsam wäre - nicht zuletzt für Trainer Salah El Halimi. In der vergangenen Saison kam der 39-Jährige im Winter kurz vor dem Beginn der Vorbereitung auf die Rückrunde. Er investierte eine Menge Zeit und Ideen, um das sinkende Schiff irgendwie in einen Reparatur-Hafen zu schleppen. Das Ende ist bekannt: Baumberg musste trotzdem runter. Dort hat sich inzwischen eine Wandlung vollzogen, denn das auf vielen Positionen umgebaute Team droht dem Rest der Landesliga zu enteilen.

Sollten die Baumberger die Leistung aus den bisherigen neun Saisonspiel morgen (15 Uhr, Sandstraße) gegen den Vorletzten TSV Ronsdorf bestätigen können, werden sie schwerlich von einem weiteren Dreier abzuhalten sein. Es gilt ohne Einschränkung: Baumberg ist der klare Favorit. Dass El Halimi die Rolle des Top-Favoriten für die Meisterschaft unverändert ablehnt, hat natürlich mit der vergangenen Saison zu tun. Sollte Baumberg die Aufgabe Ronsdorf und danach das Spitzenspiel am 11. Oktober beim Zweiten Cronenberger SC ebenfalls unbeschadet überstehen, sind die Dinge neu zu beurteilen - und die Ziele vermutlich neu zu definieren.

Der Handball-Oberligist SG Langenfeld (SGL) war in den beiden vergangenen Jahren jeweils Vizemeister. Allein daraus leitet sich ein ganz bestimmter Anspruch ab, der bestimmt nichts mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun hat. Um sich für die neue Nordrheinliga zu qualifizieren, die mit der Saison 2016/2017 den Betrieb aufnimmt, muss die SGL am Ende mindestens den achten Platz belegen. Ein bisschen mehr wäre allerdings nicht verkehrt, wie die Durchführungs-Bestimmungen des Handball-Verbandes Niederrhein andeuten: "Absteiger aus der 3. Liga werden in die Nordrheinliga eingruppiert."

Da steht plötzlich der schöne Traum, den sie in Handball-Langenfeld am liebsten nicht aussprechen wollen: Dritte Liga. In jeder Stellungnahme vermeiden alle Verantwortlichen bis hin zu Trainer Dennis Werkmeister diese Vokabel, als sei damit eine besondere Gefahr verbunden. Grundidee: Man werde sich Gedanken machen, wenn es so weit sei. Das kann natürlich nie und nimmer funktionieren, weil die Anforderungen an die gesamte Struktur eine Etage höher wesentlich größer sind. Gewinnt Langenfeld heute Abend (19.30 Uhr) das Spitzenspiel bei Borussia Mönchengladbach, dürfte es sich nach zwei Vizemeisterschaften hintereinander endgültig wieder in den Kreis der Meisterschafts-Anwärter geschoben haben.

Das müsste zwar nach dem vierten Spieltag für die lange Saison noch immer nicht wirklich viel heißen. Aber was passiert, wenn das im Augenblick Unerwartete doch eintritt? Eine durchaus denkbare Antwort: Stell dir vor, es ist Aufstieg. Und keiner geht hin.

Michael Deutzmann

(RP)
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