Fußball Oberligisten setzen andere Prioritäten als Velbert

Monheim · Fußall-Oberligist SSVg Velbert wirbt in einem offenen Brief dafür, die Saison zu beenden. Die Liga-Konkurrenten aus Baumberg und Monheim sind von dieser Idee wenig angetan: Es gebe derzeit Wichtigeres als den Fußball.

 Karim El Fahmi, Geschäftsführer des 1. FC Monheim, sieht die gesellschaftliche Verantwortung aller.

Karim El Fahmi, Geschäftsführer des 1. FC Monheim, sieht die gesellschaftliche Verantwortung aller.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Fußball-Oberligist SSVg Velbert hat einen offenen Brief verfasst, der im Wortlaut auch auf dem Internetportal fupa.net nachzulesen ist. Darin bedankt sich der Klub zwar auch bei denjenigen, die in der Corona-Krise helfen, dass „unser System nicht zusammenbricht“ und betont, dass „es Wichtgeres als den Sport“ gebe, vor allem ist die Kernbotschaft der Velberter aber eine andere: „Aus unserer Sicht plädierem wir Stand jetzt dafür, dass die Saison 2019/2020 vorzeitig beendet werden muss. Dass wir nach dem 19. April einfach so den Spielbetrieb wieder aufnehmen, ist völlig unrealistisch. Die Mannschaften sind derzeit nicht im Training, und die ausgefallenen Spiele kann man in den darauffolgenden Wochen kaum alle nachholen. Terminlich wäre es das reinste Chaos.“ Sehen das die anderen Oberligisten auch so?

„Ich bin da überhaupt nicht für“, sagt Jürgen Schick, Vorsitzender der Sportfreunde Baumberg (SFB). „Wir sollten gucken, dass wir die Saison zu Ende spielen können und lieber nach der Pause Englische Wochen fahren, weil wir auch die finanzielle Situation der Vereine im Auge behalten müssen. Vereine sind auch Unternehmen, die Steuern zahlen, und an denen viele Leute dranhängen, die um ihre Existenz bangen.“ Schick weiß aber auch: „Klar, wenn es schlimmer wird, brauchen wir über eine Fortsetzung nicht zu reden. Die Gesundheit aller ist erst einmal das Wichtigste, aber wir alle tun alles dafür, dass das Virus eingedämmt wird, in der Hoffnung, dass es dann weitergehen kann.“ Wirtschaftlich trifft die Krise alle Vereine, darauf hatte auch die SSVg hingewiesen. „Klar fehlen uns Einnahmen aus dem Vereinsheim, und vielleicht gibt es nach der Krise auch Sponsoren, die nicht mehr zahlen können, weil sie wirtschaftiche Probleme haben“, sagt Schick, der wie alle anderen hofft, dass die Klubs diesen Kraftakt hinbekommen.

Auch der 1. FC Monheim (FCM) weiß um die wirtschaftlichen Folgen und hat eine Aktion gestartet, um diese möglicherweise abzufedern: Er bietet seinen Fans „Geisterspieltickets“ zum Preis von 19,10 Euro zuzüglich Porto an, die mit einem Rabattgutschein auf das FCM-Fanktrikot der neuen Saison sowie der Teilnahme an einer Verlosung verbunden sind. „Wir sind da vielfach drauf angesprochen worden und haben nun die Initiative ergriffen, um die wirtschaftliche Situation vielleicht ein kleines Stück besser machen zu können“, sagt Geschäftsführer Karim El Fahmi. Ihm ist aber vor allem wichtig: „Die gesellschaftliche Verantwortung und die private und allgemeine Situation. Da müssen wir gucken, wie wir die Herausforderungen im engsten Kreis lösen. Darum haben wir uns auch keine Gedanken darüber gemacht, wie es im Fußball weitergehen soll. Es gibt einfach gerade viel wichtigere Sachen als die Frage nach Abbruch oder Verlängerung der Saison. Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn überhaupt abzusehen ist, wann und wie es weitergehen kann“, sagt El Fahmi.

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hatte die Überschrift „SFB und FCM sind gegen einen Abbruch“ geheißen, darin fühlte sich der FC Monheim aber nicht korrekt wiedergegeben.

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