Fußball-Analyse Wagenburgmentalität hilft den SFB

Monheim · Die Sportfreunde Baumberg rutschten in der Hinrunde der Fußball-Oberliga in den Abstiegskampf. Das hatte beim Vorjahreszweiten niemand erwartet. Nachdem die Personalsituation sich verbessert hat und Trainer Salah El Halimi zurück ist, geht es aber wieder aufwärts.

 Baumbergs Melva Luzaluna (blaues Trikot, hier gegen Ratingen 04/19) konnte bedingt durch viele Ausfälle schon reichlich Oberligaluft schnuppern.

Baumbergs Melva Luzaluna (blaues Trikot, hier gegen Ratingen 04/19) konnte bedingt durch viele Ausfälle schon reichlich Oberligaluft schnuppern.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Dass die Stimmung bei der Weihnachtsfeier am vergangenen Samstag nach dem letzten Spiel des Jahres gegen den Cronenberger SC (3:1) sehr ausgelassen war und am Ende sogar die ein oder andere Gesangseinlage eingestreut wurde, das lag vor allem an dem gelungenen Advents-Endspurt, den die Oberliga-Fußballer der Sportfreunde Baumberg (SFB) hingelegt haben. Von den letzten sieben Spielen vor der Winterpause verloren die Baumberger nur jenes beim unangefochtenen Spitzenreiter SV Straelen (2:4), und zuletzt gelangen zum Jahresabschluss bei Ratingen 04/19 (2:0) und gegen Cronenberg zwei Siege. Diese taten den Sportfreunden vor allem tabellarisch richtig gut: Waren die SFB zu Beginn des Monats zwischenzeitig bis auf den letzten Nicht-Abstiegsplatz abgerutscht, überwintert die Mannschaft von Trainer Salah El Halimi als Neunter jetzt sogar in der oberen Tabellenhälfte und weist mit 13 Punkten auf Platz 15 einen beruhigendes Polster zu den Abstiegsrängen auf.

Trotzdem blicken die Baumberger auf ein schwieriges Halbjahr zurück: Denn auch wenn der Kader vor der aktuellen Saison stark verjüngt wurde und El Halimi damals schon mahnte, diesen Umbauprozess nicht zu unterschätzen, so hätte sich beim Vorjahreszweiten wohl trotzdem niemand träumen lassen, zwischenzeitlich sogar den Abstiegskampf ausrufen zu müssen. „Damit hatte wirklich niemand gerechnet“, sagt El Halimi. Ursache für die Probleme war vor allem die Personalsituation, die teilweise absurde Ausmaße annahm und die sich anhand der Ergebnisse chronologisch gut nachvollziehen lässt: Nach einer gelungenen Vorbereitung legten die Sportfreunde auch in der Liga einen guten Start hin und holten aus den ersten vier Partien neun Punkte. Nach dem hart umkämpften 3:2-Sieg beim TSV Meerbusch folgte allerdings der harte Bruch, denn neben einigen wichtigen Stützen auf dem Feld musste sich nun auch El Halimi für lange Zeit krankmelden. Ein Bandscheibenvorfall bereitete dem 43-Jährigen solche Schmerzen, dass nicht einmal mehr Autofahren möglich und eine Operation damit unumgänglich war. Die Sportfreunde mussten sieben Spiele ohne ihren Chefcoach auskommen. „Das hat sich angefühlt wie im Gefängnis, du wolltest unbedingt eingreifen, konntest aber nicht. Da leidet man als Trainer natürlich unheimlich“, erinnert sich El Halimi.

Die Situation verschärfte sich rasch, weil neben dem Trainer auch noch zahlreiche Spieler ausfielen. So fehlten in Torhüter Daniel Schwabke, Patrick Jöcks, Kosi Saka und Sercan Er wichtige Pfeiler wochenlang. Und als sich gegen den TVD Velbert zu allem Überfluss noch Spielmacher Alon Abelski und Kapitän Ivan Pusic je eine Rote Karte einhandelten und danach ebenfalls vier Spiele nicht mitwirken durften, sah es zwischenzeitlich ziemlich düster aus. „Da haben mir meine Vertreter teilweise wirklich leid getan, weil sie sich in fast jedem Spiel gezwungenermaßen immer wieder etwas Neues einfallen lassen mussten. Wir hatten teilweise Spiele, in denen mehr Spieler draußen standen als im Kader waren“, sagt El Halimi. Ab dem fünften Spieltag gelang den SFB in sieben Partien nur ein einziger Sieg, und auch wenn es in der Tabelle dementsprechend weit in den Keller ging, behielten die Baumberger im Wissen um die eigenen Qualitäten die Ruhe.

Und so gelang Ende Oktober die Wende: Der 4:3-Sieg gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten war noch hart erkämpft, doch danach bewiesen die Baumberger in den direkten Duellen mit den damals vier besten Teams der Liga, dass der zweite Platz im Vorjahr nicht von ungefähr gekommen war: Dem FC Kray (4:4), der SpVg Schonnebeck und dem FC Monheim (jeweils 1:1) rangen die SFB je einen Punkt ab, und unter dem Strich wären in allen Partien auch ein Sieg drin gewesen. Nur beim Spitzenreiter Straelen zogen die SFB den Kürzeren, ehe die beiden Abschlusssiege und die erwähnte Weihnachtsfeier folgten.

Im Nachhinein könnte die Personalmisere für die Sportfreunde aber vielleicht sogar etwas Gutes gehabt haben. Denn durch die zahlreichen Ausfälle kamen junge Akteure wie Jannik Hinsenkamp, Dominik Cikac, Ben Harneid, Aleksander Bojkovski oder Melva Luzalunga in der Hinrunde schon zu zahlreichen Einsätzen und konnten ausgiebig Oberliga-Luft schnuppern. „Der Sprung aus dem Jugendbereich in die Oberliga ist wirklich nicht einfach, und die Jungs haben das sehr gut gemacht“, findet El Halimi. Als sehr positiv empfand der Trainer auch die Wagenburgmentalität, die seine Mannschaft in der schwierigen Phase an den Tag legte: „Die ganzen Rückschläge und auch die Tatsache, dass wir zwischenzeitlich wirklich unten reingerutscht sind, hat die Mannschaft zusammengeschweißt. Und die verletzten Erfahrenen sind den Jungen immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.“ Vielleicht blicken die Sportfreunde irgendwann tatsächlich auf diese Hinrunde zurück und erinnern sich an viel Positives. Die Stimmung auf der Weihnachtsfeier könnte schon ein Hinweis darauf gewesen sein.

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