Lokalsport So peinlich: SGL spielt wie ein Absteiger

Langenfeld · Der Tabellenzweite der Handball-Regionalliga blieb beim 23:35-Debakel gegen Neuss/Düsseldorf II alles schuldig.

 Schmerzhaft: Kreisläufer Mats Heyde (mit Ball) und die Langenfelder Handballer erlebten gegen Neuss/Düsseldorf II einen bitteren Abend.

Schmerzhaft: Kreisläufer Mats Heyde (mit Ball) und die Langenfelder Handballer erlebten gegen Neuss/Düsseldorf II einen bitteren Abend.

Foto: Ralph matzerath

Manchem war wohl danach, mal eben nach draußen zu gehen und von dort aus zu überprüfen, ob er sich vielleicht in die verkehrte Halle verirrt hatte. Drinnen lief jedenfalls der falsche Film. Angekündigt war der Auftritt des Handball-Regionalligisten SG Langenfeld (SGL), der es als Zweiter mit dem Vorletzten HSG Neuss/Düsseldorf II zu tun hatte. Langenfeld hatte wohl mit vielem gerechnet und auch damit, dass sich die Gäste wehren würden. Dem hätte das Team von Trainer Jurek Tomasik durch Spielwitz, Kampf und Leidenschaft begegnen können. Alle drei Komponenten gab es sogar. Bitter nur für: Neuss machte vor, wie es geht. Und die SGL schlidderte in eine Demontage erster Güte. Beim 23:35 (10:19) hatten nur die gefährdeten Gäste das Format für die Regionalliga. Langenfeld dagegen, der Kandidat für die Meisterschaft, sah wie ein Absteiger aus. Entsprechend tief saß der Schock. Es herrschte die allgemeine Fassungslosigkeit.

Trainer Tomasik, der bereits in der achten Minute die erste und in der 19. Minute eine zweite Auszeit nahm, versuchte viel - personell mit wechselnden Konstellationen, verbal in der lautstarken oder ruhigeren Ansprache an die Mannschaft sowie in Diskussionen mit den Unparteiischen. Am Ende nahm der Coach frustriert Platz auf der Bank. "Wir werden darüber schlafen und alles in Ruhe analysieren", sagte Tomasik, "wir waren heute gar nicht da. Ich hatte vorher gewarnt, wie gefährlich dieses Spiel ist, weil Neuss eine gute Mannschaft hat. Die Niederlage war auch in dieser Höhe verdient." Langenfeld wird in den nächsten Wochen zeigen müssen, wie es mit dieser Ohrfeige umgeht. In der Tabelle ist die Mannschaft mit 29:7 Zählern weiter Zweiter, doch der Rückstand auf den TSV Bonn rrh. (32:6) ist angewachsen. Der Abstand zum Dritten SG Ratingen (26:12) ist dafür geschrumpft.

Als Trostspender betätigte sich Dustin Thöne - der Kreisläufer, der bis zum Ende der vergangenen Saison an den größten Erfolgen in Langenfelds Handball-Geschichte beteiligt war (Deutscher Amateurpokal, Aufstieg 3. Liga). Der Drittligist Longericher SC, für den Thöne inzwischen wieder spielt, hatte am Wochenende frei, sodass der 24-Jährige die Gelegenheit zu einem Besuch in Langenfeld nutzte. "Ich erinnere mich noch gut an unser letztes Jahr in der Oberliga", sagte Thöne, "da haben wir in Mönchengladbach und bei den Panthern hoch verloren. Am Ende sind wir trotzdem aufgestiegen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Jungs das auch diesmal schaffen." Der Rückblick ist einerseits richtig, denn die SGL verlor am 3. Oktober 2015 bei Borussia Mönchengladbach mit 20:38 und am 8. November 2015 bei den Bergischen Panthern mit 24:33.

Der Vergleich hinkt trotzdem, denn erstens gehörten die damaligen Kontrahenten wie die SGL zu den Titel-Anwärtern. Außerdem passierten die Niederlagen jeweils in des Gegners Halle. Wie derb die Pleite gegen Neuss einzuordnen ist, belegt eher ein Rückgriff auf die vergangene Saison in der 3. Liga. Dort zog Langenfeld zweimal mit elf Treffern Differenz den Kürzeren - 28:39 am 3. September 2016 beim Leichlinger TV, 24:35 am 3. März 2017 beim VfL Eintracht Hagen. Nun gab es zwölf Tore Unterschied gegen um den Klassenerhalt kämpfende Neusser - und das in einem Heimspiel.

Nach dem Fehlstart zum 1:7 (8.) und 3:13 (18.) wurde es phasenweise sogar schlimmer. Langenfeld bekam weder HSG-Rückraumspieler Tobias Middell (14 Treffer) in den Griff noch fand es eine Antwort auf die aggressive Abwehr der Gäste oder deren Taktik, später permanent ihren Keeper Sven Mevissen herauszunehmen und bei eigenen Angriffen mit sieben Feldspielern zu agieren. Belege für die Langenfelder Hilflosigkeit gab es in Hülle und Fülle. Beim Stande von 13:23 war das Gäste-Tor leer, doch Philipp Wolter warf den Ball in die Hände nach hinten eilender Abwehrspieler (41.). Ähnlich machte es Felix Korbmacher beim Stande von 17:28 (50.). Zwischendurch hatte Mats Heyde beim 14:23 (45.) einen Siebenmeter neben den Kasten geworfen.

Torhüter Tobias Joest, der wie Kollege Fabian Bremer ebenfalls keinen guten Tag erwischt hatte, musste zweimal zeigen, wie das mit den Würfen ins leere Tor funktioniert. Erst verkürzte er auf 19:30 (52.), kurz darauf zum 21:31 (55.). Wenig später war der schmerzhafte Abend dann vorbei. Spätestens jetzt dürfte mancher draußen erneut überprüft haben, ob er sich vielleicht in die verkehrte Halle verirrt oder welchen falschen Film er eben gesehen hatte.

SG Langenfeld: Joest (2), Bremer - Heider, Wolter (1), Preissegger (2), Heyde (2), Adams, Schirweit (3), Korbmacher (6/1), Eich (2), Meurer (5), Raschke.

(RP)
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