Handball soll Ende August starten „Wir fühlen uns absolut als Versuchskaninchen“

Analyse | Ratingen/Langenfeld · Die Regionalliga Nordrhein ist die erste Handball-Liga deutschlandweit, die nach der Coronavirus-Zwangspause wieder starten soll – in drei Wochen. Die SG Langenfeld und die SG Ratingen sind keine Freunde des frühen Termins.

 Skeptisch, was den Start in die Saison der Handball-Regionalliga angeht: Dennis Werkmeister, Sportlicher Leiter der SG Langenfeld.

Skeptisch, was den Start in die Saison der Handball-Regionalliga angeht: Dennis Werkmeister, Sportlicher Leiter der SG Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Start-Termine für die Handball-Ligen der unterschiedlichen Verbände unterhalb der Dritten Liga, die vom Deutschen Handball-Bund betrieben wird, sind höchst unterschiedlich und teilweise noch nicht festgelegt. Die, die sich schon auf Termine zum Wiederbeginn in der Coronavirus-Pandemie geeinigt haben, bewegen sich mehrheitlich zwischen Anfang September und Oktober, wenn auch die Bundesliga wieder starten will. Nur ein Verband schert aus: Der Mittelrhein will schon Ende August, also in rund drei Wochen, wieder spielen.

Der Niederrhein hatte sich – so ist es auf der Internetseite von „Handball-world“ nachzulesen – auf einen Beginn eine Woche später, also Anfang September geeinigt. Dem Vernehmen nach hat er sich aber beim Start der Regionalliga Nordrhein vom Nachbarverband, mit dem er die Spielklasse gemeinsam betreibt, überstimmen lassen. So soll die Liga am Samstag, 30. August um 18 Uhr mit der Partie HG LTG/HTV Remscheid gegen den Drittliga-Absteiger Neusser HV beginnen. Die SG Ratingen hätte an diesem Wochenende gegen MTV Rheinwacht Dinslaken starten sollen. Weil aber ein Torwart der Dinslakener da heiratet, wurde die Partie verlegt, die Ratinger steigen so eine Woche später beim Aufsteiger HC Gelpe/Strombach ein – also zu einem Zeitpunkt, an dem der Verband Niederrhein eigentlich beginnen wollte und es in Ober-, Verbands- und Landeslilgen auch weiterhin tun will. Ebenso geht es der SG Langenfeld – sie startet „erst“ am Samstag, 5. September mit einem Heimspiel gegen den TSV Bonn. Das ist dann der zweite Spieltag, am ersten hat die SGL spielfrei, weil die Anzahl der Mannschaften mit 15 ungerade ist und so stets ein Team aussetzen muss.

Ob jetzt Ende August oder Anfang September – skeptisch sind die Verantwortlichen der beiden Vereine ohnehin angesichts der Unwägbarkeiten der Pandemie. Dennis Werkmeister, Sportlicher Leiter der SG Langenfeld, sagt mit Blick auf den deutschlandweit frühesten Start einer Liga: „Ich fühle mich absolut als Versuchskaninchen und bin kein Freund des frühen Start-Termins. Gerade jetzt, wo um uns herum auch im Handball überall Corona-Fälle aufploppen, ist es ein komisches Gefühl.“ Einen der von Werkmeister genannten Fälle hat die SG Ratingen geliefert: Beim nordmazedonischen Rückraumspieler Filip Lazarov war nach dem Rückflug aus dem Heimaturlaub ein Corona-Test positiv ausgefallen. Allerdings liegt dazu immer noch keine schriftliche Bestätigung vor, es gibt also keine Gewissheit, dass Lazarov infiziert ist oder war. Die Ratinger ließen dennoch alle Spieler testen, bislang alle mit negativem Befund, ebenso verhielt es sich bei Trainer Ace Jonovski.

Dennoch zeigt das, wie schnell ein (Verdachts-)Fall entstehen kann. Und was passiert dann mit dem Liga-Betrieb? Muss dann nur der betreffende Spieler in Quarantäne oder gleich die ganze Mannschaft und eventuell auch der letzte Gegner? Müssen alle Negativ-Tests nachweisen, bevor sie wieder trainieren und spielen können? Wer bezahlt die vielen Tests? Zu viele offene Fragen, als dass der Start-Termin gut durchdacht klingt. „Ich hoffe, dass der Verband vielleicht noch einlenkt“, sagt Werkmeister.

Auch Jonovski ist kein Freund des frühen Start-Termins: „Ich verstehe nicht, warum wir mit der Liga früher als alle anderen starten sollen. Ich liebe Handball, ohne ihn ist der Tag langweilig. Aber was passiert, wenn sich einer infiziert? Ich arbeite an einer Schule, viele unserer Spieler und Kontakte auch. Und wenn man sich da ansteckt? Haben wir dann zwei Wochen Spiele und dann zwei Wochen Pause? Bis wann sollen wir dann spielen – bis 2022?“, fragt Jonovski und nimmt die Verletzungsgefahr in den Blick: „Das ist ganz schwierig. Wir passen jeden Tag auf und steigern die Belastungen langsam – und wenn du dann zwei Wochen Pause machen musst, gehen die Muskeln und Sehnen runter, und man fängt wieder bei null an. Das ist nicht fair, weil es nicht unsere Schuld ist. Die Pandemie betrifft die ganze Welt. Ohne Impfstoff sehe ich da eigentlich keine Chance.“

Der wird aber voraussichtlich weder in drei Wochen noch später in diesem Jahr zur Verfügung stehen.

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