Fußball SF Baumberg: Carrasco und Yotla sind weg

Monheim · Der Oberligist will sich nach der erfolgreichsten Serie der Vereinsgeschichte auf der Position des Cheftrainers „anders orientieren“.

 Die Absprache: Trainer Francisco Carrasco (links) und Redouan Yotla hatten schon vor einiger Zeit beschlossen, dass sie nur gemeinsam in Baumberg bleiben.

Die Absprache: Trainer Francisco Carrasco (links) und Redouan Yotla hatten schon vor einiger Zeit beschlossen, dass sie nur gemeinsam in Baumberg bleiben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es ist verwirrend und eine neue Baustelle eröffnet. Zusammengefasst: Der Fußball-Oberligist SF Baumberg (SFB) begibt sich gerade auf ganz dünnes Eis. Die Mannschaft bestreitet derzeit die erfolgreichste Saison in der Vereinsgeschichte und sie steht als Vizemeister fest. Wer daran in der Teamleitung beteiligt war, müsste sich woanders kaum besonders lange bewerben: Er bekäme die Stelle oder eine Vertragsverlängerung sofort. An der Sandstraße scheinen die Uhren anders zu gehen. Drei Runden vor dem Ende der Saison ist klar, dass sich zur neuen Serie einiges verändern wird – nicht zuletzt bei den Verantwortlichen rund um die Mannschaft. Tatsache: Francisco Carrasco, der in einem Viererteam die Rolle des Cheftrainers hatte, steht nicht mehr zur Verfügung. Redouan Yotla, einst Sportlicher Leiter beziehungsweise Fußball-Obmann, scheidet ebenfalls aus dem Trainerteam aus, zu dem noch Michael Rentmeister und Hayreddin Maslar als weitere Co-Trainer sowie Carsten Scheel als Torwart-Trainer gehören.

Wie es dazu kommen konnte, mag Carrasco nicht besonders umfangreich ausführen: „Unter diesen Bedingungen geht es für mich nicht, dass ich weitermache.“ Damit passt er den Ball zum SFB-Vorsitzenden Jürgen Schick: „Wir wollen uns anders orientieren. Und das wollen wir mit einem anderen Trainerteam angehen.“

Übersetzung: Ein Chefcoach Carrasco in der Saison 2019/2020 stand nie zur Debatte. „Ich würde ihn gerne als Co-Trainer halten“, sagt Schick, „aber es wird ein anderer erster Trainer kommen. Wir halten das für den richtigen Weg.“ Man werde sich mit dem Blick in die Zukunft die Struktur des Kaders ansehen, um danach entsprechende Maßnahmen zu treffen. Vermutlich gemeint und sicher richtig: Fußballer wie Kapitän Ivan Pusic (34) und Kosi Saka (33), der ja neuerdings als SFB-Jugendleiter an Bord ist, werden ihre aktive Laufbahn nicht ewig fortsetzen. Vizekapitän Saka wusste am Mittwochabend – wie seine Mitspieler – übrigens noch nicht Bescheid: „Wir finden das alle komisch, dass keine Klarheit herrscht.“

Beim Training am Donnerstagabend kamen die Karten nach einem letzten Gespräch zwischen Carrasco und Schick final auf den Tisch. Mittelfeldmann Louis Klotz (28), der mit dem Herzen mehr an Baumberg hängt als jeder andere Spieler, musste ebenfalls durchatmen: „Es ist ganz schwierig, dafür die passenden Worte zu finden. Die Mannschaft findet es schade, weil sie Paco sehr schätzt.“ Paco ist der Kurzname von Francisco Carrasco, der am Anfang der vergangenen Saison sehr kurzfristig eingesprungen war. Damals hatte sich Baumberg als Trainer-Nachfolger von Salah El Halimi, der sich in eine Fußball-Pause verabschiedete, auf Andreas Franke festgelegt – der praktisch am Ende der extrem schwierigen Vorbereitung wieder weg war (Erklärung: berufliche Gründe).

Turbulent ging es später auch in der Winterpause zu, als das Gebilde Baumberg zusammenzubrechen drohte. Co-Trainer Goran Tomic verabschiedete sich nach nur einem halben Jahr wieder zu seinem vorherigen Verein Ratingen 04/19. Carrasco und Yotla waren ebenfalls dicht davor, die Brocken hinzuwerfen. Yotlas Aussage damals: „Wir kommen nicht vorwärts. Es geht weder nach oben noch nach unten, weder nach vorne noch zurück. Wir stehen eigentlich am selben Punkt wie vor 20 Jahren.“ Letztlich gab es eine halbgare Einigung und zur Entlastung des Etats eine Kader-Verkleinerung. Dass die Baumberger trotzdem zu einem Höhenflug ansetzen, hatte so vermutlich keiner erwartet.

Der Start ins neue Jahr war tatsächlich schleppend, denn die ersten vier Spiele brachten zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Dann zündeten die Sportfreunde den Turbo – acht Spiele, sieben Siege, ein Unentschieden, 22 Punkte. Das 0:3 beim SC Düsseldorf-West vom 17. März ist die bislang letzte Niederlage und inzwischen bereits zwei Monate alt. Ob die Serie hält, wird sich am Sonntag (15 Uhr, Sandstraße) gegen den 1. FC Bocholt zeigen. Die Partie zwischen dem Zweiten Baumberg und dem Dritten Bocholt wäre eigentlich ein Spitzenspiel – zum Genießen geeignet für beide Seiten. Wer sich aber auf derart dünnem Eis bewegen muss, hat vielleicht nicht ganz so viel Spaß.

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