Lokalsport Richrather SV 08: Wir sind ein Verein - und keine Firma

Langenfeld · Der am 22. Januar 2008 gegründete Klub ist mitten im Ortsteil zu Hause. Wolfgang Prenzel steht an der Spitze des Vierer-Vorstands.

Heute können sie gelassen darüber reden, denn ihre neue Geschichte ist erfolgreich. Vergessen kann Wolfgang Prenzel die Erinnerung ans Ende des Jahres 2007 aber vermutlich nie. Damals stand der Turn- und Sportverein Richrath, besser bekannt unter seinem Kurznamen TuSpo, vor dem vollständigen Kollaps. Die finanziell am Boden liegende Fußball-Abteilung drohte alle anderen Abteilungen mit in den Abgrund zu reißen, nachdem das Finanzamt seine Hand auf alle Geldmittel des Vereins gelegt hatte. Ein Aus hätte den gesamten Sport in Richrath gelähmt. Bei vielen machte sich Entschlossenheit breit: "Das darf nicht sein. Mit uns nicht." Die Rettungsaktion lief schnell auf Hochtouren und am Anfang des Jahres war der Anker ausgelegt. Prenzel antwortet auf die Frage nach dem Datum innerhalb einer Millisekunde: "22. Januar 2008." An diesem Tag gründete sich der Richrather SV 08 (RSV). Prenzel ist Gründungsmitglied und heute als Vereinschef einer der vier Motoren - gemeinsam mit der 2. Vorsitzenden Mechthild Albrecht, seiner Frau Marita, die sich um Kasse und Mitgliederverwaltung kümmert, und Sportwart Peter Meuser.

Der RSV begann als Rettungsaktion für Turner, Hockey- und Badmintonspieler. 200 einstige TuSpo-Mitglieder schlossen sich praktisch auf Anhieb dem neuen Klub an, der knapp vier turbulente Monate darauf schon bei 700 Sportbegeisterten angekommen war. Im Jahr 2011 kletterte die Mitgliederzahl auf 800, ehe sie jetzt kürzlich sogar die Marke 900 erreichte. Dass der Weg stetig nach oben führt, liegt einerseits am unermüdlichen Einsatz der Denker und Lenker. "Das war der richtige Weg damals, sogar der einzig richtige", betonte Wolfgang Prenzel. Als echter Glücksgriff erwies sich dabei der Umzug aus der ersten Geschäftsstelle am Götscher Weg in die Kaiserstraße 18 - mitten ins Herz Richraths. Dort hat der neue Klub seit Mitte 2012 eine Heimat gefunden, die vieles ist: Anlaufstelle, Treffpunkt, Sportstätte.

Wer sich für den Verein interessiert, muss auch nur wenige Hindernisse überwinden. Ein paar Treffenstufen führen nach oben in den ersten größeren Raum, der für Versammlungen oder Tagungen und für sportliche Aktivitäten gleichermaßen geeignet ist. Links direkt hinter dem Eingang findet sich eine Küche, während es geradeaus zum Haupt-Kursraum geht. Alles ist in hellen Farben gehalten, die Wärme und Wohlfühlen vermitteln - selbst beim schweißtreibenden Zumba-Kurs. Ruhiger geht es etwa bei der Stuhlgymnastik zu. Gerade diese beiden Angebote könnten gegensätzlicher kaum sein, haben aber eins gemeinsam: Vorne stehen ausgebildete und zertifizierte Trainer und Übungsleiter. Lehrgänge, Aus- und Weiterbildungen gehören überall zum festen Programm des Vereins.

Die Führungsspitze des Vereins lehnt den Leistungssport nicht grundsätzlich ab, überlässt die Wettkämpfe aber den Turnerinnen, Badminton- und Hockeyspielern. "Bei uns steht das Ehrenamt im Vordergrund", betont Prenzel, der den direkten Kontakt zu den Menschen im RSV 08 besonders schätzt - und im Dienst der gemeinsamen Sache wie seine Mitstreiter viele Wochenstunden an Arbeit einsetzt. Sportwart Peter Meuser bestätigt seinen "Chef": "Man muss den Verein leben. Ohne großen Enthusiasmus geht das einfach nicht." Was sonst bleibt an Freizeit? Klare Antwort: "Die muss man irgendwie dazwischenschieben."

Die Mitglieder des RSV 08 sind nach dem aktuellen Stand der Dinge im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt. "Jugendliche zwischen zwölf und 20 haben wir im Moment eher weniger", berichtet Wolfgang Prenzel, der sich in diesem Bereich noch eine etwas stärkere Resonanz vorstellen kann. Um das allgemeine Wachstum brauchen sich die Richrather aber offensichtlich keine Sorgen zu machen, denn unter dem Strich ist der RSV 08 in zweieinhalb Jahren zuletzt um jeweils 100 Mitglieder gewachsen. Und die Werbetrommel in eigener Sache rühren die Verantwortlichen ja ebenfalls - unter anderem durch den Stand beim Weihnachtsmarkt oder der jüngst erfolgten Aufnahme in die "Werbegemeinschaft Richrather Geschäftsleute". Diese Maßnahme dient aber alleine der weiteren Vernetzung im Sinne der Mitglieder, die beim RSV als Menschen im Mittelpunkt stehen sollen. Die Maxime lässt keine Zweifel offen: "Wir sind ein Verein und keine Firma." Klingt ein bisschen nostalgisch, scheint jedoch eine Zukunft zu haben. Die Geschichte ist erfolgreich, aber noch lange nicht zu Ende. Und der neue Verein ist finanziell gesund. Wer 2007 miterlebt hat, weiß das doppelt und dreifach zu schätzen.

(RP)
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