Fußball Richrather Chaos um Trainer Daniel Cartus

Langenfeld · Fußball-Landesligist entlässt seinen Coach – den die Mannschaft zurückholt. Jetzt ist der Sportliche Leiter Uwe Gehlhaar ausgestiegen.

 Was ist denn hier los? Trainer Daniel Cartus hatte in Richrath vorübergehend keinen Job mehr. Nun bleibt der Ex-Profi doch im Amt.

Was ist denn hier los? Trainer Daniel Cartus hatte in Richrath vorübergehend keinen Job mehr. Nun bleibt der Ex-Profi doch im Amt.

Foto: Ralph Matzerath (ARCHIV)

Fußball-Landesligist entlässt seinen Coach — den die Mannschaft zurückholt. Jetzt ist der Sportliche Leiter Uwe Gehlhaar ausgestiegen.

Gerüchte kreisen über dem Richrather Schlangenberg. Daniel Cartus, Trainer des Fußball-Landesligisten TuSpo Richrath, soll entlassen worden sein. Wenige Tage später scheint alles klar zu sein: Es waren doch nur reine Spekulationen. Schließlich steht Cartus beim Testspiel gegen den VfB Hilden II (0:1) an der Seitenlinie. Also ist alles gut? Nein. So einfach ist das nicht, schon gar nicht in Richrath. Nach einem endlos scheinenden Theater sieht alles etwas anders aus. Tatsache: Daniel Cartus arbeitet weiterhin als Trainer des praktisch zum Abstieg verurteilten Landesligisten. Der Sportliche Leiter Uwe Gehlhaar — Cartus' enger Vertrauter gerade bei der Zusammensetzung des Kaders — ist allerdings zurückgetreten und vorerst von der Bildfläche verschwunden. Gehlhaar stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung. Der 35-Jährige Cartus wird bis auf Weiteres die in den sportlichen Bereich fallenden Aufgaben Gehlhaars zusätzlich übernehmen.

Die Entstehung dieser undurchsichtigen Richrather Chaostage fällt ohne Zweifel in die Kategorie "unglaublich". Weil die Zusammenarbeit im Verein nicht nach Cartus' Vorstellungen verlief, bat er den 2. Vorsitzenden Jörg Beilmann und Gehlhaar zu einem Krisengespräch. "In diesem Verein gibt es zu viele Nebenkriegsschauplätze. Ich hatte nicht das Gefühl, dass im Verbund effektive Arbeit verrichtet wird", sagt Cartus. Schon im Training war es zwischen dem ehemaligen Profi und Gehlhaar zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, die das Verhältnis und die Zusammenarbeit belasteten. "Ich habe Uwe und Jörg deutlich gemacht, dass es so nicht weitergehen kann, wenn wir eine vernünftige sportliche Basis für die Bezirksliga schaffen wollen", berichtet der Coach, der hier nach eigener Aussage sehr deutlich wurde — für Gehlhaar und Beilmann vielleicht etwas zu deutlich, denn nur kurze Zeit später teilte Gehlhaar im Beisein des 2. Vorsitzenden dem Trainer Cartus die Freistellung mit.

Für die Richrather Mannschaft war die Entscheidung ein Schlag ins Gesicht. Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft gilt als sehr gut — wie aus nicht wenigen Teilen des Teams zu vernehmen ist. Folge: Die Spieler stellten sich hinter den Trainer, blieben dem Training fern und baten Vorstand Beilmann um ein erklärendes Gespräch. Der 2. Vorsitzende willigte ein und ließ sich davon überzeugen, die Freistellung Cartus' zurückzunehmen. Das war wieder ein Schlag ins Gesicht - diesmal allerdings für Gehlhaar, der zuvor mit Beilmann ganz andere Pläne abgemacht hatte. Der Sportliche Leiter packte seine Koffer. So beschreibt es Coach Cartus. Jörg Beilmann war — wie Gehlhaar — zu einer Schilderung aus seiner Sicht nicht bereit.

Das gewaltige Durcheinander zeigte vor allem, wie unstrukturiert es im Verein TuSpo Richrath zugehen kann. Da stimmt der 2. Vorsitzende der Entlassung des Trainers zu, ohne zuvor einen vernünftigen Eindruck von der Mannschaft erlangt zu haben. "Zu Beginn meiner Arbeit im September war mir bewusst, dass ich einen großen Scherbenhaufen vorfinden werde", meint Cartus, "dass er so groß ist, hätte ich allerdings nicht gedacht." Der Coach will trotzdem weiter alles versuchen, um die Vorlaufzeit für die Bezirksliga vernünftig zu nutzen. Von einem echten Vorteil kann bisher jedoch keine Rede sein. Richrath konnte im Winter zwar einige Neuzugänge verpflichten, wird die vielen Abgänge dadurch aber sportlich keineswegs kompensieren. Beim Rückrundenbeginn am Sonntag (15 Uhr, Schlangenberg) gegen den FC Remscheid dürfte Cartus personell auf die Unterstützung der A-Jugend sowie der zweiten Mannschaft angewiesen sein.

Irgendwie ist es ohnehin sehr verwunderlich, dass Cartus überhaupt noch Trainer von TuSpo Richrath sein will. Niemand könnte ihm verdenken, nach dem zum Teil unwürdigen Trubel der vergangenen Tage das Handtuch zu werfen. "Ich mache weiter, weil ich weiß, dass meine Jungs ein Ziel vor Augen haben", erklärt der TuSpo-Trainer, "das möchte ich mit allen Mitteln zu erreichen versuchen." Alleine wird er das allerdings kaum schaffen können. Dafür müsste der gesamte Verein an einem Strang ziehen. Und das sehr bald. Größere Zweifel sind allerdings angebracht. Die Rede ist schließlich von Richrath.

(mol-)
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