Handball Reiner Murks: Mit Glück, aber ohne Witz und Leidenschaft

Langenfeld · Handball-Oberligist SG Langenfeld quälte sich zum 27:23-Sieg über die gefährdete SG Dülken.

 Reißt euch zusammen: Trainer Heino Kirchhoff hatte in den Auszeiten reichlich Anlass, um sich mit dem Team auszutauschen.

Reißt euch zusammen: Trainer Heino Kirchhoff hatte in den Auszeiten reichlich Anlass, um sich mit dem Team auszutauschen.

Foto: Matzerath

Das Beste stand auf der Anzeigetafel, denn dort war für den ein Handball-Oberligisten SG Langenfeld (SGL) ein 27:23 (12:11)-Erfolg über die vom Abstieg bedrohte SG Dülken abzulesen. Dahinter verbarg sich aber ein 60 Minuten dauernder Krampf, dem über sehr weite Strecken alles fehlte — Spielwitz, Tempo, Leidenschaft. Trainer Heino Kirchhoff bemühte dafür den besonders schwarzen Humor: "Unglaublich. Wir sind auf dem Weg zur Spitze." Dass Langenfeld durch den vierten Sieg hintereinander und mit seinem auf 19:9 Punkte ausgebauten Konto tatsächlich noch vom sechsten auf den fünften Tabellenplatz kletterte, passte dabei ganz und gar nicht zum miserablen Start ins neue Jahr. Die SGL lieferte ihre schlechteste Leistung seit Langem ab, die auch Kirchhoff — jetzt eher ernst — ziemlich passend zusammenfasste: "Eine Katastrophe."

 Aus dem Weg: Dawid Rosiak war der einzige Langenfelder mit Durchschlagskraft im Rückraum – der auf der rechten Seite nicht stattfand.

Aus dem Weg: Dawid Rosiak war der einzige Langenfelder mit Durchschlagskraft im Rückraum – der auf der rechten Seite nicht stattfand.

Foto: Matzerath (ARCHIV)

Die Hausherren galten fürs Duell mit dem Abstiegskandidaten als klarer Favorit, brachten jedoch nahezu nichts davon aufs Parkett. Nach dem 1:1 (2.) legte die SGL eine Trefferpause ein, die gelegentlich einer Pannenschau glich. Überflüssige Ballverluste, unnötige Würfe und krasse Fehlversuche summierten sich zu einer schwierigen Mischung — 1:3 (9.). Hätte nicht Dawid Rosiak als einziger Rückraumspieler mit Wirkung erneut einen starken Tag erwischt, wäre Kirchhoffs Mannschaft wohl schon beizeiten komplett vom Kurs abgekommen. Rosiak erzielte vor der Pause sieben seiner insgesamt zehn Treffer und war dadurch praktisch alleine dafür verantwortlich, dass die SGL nicht in ganz große Not geriet.

Wie kräftig beim ersten Einsatz nach den dreieinhalb Wochen Pause über Weihnachten/Neujahr der Sand im Getriebe knirschte, bewiesen zwei Minuten nach dem 6:5, als innerhalb von 15 Sekunden die Dül-kener Mark Kämmerling und Lars Brandenburg zu Zeitstrafen verdonnert wurden (jeweils 19.). Langenfeld produzierte in Überzahl trotz eines sehr reichhaltigen Platzangebots bis auf ein Stürmerfoul rein gar nichts — und fing sich letztlich sogar den 6:6-Ausgleich ein (21.). Nicht viel besser lief es in der zweiten Halbzeit, als es bei den Gästen wiederum Brandenburg erwischte (32.). Jetzt scheiterte SGL-Mittelmann André Eich beim Siebenmeter — ehe Andreas Nelte im folgenden Angriff auf 13:11 erhöhte (33.) und die unverändert dezimierte SG auf 12:13 verkürzen konnte (34.).

Richtige Ruhe kehrte selbst durch das 16:13 nicht ein (36.), weil die SGL in einer unruhigen Atmosphäre extrem fahrig blieb. Dann hätte im Grunde Neltes 19:17 (43.) eine Art Signalwirkung haben können, weil hier gerade Rosiak und Tim Schickhaus jeweils eine Zeitstrafe verbüßten. Der Schuss ging trotzdem bis zum 19:20 (48.) nach hinten los, sodass auf der Zielgeraden eine echte Zitterpartie mit höchst ungewissem Ausgang begann — 22:22 (56.). Dass wenig später ein Happy End heraussprang, lag im Wesentlichen an vier Faktoren.

Erstens: Nach 43 Minuten rückte Keeper Tobias Kottwitz beim Stande von 19:18 für den Kollegen Tobias Geske zwischen die Pfosten — und er lieferte prompt ein paar entscheidende Paraden. Zweitens: Langenfeld hatte doch den einen oder anderen Spieler voller Leidenschaft. Herausragendes bot Kreisläufer Florian Felder, der das Team immer wieder laut und deutlich mitzureißen versuchte. Drittens: Dülkens Max Greven, der Sohn des Gäste-Trainers und ein Neffe des SGL-Trainers, vergab in der zweiten Hälfte unfreiwillig einige große Gelegenheiten — und damit die Chance, Langenfeld in den Abgrund zu stoßen. Viertens: Rückraumspieler Dawid Rosiak bekam zwar von der rechten Seite null Unterstützung, war allerdings erneut stärkster Spieler seines Teams. Unter dem Strich stand das Beste jedoch auf der Anzeigetafel.

SG Langenfeld: Kottwitz, Geske — Majeres, Rosiak (10/1), Wolter (1), Preissegger (6), Klimke (1), Felder (3), Schickhaus, Körner, Eich /1/1), Nelte (5).

(RP)
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