Motorsport Regenkönig: Jörg Bergmeister rast WM-Titel entgegen

Langenfeld · Der Motorsportler fuhr in der Langstrecken-Weltmeisterschaft mit dem zweiten Platz in Shanghai erneut aufs Podium.

 Krönender Abschluss einer weiten Dienstreise: Patrick Lindsey, Egidio Perfetti und Jörg Bergmeister (von links) durften nach den sechs Stunden von Shanghai als Zweite mit zur Siegerehrung.

Krönender Abschluss einer weiten Dienstreise: Patrick Lindsey, Egidio Perfetti und Jörg Bergmeister (von links) durften nach den sechs Stunden von Shanghai als Zweite mit zur Siegerehrung.

Foto: Porsche AG

Auf seine alten Tage scheint Jörg Bergmeister noch einmal Asien für sich zu entdecken. Vor gut einem Monat hatte der Motorsportler aus Leidenschaft seinen ersten Rennsieg in der Langstrecken-Weltmeisterschaft geschafft (WEC). Ähnliches war dem 42-Jährigen früher nicht mal als Mitglied in einem Porsche-Werksteam gelungen. Seit Anfang des Jahres steht der Langenfelder nun in Diensten des Kundenteams Project 1 aus Lohne (Niedersachsen), das mit einem Porsche 911 GT 3 RSR seine Premieren-Saison in der WEC bestreitet. Mitrollen? Hinterherfahren? Nicht mit Bergmeister. Seine Erfahrung und die Hingabe fürs gemeinsame Ganze scheinen sich mittlerweile auch immer mehr auszuzahlen. Nach dem Sieg von Fuji (Japan) gab es nun in Shanghai (China) in einem verrückten Rennen den zweiten Platz. Project 1 ist auf einmal ein heißer Titelkandidat.

Dass die Lage an der Spitze relativ komfortabel ist, hat auch mit einer Entscheidung der Sportkommissare im Weltverband FIA zu tun – die dem bis dahin führenden Team Dempsey-Proton Racing sämtliche Punkte strichen. Kern-Vorwurf: Betrügerisches Verhalten durch Manipulation des Sensors, der die Nachtankzeiten übermittelt. Damit rückten die Proton-Porsche in der WM-Wertung ganz nach hinten, während Project 1 die Führung in der Klasse LM GTE-Am übernahm – und sie in Shanghai ausbaute. Auf dem Weg zum Erfolg ging das Fahrertrio mit dem US-Amerikaner Patrick Lindsey, dem Norweger Egidio Perfetti und Bergmeister bei zum Teil heftigem Regen durch ein Wechselbad der Gefühle.

Bergmeister wirkte trotzdem erstaunlich gelassen: „So viel hatte ich ja nicht zu tun. Ich glaube, ich bin nur eine Stunde gefahren.“ Übersetzung: Lindsey und Perfetti machten einen guten Job – dem Bergmeister die Krone aufsetzte, weil er in der vorletzten Runde den rund 20 Jahre jüngeren Markenkollegen Matteo Cairoli (Proton) überholen konnte und im Project-Porsche als Zweiter über die Ziellinie raste. „Ich bin um so glücklicher, weil wir in Führung liegen“, betonte der Langenfelder, der dem Team insgesamt eine gute Note gibt: „Wir haben weiter einiges zu lernen, doch es geht in die richtige Richtung.“

 Wasser-Ballett: Um den Porsche im Regen von Shanghai so schnell wie möglich und trotzdem sicher ins Ziel zu bringen, war viel Gefühl fürs Auto nötig.

Wasser-Ballett: Um den Porsche im Regen von Shanghai so schnell wie möglich und trotzdem sicher ins Ziel zu bringen, war viel Gefühl fürs Auto nötig.

Foto: Porsche AG

Die aus acht Rennen bestehende „Super Season“ legt jetzt eine Pause ein, ehe am 15. März 2019 die 1000 Meilen von Sebring kommen. Anfang Mai geht es erneut nach Spa-Francorchamps (Belgien) und Mitte Juni wieder zu den 24 Stunden von Le Mans (Frankreich) im Mekka der Motorsportler. Project 1 hat es selbst in der Hand, den Titel zu holen – was voll zu Bergmeisters Ambitionen passt: „Ich habe damals beim allerersten Meeting gesagt, dass wir neu in der WEC sind – und dass dies kein Grund ist, nicht Erster zu sein.“ Auf seine alten Tage in einer langen und an Erfolgen reichen Karriere könnte Jörg Bergmeister tatsächlich zum ersten Mal Weltmeister werden.

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