Segeln Aus Monheim zum zweiten Titel
Monheim · Nadine Möller ist 2021 zum zweiten Mal internationale Deutsche Meisterin im Segeln geworden. Ohne hartes Training geht so etwas nicht. Angefangen hat alles auf einem Baggersee in Monheim. Ein Blick zurück und nach vorn.
Jeder hat mal klein angefangen. Bei Nadine Möller, just zum zweiten Mal internationale Deutsche Meisterin geworden, war der Startpunkt ein kleiner See in Monheim. Ein Baggerloch. Als sie ein Kind war, ging sie samstags mit ihrem Vater dort jede Woche segeln. Lange ist das her, doch wenn Nadine Möller heute in Monheim ist, schaut sie manchmal noch dort vorbei. Die 30-Jährige lebt mittlerweile in Hannover, doch ihre Eltern leben immer noch nur wenige Meter von eben diesem See entfernt.
Warum war so ein kleiner See ein guter Start? Er steht für besondere Herausforderungen. Zum Beispiel für unregelmäßige Winddreher. „Damit kann ich immer noch gut umgehen“, sagt Möller. Irgendwann wurde der Baggersee dann aber doch zu klein, Möller reiste von hier nach da, quer durch das Land, und auch international war sie unterwegs. Sie segelte auf großen Seen und auf dem Meer. „Ich hatte anfangs wahnsinnigen Respekt vor Wellen“, erinnert sie sich. Sie besuchte Trainingslager, bestritt unzählige Regatten, viele Jahre auch mit Unterstützung der Eltern. Ihr Vater Lutz Möller ist im Vorstand des Monheimer Segelclubs und trainiert immer noch die Jugend.
Heute schreibt Nadine Möller an ihrem eigenen Trainingsplan mit. Fürs Training steigt sie regelmäßig in ein anderes Boot: Sie trainiert sich selbst und gleichzeitig zwölf- bis 15-jährige Kanurennsportler aus dem niedersächsischen D-Kader als Trainerin. Eine ihrer Sportlerinnen ist 2021 sogar in die Nachwuchsnationalmannschaft gekommen. Der Trainingsplan der Gruppe sieht für die Woche fünf bis sechs Einheiten vor. Dazu zählen Paddeleinheiten auf dem Wasser (Ausdauer, aber auch Sprints) und Krafttraining an Land, teilweise auch als Doppeleinheiten hintereinander.
Auch auf die Ernährung zu achten ist unabdingbar geworden. „Der Umfang an Bewegung ist nur möglich, wenn man darauf achtet, seinen Körper mit dem passenden ,Brennstoff’ und guter Regenerationszeit, zum Beispiel durch ausreichend Schlaf, zu versorgen. Seit ich mich mehr mit Nährstoffen und Schlaf auseinandersetze, habe ich gemerkt, welchen Einfluss diese Dinge haben“, betont Möller.
Den Plan der Kanurennsport-Gruppe hat Möller gemeinsam mit ihrem Haupttrainer auf ihre Bedürfnisse und die Saisonhöhepunkte im Segeln angepasst. „Für mich bedeutete das an mindestens vier Tagen Ausdauereinheiten auf dem Wasser, passend zu den circa 45 Minuten einer Wettfahrt im Segeln. Zusätzlich dazu kamen drei Einheiten im Kraftraum. Das war insbesondere in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung sehr anstrengend. Aber es hat sich gelohnt! Ich bin, dank der guten Trainingsplanung, auf den Tag fit und quasi ,im Flow’ gewesen“, lobt Möller und meint damit auch die mentale Unterstützung vor Ort durch ihren Segeltrainer.
Der Saison-Höhepunkt war vom 30. November bis 3. Dezember 2021 auf dem Steinhuder Meer in Niedersachsen: Die internationale Deutsche Meisterschaf, die der Schaumburg-Lippische Segelverein in Steinhude ausrichtete. Die Bootsklasse war Europe, also eine Einhand-Jolle mit einer Segelfläche von sieben Quadratmetern und einer Länge von 3,35 Meter – ein Flitzer auf dem Wasser. Das Steinhuder Meer ist heute Möllers Heimatrevier. „Einen wirklichen Vorteil hatte ich dennoch nicht, denn der Wind kam die vier Tage aus einer eher seltenen Windrichtung, Süd bis Süd-West. Insgesamt war von ,kaum ein Hauch zu spüren’ bis zu ,echt heftig’ alles dabei“, berichtet Möller.
Ihr Ziel war es, in die Top drei zu kommen. Zu einer Regatta zählen mehrere Rennen oder Starts, in diesem Fall neun. Es gilt, immer einen vorgegebenen Kurs abzufahren. Das schlechteste Ergebnis wird gestrichen und zählt damit am Ende nicht. Wer danach die besten Ergebnisse vorweisen kann, gewinnt – in diesem Fall Möller. Das war ihr auch schon 2019 in Kiel gelungen.
Daheim im Monheimer Segelclub sind sie sehr stolz auf Nadine Möller. Nach den Sommerferien hat die Jugend des Vereins sie in Steinhude besucht. Die Deutsche Meisterin hat den Nachwuchs zusammen mit Vater Lutz trainiert. „Die Monheimer Segeljugend zu unterstützen, das bedeutet mir viel“, sagt Möller. „Man muss sich ausprobieren dürfen. Ohne solche Chancen hätte ich nie die Europe und diese ausdauernde Leidenschaft für mich entdeckt.“ Die sich ausgezahlt hat.