Fußball-Analyse Nur in der Tabelle nicht auf Augenhöhe

Monheim · Das Stadt-Derby in der Fußball-Oberliga zwischen den Sportfreunden Baumberg und dem FC Monheim liefert zwar keine Antwort auf die Frage, wer die Nummer eins am Rhein ist, aber für die Gäste fühlt sich das 1:1 am Ende besser an als für die Gastgeber.

 Körperbetontes Spiel war Trumpf beim direkten Duell der Stadt-Rivalen Sportfreunde Baumberg und FC Monheim: Hier exerziert von Daud Gergery (FCM) und Roberto Guirino (v. li.).

Körperbetontes Spiel war Trumpf beim direkten Duell der Stadt-Rivalen Sportfreunde Baumberg und FC Monheim: Hier exerziert von Daud Gergery (FCM) und Roberto Guirino (v. li.).

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wer ist denn nun die fußballerische Nummer eins in Monheim am Rhein? Auf diese Frage gibt es auch nach dem Derby vom vergangenen Samstag keine klare Antwort. Tabellarisch hat nach dem 1:1-Unentschieden weiterhin der FC Monheim (FCM) klar die Nase vorn: Mit 35 Punkten ist das Team von Trainer Dennis Ruess immer noch Zweiter der Fußball-Oberliga und liegt 14 Punkte vor den Sportfreunden Baumberg (SFB), die auf Platz zehn geführt werden.

Dass der bisherige Platzhirsch aufgrund dieser Situation aber nicht wehrlos ins zweite Glied tritt, bewiesen die Baumberger im direkten Aufeinandertreffen und hätten dabei auch beinahe ein kleines Ausrufezeichen gesetzt: Nach einer bärenstarken ersten Halbzeit und der frühen Führung von Roberto Guirino wähnte sich die Elf von Trainer Salah El Halimi lange auf der Siegerstraße, doch Jannik Tepe glich in der 87. Spielminute für die Gäste noch aus – so mussten sich die Baumberger doch mit der Punkteteilung zufrieden geben. „Vor allem in der ersten Halbzeit war es ein fast perfektes Spiel von uns. Wenn wir da mit 3:0 in die Pause gehen, ist das nur gerecht. Aber leider können wir uns davon nichts kaufen und müssen uns jetzt mit dem Punkt begnügen. Das ist schade, denn die Jungs hätten mehr verdient gehabt“, fand El Halimi auch mit einem Tag Abstand.

Tatsächlich ging der erste Durchgang klar an die Hausherren. Besonders im Mittelfeldzentrum gewannen die Baumberger schnell die Oberhand und hatten dort neben Kapitän Ivan Pusic einen Akteur zur Verfügung, mit dem eigentlich noch gar nicht zu rechnen war: Sercan Er hatte nach einem Innenbandriss im Knie noch bis vor Kurzem aussetzen müssen und war erst seit eineinhalb Wochen wieder im Training. Dass El Halimi ihn trotzdem von Beginn an brachte, erwies sich als die richtige Entscheidung: Mit seiner körperlichen Präsenz und vielen gewonnen Zweikämpfen hatte der Mittelfeldmann einen großen Anteil an der Baumberger Überlegenheit in Durchgang eins. „Sercan ist ein Spieler, auf den wir eigentlich nicht verzichten können. Aus einer überragenden Mannschaft ist er im ersten Durchgang nochmal ein wenig herausgeragt“, fand El Halimi.

Auf der anderen Seite fehlten den Monheimern in Philip Lehnert (Schulterverletzung) und Tim Kosmala (Gelbsperre) zwei zentrale Mittelfeldspieler, die dem FCM mit ihrer körperbetonten Herangehensweise besonders in dieser Situation gut zu Gesicht gestanden hätten. „Auch wenn wir einen breiten Kader haben und das auch absolut zu unseren Vorteilen in dieser Saison gehört, haben wir doch ein oder zwei Typen in der Mannschaft, die du nicht komplett ersetzen kannst“, sagte Monheims Trainer Ruess.

Das Baumberger Übergewicht im Zentrum erklärte sich zum Teil aber auch daraus, dass das Monheimer Pressing häufig ins Leere lief. Immer wieder versuchte der FCM den Baumberger Spielaufbau tief in dessen Hälfte zu ersticken und hoffte auf frühe Ballgewinne. Weil sich die erfahrene Viererkette der Sportfreunde um den ehemaligen Bundesliga-Profi Kosi Saka dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen ließ und die anstürmenden Philipp Hombach, Dennis Ordelheide und Daud Gergery überspielte, fehlten den Monheimern in der zweiten Reihe Mannstärke und Kompaktheit. „Im Zentrum hatten wir nicht den Zugriff, den du gegen einen solchen Gegner brauchst“, stellte Ruess fest. Einmal wäre das frühe Attackieren der Monheimer indes trotzdem beinahe belohnt worden: Wenige Minuten vor der Pause schaltete Julian Meier nach einem Fehlpass von Er kurz vor dem Baumberger Strafraum schnell um und schickte Gergery in die Tiefe, der von halb rechts aber am starken SFB-Keeper Daniel Schwabke scheiterte.

Der Ausgleich wäre zu diesem Zeitpunkt tatsächlich schmeichelhaft gewesen, weil es die Sportfreunde zuvor immer wieder verstanden hatten, ihr spielerisches Übergewicht auch in gute Torchancen umzusetzen – ohne diese allerdings zu nutzen. Der zweite Durchgang verlief deutlich ausgeglichener. Ruess hatte zur Pause offensiv gewechselt und den torgefährlichen Benjamin Schütz für Stabilisator Yannic Intven in die Partie gebracht, und die Maßnahme zeigte Wirkung. Auf der anderen Seite mussten die Sportfreunde dem hohen Tempo der ersten Halbzeit Tribut zollen. „Natürlich war unser Spiel in der ersten Halbzeit sehr kraftraubend, und wenn du dann noch einige Spieler in der Mannschaft hast, die zuvor lange verletzt waren, dann merkt man das“, fand El Halimi. Monheim übernahm mehr und mehr das Kommando, hatte inzwischen mehr Spielanteile und auch gute Chancen auf den Ausgleich. Baumbergs Keeper Schwabke präsentierte sich lange allerdings als unüberwindbare Hürde – so wie er es auch schon im Rückrundenspiel der vergangenen Saison getan hatte.

Auf der anderen Seite wussten aber auch die Baumberger die Räume zu nutzen, die der FCM ihnen jetzt zwangsläufig anbieten musste. Aber auch hier stand schlussendlich immer wieder der gleichsam stark aufgelegte Monheimer Schlussmann Björn Nowicki im Weg. Als Monheims Meier in der 74. Spielminute die Gelb-Rote Karte sah (wiederholtes Foulspiel), schienen die Sportfreunde dennoch klar auf der Siegerstraße zu sein.

Doch die Gäste ließen sich den Glauben nicht rauben, wechselten erneut offensiv und stellten hinten auf eine Dreierkette um. Weil die zehn verbliebenen Monheimer ihre starke Physis in die Waagschale warfen, war die Baumberger Überzahl in den Schlussminuten nicht unbedingt erkennbar, und am Ende wurde der Monheimer Kampfgeist tatsächlich noch mit dem Ausgleich belohnt: Der insgesamt überzeugende Dennis Ordelheide schüttelte an der rechten Außenlinie seinen Bewacher Wiren Bhaskar ab und spielte einen sehenswerten Diagonalpass auf den eingewechselten Jannik Tepe, der den Ball einmal mitnahm und im kurzen Eck versenkte. „Aufgrund der vielen Chancen im zweiten Durchgang und unseres Einsatzes war das verdient. Auch wenn es natürlich immer glücklich ist, dass der Ausgleich so spät fällt“, sagte Ruess. Sein Pendant El Halimi war hingegen unzufrieden: „Der Vorwurf, den ich der Mannschaft machen muss, ist, dass wir in der letzten halben Stunde unsere Angriffe nicht mehr gut ausgespielt haben, viele Ballverluste drin hatten und die Monheimer damit wieder ins Spiel geholt haben. Wir hätten ihnen vorher den Stecker ziehen müssen.“

Die unterschiedliche Gemütslage ließ sich auch nach dem Abpfiff beobachten: Während FCM-Keeper Nowicki einen kurzen Freudenschrei ausstieß, gingen die Baumberger mit gesenkten Köpfen vom Platz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort