Radsport Monheimer ist der perfekte Tempomacher

MONHEIM · Derny-Fahrer Ralph Schumacher ist das Zugpferd für Profis, die ihm blind vertrauen müssen.

 Top-Trio: Ralph Schumacher (Mitte) versteht sich gut mit den Denis Rugovac (rechts) und Jiri Hochmann aus Tschechien.

Top-Trio: Ralph Schumacher (Mitte) versteht sich gut mit den Denis Rugovac (rechts) und Jiri Hochmann aus Tschechien.

Foto: Schumacher

Als Derny-Fahrer ist Ralph Schumacher (49) den Profi-Radsportlern auf der Strecke immer einige Zentimeter voraus. Eigentlich fahren die Stars der Szene buchstäblich im Schatten des Monheimers. Obwohl seine Leistung über Sieg und Misserfolg entscheidet, heimsen andere die Pokale ein. Schumacher macht das eher wenig aus und er freut sich nur, seiner Leidenschaft nachgehen zu können und internationale Leistungssportler zu begleiten.

Zwischen 25 und 30 Mal tritt Ralph Schumacher pro Jahr an. Dabei nimmt er an Straßen- und Hallenrennen sowie an internationalen Wettkämpfen in ganz Europa teil. Seine Aufgabe als Schrittmacher ist klar: Auf der Bahn fährt er dem Radsportler voraus, gibt die Geschwindigkeit vor und führt die abgesprochene Taktik aus. Der Radsportler, der dicht hinter ihm fährt, verlässt sich darauf, dass der Derny-Fahrer den Überblick behält – indem er sowohl die Bahn vor sich im Auge hat als auch das Peloton hinter sich.

„Das muss man sich vorstellen wie ein präzises Uhrwerk, das zusammen harmonisieren muss. Ich darf nicht zu schnell fahren, er muss mir ja noch hinterherkommen müssen. Ich darf aber auch nicht zu langsam sein, damit er nicht aus dem Tritt kommt“, berichtet Schumacher. Erfahrung und Fingerspitzengefühl seien grundlegend wichtig.

Der Radsport hat den Monheimer seit der Kindheit begeistert. Die Königsdisziplin, um selbst im Rampenlicht zu stehen, hat er bescheiden abgehakt: „Ich bin zu alt und zu schlecht.“ Im Tandem wächst er dafür über sich hinaus. Damit es zwischen zwei Sportlern so gut funktioniert wie zwischen den Zahnrädern eines Uhrwerks, müssen sich Derny- und Radfahrer blind vertrauen können. Und dieses Vertrauen muss in der Regel über Jahre hinweg aufgebaut werden muss. „Nein“ erzählt Schumacher, „eigentlich erfahre ich in der Regel erst kurz vorher, wem ich da vorausfahren muss.“ Oft kenne er den Fahrer nicht einmal: „Man spricht sich nur vorher ab und geht die Taktik ab. Dann muss es klappen.“

Eher selten fährt Schumacher mehrmals mit einem Sportler bei verschiedenen Rennen. Dem tschechischen Nationalteam etwa durfte er bereits relativ oft aushelfen: „Das ist dann etwas Besonderes.“ Schon vor zwei Jahren trat er mit den Tschechen bei der Europameisterschaft in Kopenhagen an und er fuhr sein Team auf Platz vier.

Die Europameisterschaft ist die die höchste Klasse für Derny-Fahrer. Und die Platzierung am Ende, erinnert sich Schumacher mit Stolz, war grandios. Daher kam es es nicht überraschend, dass der Verband Tschechiens in diesem Jahr erneut eine Anfrage stellte. „Jeder Verband meldet in der Regel drei Starter und dann gehen die Anfragen raus“, erklärt der 49-Jährige.

Die gute Erfahrung mit den Tschechen ließ Schumacher dann nicht lange zögern. Kürzlich startete er mit dem 25-jährige Denis Rugovac. „Leider hatten wir dieses Mal nicht so viel Glück. Wir hatten uns mehr erhofft, wurden am Ende nur Sechste. Da waren wir ein bisschen enttäuscht.“ Großartig fand Schumacher das Abenteuer Europameisterschaft trotzdem: „Auf solchen Rennen trifft man auf große Sportler und das Besondere in diesem Jahr war sicher, das wir im Finale der besten acht gegen Davide Viganò antreten konnten.“ Der Italiener (34) krönte sich 2012 erstmals zum Derny-Europameister und fuhr bereits bei der großen Tour de France oder beim Giro d’Italia mit. „Bei solchen Namen kann man sich die Konkurrenz also vorstellen.“

Für Schumacher ist die Saison jetzt zu Ende. Es gibt zwar jetzt noch die große Berliner Meisterschaft, doch der Monheimer wird nicht teilnehmen. Stattdessen lässt er eine aufregende Saison ausklingen. Und er freut sich längst aufs nächste Jahr: „Mal gucken, welche Einladungen ich für 2019 bekomme.“

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