Lokalsport Licht an: Jörg Bergmeister liebt Daytona

Langenfeld · Der Langenfelder Porsche-Werksfahrer startet heute wieder beim 24-Stunden-Rennen. Seit 2002 ist er ununterbrochen dabei,

 Wenn es Nacht wird in Florida: Jörg Bergmeister ist in seinem 500 PS starken Porsche 911 GT 3 R auch bei Dunkelheit schnell unterwegs. Die 24-Stunden-Herausforderung teilen sich vier Fahrer.

Wenn es Nacht wird in Florida: Jörg Bergmeister ist in seinem 500 PS starken Porsche 911 GT 3 R auch bei Dunkelheit schnell unterwegs. Die 24-Stunden-Herausforderung teilen sich vier Fahrer.

Foto: Fotos (3); Park Place Motorsports

Manche gehen ja in ein exklusives Juweliergeschäft, wenn sie sich eine dieser Uhren aus dem Höchstpreis-Segment sichern wollen. Voraussetzung ist immer das nötige Kleingeld, das in diesen Fällen immer sehr viel größer ausfallen darf. Jörg Bergmeister macht es etwas anders. Er tut das, was er am besten kann und was passenderweise auch seine Leidenschaft ist. Der Motorsportler klettert hinter das Lenkrad seines rund 500 PS starken Dienstwagens und holt alles heraus - aus dem Auto, aus dem Team, aus sich selbst. So ist es auch in diesen Tagen wieder. Heute ab 14.40 Uhr wird sich zeigen, ob sie bei Park Place Motorspors aus Texas in die richtige Richtung gearbeitet haben. Florida hat gerufen. Die 24 Stunden von Daytona eröffnen traditionell die Motorsport-Saison. Drüben nennen sie die Veranstaltung "Rolex 24 at Daytona" und weisen damit eindeutig auf den Namensgeber hin. "Mein Ziel ist es, nach Möglichkeit eine Uhr mit nach Hause zu nehmen", gibt Bergmeister zu. Das passt ganz gut zum immer noch fest eingebauten Ehrgeiz des 41-Jährigen, denn jene Stücke gibt es nur für die Gewinner. Der Langenfelder weiß sogar sehr genau, wie sich ein Daytona-Triumph anfühlt. Schließlich stehen drei Siege beim Langstrecken-Klassiker in Florida in seiner persönlichen Karriere-Statistik.

 Vorbereitet: Jörg Bergmeister (links) ist der schnellste Fahrer bei Parkplace Motorsports. Die Chemie zwischen dem Langenfelder (rechtes Foto/links hinten) und seinem Teamchef Patrick Lindsey (rechts) stimmt.

Vorbereitet: Jörg Bergmeister (links) ist der schnellste Fahrer bei Parkplace Motorsports. Die Chemie zwischen dem Langenfelder (rechtes Foto/links hinten) und seinem Teamchef Patrick Lindsey (rechts) stimmt.

Foto: Park Place Motorsport

Genau 16 Jahre ist es her, als Bergmeister 2002 auf Anhieb die GT-Klasse gewann. Noch besser lief es zwölf Monate später, als er im Porsche 911 GT 3 RS der "Racer's Group" von Kevin Buckler (Sonoma/Kalifornien) zusammen mit Buckler, Michael Schrom (Ghent/New York) und Timo Bernhard (Miesau) nicht nur in der GT-Wertung die Nase vorne hatte. Das Quartett ging von Rang 16 aus ins Rennen und spulte sein Pensum wie ein perfekt justiertes Uhrwerk ab. Deshalb lagen die vier am Ende vor sämtlichen in der PS-Leistung überlegenen Prototypen - ein Kunststück, das einzigartig bleiben wird. Neun Jahre später (2009) gelang Bergmeister erneut ein Klassensieg in Daytona, ehe ihm die Strecke langsam die kalte Schulter zu zeigen begann. Nach dem zweiten Rang von 2010 reichte es dann nicht mehr zu einer Podest-Platzierung, obwohl Bergmeister immer zu den Siegkandidaten gehörte.

Lokalsport: Licht an: Jörg Bergmeister liebt Daytona
Foto: Park Place Motorsport

Das galt auch für die beiden vergangenen Jahre bei Park Place. Das Rennen von 2016 begann optimal, weil der Österreicher Norbert Siedler den Porsche 911 GT 3 R im Training auf den ersten Platz stellte. Wegen technischer Probleme reichte es später trotz eines guten Starts lediglich zu Rang 19 - ein enttäuschendes Ergebnis. Ein Jahr darauf erlebte Bergmeister den größten Frust, als er sich gerade auf seinen Einsatz vorbereitete. Teamchef Lindsey, Siedler und Matt McMurry hielten sich immer vorne auf, ehe ein zu intensiver Kontakt mit einem Konkurrenten aus der Prototypen-Klasse alle Hoffnungen zerstörte. Jörg Bergmeister durfte sich wieder umziehen, ehe "seine" 24 Stunden richtig begonnen hatten.

Für den nächsten Anlauf halten sich die Beteiligten nun mit Prognosen zurück. "Unser Team ist eins der besten. Wir sind in derselben Position wie immer", sagt etwa Teamchef Lindsey, "Auto, Crew und Fahrerbesetzung sind großartig. Aber in diesem Jahr weigere ich mich, etwas zu unseren Chancen zu sagen. Wir werden einfach fahren." Bergmeister sieht das zum Teil genauso, zumal er die Konkurrenz noch nicht endgültig einzuschätzen vermag: "Keine Ahnung, wo wir im Vergleich wirklich stehen werden." Sicher ist aber, dass er zusammen mit Lindsey, Siedler und Tim Pappas (New York) alles versuchen wird. Und das Rezept für einen Erfolg kennt er sowieso. Danach reicht es nicht immer, in jeder Runde unbedingt um jeden Zentimeter zu kämpfen: "Du musst die ersten 20 Stunden überleben. Dann geht es erst richtig los."

Bergmeister fährt diesmal mit Park Place nicht die komplette Saison in der WeatherTech SportsCar Championship, sondern nur die vier langen Rennen. Nach Daytona gehören zum "North American Endurance Cup" Sebring (Florida, 17. März/zwölf Stunden), Watkins Glen (New York, 1. Juli/sechs Stunden) und Petit Le Mans (Georgia, 13. Oktober/zehn Stunden). Darüber hinaus laufen Gespräche, wie und wo der Langenfelder außerdem zum Einsatz kommt - ohne dass einige Entscheidungen offiziell bereits gefallen sind. Klar ist, dass die 24 Stunden auf dem Nürburgring am 12./13. Mai auf dem Dienstplan stehen. Bis dahin hat erst einmal Daytona gerufen. Und vielleicht kann Bergmeister ja tatsächlich eine vierte Uhr mit nach Hause nehmen.

(RP)
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