Fußball Kult-Coach macht Richrath heiß – und verliert

Langenfeld · Der C-Kreisligist TuSpo II hatte im Aufstiegskampf prominenten Besuch. Alle fanden es auch ohne Happy End großartig.

 Der mit dem „strengen“ Blick. Der ehemalige Profi Hans Sarpei ist nicht nur ein Fußball-Fachmann, sondern auch ein Unterhaltungskünstler. Am Schlangenberg gab er einige Kostproben.

Der mit dem „strengen“ Blick. Der ehemalige Profi Hans Sarpei ist nicht nur ein Fußball-Fachmann, sondern auch ein Unterhaltungskünstler. Am Schlangenberg gab er einige Kostproben.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

In kurzen Abständen erklingen die schrillen Töne aus Hans Sarpeis Trillerpfeife. Die Pfiffe bedeuten jeweils zwei Spielern des C-Kreisligisten TuSpo Richrath II, zum Sprint anzusetzen. Die Fußballer sollen auf Betriebstemperatur kommen vor dem Entscheidungsspiel im Kampf um den Aufstieg gegen den Lokalrivalen VfB Langenfeld II. Spannender könnte die Ausgangsposition kaum sein: Als Tabellenzweiter werden die Richrather zum VfB reisen, der wie TuSpo und der Spitzenreiter TSV Aufderhöhe III 43 Punkte hat. Außerdem noch im Rennen: Osmanlispor Solingen und Genclerbirligi Opladen II mit jeweils 42 Zählern. Verlieren ist also verboten für Richrath. Und hier kommt Hans Sarpei ins Spiel.

Fast 200 Bundesliga-Spiele hat der inzwischen 42-Jährige für den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Schalke 04 bestritten, im Jahr 2010 war er für Ghana bei der Fußball-WM in Südafrika dabei. Nach dem Abschied von der Bundesliga-Bühne blieb Sarpei im Show-Geschäft. Bei der Fernsehsendung „Let‘s Dance“ gewann er 2015 das Finale und es entwickelte sich ein Hype um den stets gut gelaunten Ex-Profi. Mit seinen 580 000 Facebook-Followern übertrifft er beispielsweise den BundespräsidentenFrank-Walter Steinmeier (gut 100 000) um ein Vielfaches.

Nach Richrath bringt ihn nun seine Fernsehsendung „Hans Sarpei – das T steht für Coach“. Das Prinzip: Der Ex-Profi übernimmt, unterstützt durch Comedian Marek Fis und den Youtuber Metehan Volkan, für einige Einheiten das Zepter bei einem unterklassigen Verein und bereitet die Amateure auf das anstehende Meisterschaftsspiel vor. Als eine von fünf Mannschaften aus rund 1000 Bewerbern wurde dafür auch die zweite Mannschaft des TuSpo Richrath auserwählt. Und so übt der C-Kreisligist nun an diesem kalt-nassen Abend unter Sarpeis Regie für die sportlich wichtigste Partie des Jahres.

„Bei so einem Spiel geht es nicht darum, wer die bessere Mannschaft ist. Entscheidend ist, wer heißer und williger ist. Wir gehen jedes Mal mit dem Ziel an die Sache heran, aus den Jungs das Beste herauszuholen. Das ist bei jeder Mannschaft unser Anspruch. Wir wollen die Jungs schon jetzt so heiß machen, dass sie es im Spiel dann abrufen werden“, sagt Sarpei. Auch Andi Barth, Produzent der Sendung und ehemaliger Landesliga-Fußballer, hofft in Richrath in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeitspanne etwas Positives bewirken zu können: „Wenn Trainer und Mannschaft bereit sind, die Sachen anzugehen, die noch nicht so gut klappen, dann kann sich tatsächlich langfristig etwas verändern. Wir haben teilweise noch Kontakt zu Mannschaften, die wir vor Jahren einmal betreut haben. Und kurzfristig ist es für viele natürlich eine Motivation, dass ein ehemaliger Profi und die Kameras dabei sind. Das macht häufig etwas aus.“

Bereits am Tag zuvor hatte Sarpei seine erste Einheit in Richrath geleitet. Dabei ging es vor allem darum, die Spieler kennenzulernen. Beim zweiten Treffen stehen nun unter anderem taktische Inhalte auf dem Programm – und der eine oder andere Kniff für Standard-Situationen. „Wenn wir irgendwo hinkommen, befürchten wir erst mal immer das Schlimmste, aber hier haben wir eine Mannschaft vorgefunden, die weiß, was sie tut. Sie steht zu Recht da oben und spielt um den Aufstieg mit“, findet Sarpei. Richraths Stammtrainer Stephan Grallert hört es gerne: „Solch ein Lob freut mich natürlich. Das zeigt uns, dass unsere Arbeit Früchte trägt.“

Dass die Kurzzeit-Liaison zwischen Sarpei und dem C-Ligisten bei aller Expertise des ehemaligen Bundesliga-Profis durchaus auch Risiken mit sich bringt, ist den Richra-thern bewusst. Schließlich könnte sich die ungewohnte Aufmerksamkeit eventuell negativ auswirken. Unter dem Strich, so die Hoffnung, sollen jedoch die positiven Aspekte überwiegen. Das sieht der Richra-ther Rechtsaußen Oleg Karpow ebenfalls so: „Das hat man nicht alle Tage und das gibt uns natürlich einen Motivationsschub. Und im Training merkt man absolut, dass er es absolut ernst meint.“

Die Erfolgsquote spricht bis jetzt auf jeden Fall für Sarpei und seine Kollegen. Alle sechs Mannschaften, die im Rahmen der Sendung bei Aufstiegsspielen unterstützt wurden, haben am Ende den Sprung nach oben geschafft. Diese Serie könnte jetzt gerissen sein. Richrath verlor das Derby beim VfB mit 1:4. Trotz eines Ex-Profis auf der Trainerbank.

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