Motorsport Klarer Fall: Die vererbte Leidenschaft

Langenfeld · Wo Bergmeister draufsteht, ist fast immer Motorsport drin. Nach Wilhelm, Willi, Tim und Jörg Bergmeister lebt die Liebe zum hohen Tempo in der vierten Generation weiter. Jakob Bergmeister (sieben) gab ein vielversprechendes Kart-Debüt.

Manche sagen, dass Motorsportler voller Leidenschaft Benzin im Blut haben. Möglicherweise kann diese biologisch und chemisch erstaunliche Mischung sogar vererbt werden — wobei in diesem Fall ausschließlich die männlichen Familienmitglieder direkt betroffen sind. Wilhelm Bergmeister war vor und nach dem Zweiten Weltkrieg als Werksfahrer für Zündapp und Herkules ein erfolgreicher Motorrad-Rennsportler. Seinem Sohn Willi untersagte er zwar den Sport auf zwei Rädern, nicht jedoch den mit vierrädrigen Fahrzeugen.

Hier brachte es Willi — passend zum Namen — unter anderem zur Deutschen Bergmeisterschaft und zum Tourenwagen-Europameister. Ganz klar: Die Söhne Tim und Jörg "mussten" ebenfalls dem Virus Motorsport nachgeben. Jörg ist heute als Porsche-Werksfahrer schnell auf den Strecken der Welt unterwegs, während Tim in wechselnden Einsatzgebieten zu Hause ist. Nun steht sogar die vierte Generation der Motorsport-Verrückten in den Startlöchern: Jakob Bergmeister, Enkel von Willi, Sohn von Tim und Neffe von Jörg, hat sein erstes offizielles Rennen hinter sich. Der Siebenjährige durfte bei der Kart-Challenge in Kerpen starten, weil er in diesem Jahr noch acht wird. Logisch: Auch der jüngste Bergmeister denkt nicht daran, hinterherzufahren.

In den drei Läufen auf dem 1,257 Kilometer langen Kurs belegte Jakob Bergmeister unter schwierigen Bedingungen (viel Regen) die Plätze eins, drei und zwei. "Das hat er gut gemacht", lobte Vater Tim, der sich in seinem Urteil auch von den Verantwortlichen des Veranstalters bestätigt sah. Kein schlechtes Omen: Der inzwischen von drei lokalen Sponsoren unterstützte Jakob Bergmeister fährt fürs Team "GN" — wohinter sich Gerhard Noack verbirgt, der in Kerpen einen Kartsport-Handel betreibt. Unter Noacks Augen zeigten vor Jahren bereits die Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und Sebastian Vettel ihr Können auf Karts. "Jakob hat mehr Talent als sein Vater und sein Onkel", betont Tim Bergmeister.

Willi Bergmeister bestätigt die Einschätzung: "Vom Talent her ist er viel weiter." Als stolzer Großvater ist er ohnehin nicht ganz unbeteiligt am Lauf der Dinge. Als Jakob zweieinhalb Jahre alt war, bekam er vom Opa schon ein Mikro-Kart geschenkt. "Das war einfach eine Pflicht", findet Willi Bergmeister, der seinen Enkel auch als Schrauber am Kart nach Kräften fördert.

Die rund sieben PS starken Karts erreichen wegen ihres geringen Gewichts in der Spitze eine Geschwindigkeit von knapp 100 Stundenkilometern. Dass der Motorsport mit Risiko verbunden ist, weiß jeder Bergmeister — und keiner besser als Tim, der vor gut einem Jahr (Anfang Mai 2012) in Japan mit einem Porsche einen heftigen Unfall hatte und sich über ganz viel Training wieder ins Geschäft zurückkämpfte. "Ich habe damals erst gedacht, dass Jakob vielleicht nicht mehr fahren will", erzählt Tim Bergmeister. Insgeheim dürfte er allerdings geahnt haben, dass Benzin im Blut irgendwie stärker ist — und sich sogar über Generationen vererben lässt.

(RP/rl)
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