„Keine Zeit für Angst“

Motorsportler Jörg Bergmeister erlebte beim Rennen „Petit Le Mans“ in Georgia eine atemberaubende Achterbahnfahrt. Der Langenfelder überstand zwei extrem heikle Situationen und sicherte sich noch den Sieg.

Jörg Bergmeister kann auch mit ein bisschen Abstand nur den Kopf schütteln. „Das war chaotisch“, erzählt der 30-Jährige. Der Motorsportler gewann in Braselton (Georgia) nach verrückten 1000 Meilen und gut neun Stunden das Rennen „Petit Le Mans“. Der angenehme Neben-Effekt: Bergmeister, der Titelverteidiger, ist nun im Kampf um die Meisterschaft in der American Le Mans Series 2006 (ALMS) wieder dick im Geschäft. Davon hätte er vorher kaum zu träumen gewagt – erst recht nicht angesichts der turbulenten Ereignissen mitten auf der Strecke.

Gerade 13 Minuten lagen hinter den Fahrern, als Gefahr drohte. Bergmeister wollte im Porsche 911 GT 3 RSR von Petersen Motorsports/White Lightning Racing aus Las Vegas (Nevada) ein schnelleres Auto aus der Prototypen-Klasse vorbeilassen. „Da war reichlich Luft“, sagt Bergmeister. Der Schwede Stefan Johansson kam trotzdem nicht ohne Weiteres vorbei. Seine Aktion hätte den Langenfelder, der sich heftig drehte, um ein Haar in die Begrenzungsmauer befördert. Es fehlten nur ein paar Zentimeter.

Neue Schrecksekunden

Dafür stand der Porsche quer auf der Strecke. Bergmeister überstand die heikle Situation allerdings und machte sich auf die Aufholjagd, bei der er sich mit seinem US-Teamkollegen Patrick Long abwechselte. In der dritten Rennstunde musste Jörg Bergmeister die nächsten Sekunden des Schreckens überstehen. Am linken Hinterreifen löste sich die Lauffläche vollständig ab, sodass der Porsche erneut zum Hindernis wurde. „Das Auto ist bei Tempo 260 einfach im rechten Winkel abgebogen“, berichtet der Langenfelder fast im Plauderton, „und ich bin dann auf drei Reifen zur Box getuckert.“ Besonders viel Nachdenken kam in der zweiten heiklen Situation nicht in Frage: „Da bleibt einem keine Zeit, Angst zu haben.“

Zwei Runden Vorsprung

Das Comeback gelang so gut, dass Bergmeister/Long das Feld noch einmal von hinten aufrollen konnten. Der Petersen-Porsche eroberte sich die Führung zurück und lag im Ziel zwei Runden vor dem ersten Verfolger in der GT-2-Klasse. „Alle haben einen unglaublichen Job gemacht“, betont Bergmeister, „und das Auto war perfekt.“ Ähnlich perfekt soll das Saisonfinale am 21. Oktober in Laguna Seca (Kalifornien) werden. Ein zusätzlicher Grund: Team-Eigner Michael Petersen hat eine Extra-Prämie ausgesetzt. Das ganze Team fliegt im Fall der Titelverteidigung für fünf Tage nach Hawaii. „Da wäre klasse“, findet Jörg Bergmeister. Das Saisonfinale braucht deshalb ja nicht gleich das nächste Chaos zu werden.

(RP)
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